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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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ihn anrührt – nur mich nicht."
    Zumeist ergötzte sich der König: "Dein Bär ist trefflich geschult; versteht er noch andre Künste als Tanzen?"
    "Noch vielerlei Spiele versteht er, König Oserich, und besser als die meisten Männer. Soweit ich durch die Welt gefahren bin, fand ich kein grösser Kleinod als meinen Bären." Da bat der König den Spielmann, er möge ihm eine Kurzweil mit dem Bären erlauben. "Das sei dir gestattet," sprach Isung, "wenn zu ihn nicht allzu sehr necken willst."
    "Ich will meine Jagdhunde auf ihn loslassen, zu erproben, wie stark der Bär ist."
    "Herr König, das wäre nicht wohlgetan; denn wenn der Bär dabei umkäme und zu bötest mir all dein Gold als Busse – ich nähm’ es nicht; zerreisst aber der Bär deine Hunde, dann wirst du zornig und deine Leute erschlagen mir ihn."
    "Versage mir das nicht, Spielmann, ich muss meine Hunde auf ihn hetzten; aber ich gelobe dir, dass weder ich noch meine Leute deinen Bären angreifen sollen."
    Da willigte Isung ein, und der nächste Tag wurde dazu bestimmt.
    In der Burg ward nur gesprochen von Isung und dem Bären und dem kommenden Spiel; so war auch zu Wittig im Kerker die Kunde gedrungen; er vermutete, dass der getreue Spielmann gekommen sei, ihn durch irgendwelche List zu befreien; die Hoffnung lieh ihm neue Kraft; er begann, seine Bande zu zerreissen.
    Am nächsten Morgen ging’s vor die Burg hinaus auf ein weites Feld; ein grosser Zug folgte dem König, darunter seine beiden Riesen; die mussten immer um ihn sein, den dritten hatte er verabschiedet. Widolf ging in Eisenbanden, damit er niemand Schaden tue. Auch Frauen und Kinder kamen herzugelaufen, das Spiel anzusehen.
    Der König liess nun sechzig Hunde gegen den Bären lösen; die liefen ihn zugleich an; der Bär ergriff den grössten und erschlug mit ihm zwölf der andern, – da ward der König zornig; er sprang auf den Bären zu, zog das Schwert und hieb ihm auf den Rücken. Die Klinge durchschnitt das Bärenfell, aber die Brünne darunter blieb unversehrt. Der König ging zurück; doch der Bär riss Isung dem Spielmann das Schwert von der Seite, lief dem König nach und hieb ihm das Haupt ab. Sodann sprang er gegen die Riesen; erst gab er Abentrod den Tod und darauf dem gebundenen Widolf. So liess Oserich sein Leben zugleich mit seinen Riesen, an denen er einen so grossen Trost zu haben glaubte.
    Die Männer, die waffenlos dabei standen, flohen entsetzt bei dem Fall ihres Königs; sie dachten, ein Unhold stecke in dem Bären.
    Wildeber lief nun in die Burg und rief nach seinem Freunde Wittig; der hatte sein Gefängnis unterdessen erbrochen und kam hervor. Die Gefährten erschlugen, wer ihnen Widerstand leistete. Wittig fand bald seinen Hengst Schimming und all sein Gewaffen, nur Mimung fehlte. Nun riss Wildeber die Bärenhaut ab und zeigte, wer er war. Zu spät erkannten die Feinde, dass kein Unhold, sondern ein tapferer Held ihren König erschlagen hatte. Die Nächststehenden griffen zu den Waffen, aber die Berner sprangen auf die Rosse und ritten eilig davon; sie hatten nicht versäumt, zuvor Gold und Silber aus des Königs Schatz zu nehmen, soviel sie konnten. Sie mieden die bewohnten Gegenden und die grossen Heerstrassen, bis sie ins Heunenland und zu König Etzel kamen. Hocherfreut, Wittig frei und heil wiederzusehen, liess er sich alles berichten: "Fürwahr," rief er dann, "ein gewaltiger König ist Dietrich und herrlich sind seine Genossen; jeder setzt Ehre wie Leben für den andern ein. Und besser wäre meine Freundschaft König Oserich gewesen, als solcher Tod." Die drei nahmen Abschied und ritten nach Bern zu König Dietrich.
    Freudigen Willkomm rief der ihnen entgegen, als sie in seine Halle traten. Ausführlich musste der Spielmann alles erzählen. Reichen Dank erntete Wildeber, und weit über die Lande ging seitdem der Ruhm seiner kühnen Tat.
    Die Wilkinen erhoben Hertnit, Oserichs Neffen, zu ihrem König.
2. Wittig erschlägt Rimstein und gewinnt Mimung zurück.
    Wittig grämte sich wegen seines verlornen Schwertes: "Und finde ich den Mann, der Mimung trägt, so lasse ich mein Leben, oder gewinne das Schwert zurück," sprach er zum König.
    "Du brauchst nicht weit nach ihm zu suchen," antwortete Dietrich: "Der Mann ist Heime, unser Genosse, er nahm Mimung, als du gefallen warst."
    Nun sandte damals Ermenrich aus Romaburg Dietrich Botschaft, dass er ihm beistehen möge wider seinen Lehnsmann Rimstein, der ihm den schuldigen Zins verweigerte. Dietrich brach auf mit

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