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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Hausfrau Frigg passt. Die Göttin Hludana, nur in Inschriften genannt, wird gedeutet auf Hlôdyn, die Mutter Thor-Donars, also Jörd.] ein, welche unweigerlich gespendet werden müssen, eine Erscheinung, welche bei solchen Umzügen sehr oft begegnet und immer auf die alte Beitragspflicht zu dem gemeinsamen Opferfest und Opferschmause hinweist.
    Die Bercht-Frau ist die leuchtende Frau; wir sahen, sie ist in glänzend Leinen-Weiss gekleidet; so ist es denn Frigg, welche als "weisse Frau" heute noch in vielen Schlössern umgeht und als Ahnfrau gar manches Fürstengeschlechts [Fußnote: So der Hohenzollern; eine Gräfin von Orlamünde. Während ich dies schreibe, hat, in der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 1884, ein Posten im königlichen Schlosse zu Berlin dienstlich gemeldet; dass er die weisse Frau in einem abgelegenen Gange habe wandeln sehen; die Untersuchung überführte einen weissgekleideten Küchenjungen.] verehrt wird; sie erscheint warnend, mahnend ihren spätesten Sprösslingen, wann Gefahr sie bedroht [Fußnote: Z. B. ein Sprössling des Geschlechts sterben wird, wobei die sonst weisse Frau schwarz oder halb schwarz erscheint; – eine Erinnerung an Hel als Grundlage Friggas.] oder schwere Verbrechen in dem Hause begangen sind. Wie auf Odin führten also Königs- oder Fürstengeschlechter ihren Ursprung auch auf Odins Hausfrau zurück; die weisse Frau (meistens heisst sie "Bertha", d. h. eben Berahta); – so die von Neuhaus in Böhmen, welche dies Schloss erbaute und den Arbeitern als Lohn einen "süssen Brei" versprach, d. h. einen Opfer- und Festschmaus, der heute noch daselbst am grünen Donnerstag unter die Armen verteilt wird; Krapfen dürfen dabei nicht fehlen. Bestimmte Speisen: Fische (mit Hafergrütze), Heringe (mit Klössen) werden auch sonst zu Ehren der Berchtfrau gegessen. Ihre Festabende sind Fastnacht und auch der Dreikönigsabend, der deshalb auch Berchtenabend [Fußnote: Der "Bohnenkönig", der an diesem Abend aufgestellt wird – derjenige Gast, auf dessen Teil die in den Festkuchen verbackene Bohne trifft – geht aber auf diese weibliche Göttin nur dann, wenn er als ihr Bräutigam oder Liebling zu fassen ist, wofür es an Stützen fast ganz gebricht.] heisst.
    Die weisse Frau wie die Berchtfrau und die Königin Bertha ist die Segen und Gedeihen spendende "grosse Göttin" (ursprünglich Nerthus und auch Hel). Als solche heisst sie die "gute Frau", la bonne dame, bona socia, auch wohl Dame Abonde, Abundia, d. h. Überfluss. Die holde Frau (Frau Holle, Hullefrau [Fußnote: Wenn es schneit, sagt man; "Frau Holle schüttelt ihr Bett"; Odins Gemahlin wohnt neben ihm in den Lufthöhen und regiert deren Erscheinungen; ein Musterbild der guten Hausfrau muss auch der Betten pflegen. Anderwärts wird der Schnee mit Hilde (= Freya, s. unten Walküren) in Verbindung gebracht; so in der Sage von Hilde-Schnee; Ludwig der Fromme baute zu Ehren Marias (= Freya) zu Hildesheim eine Kirche in dem Umfang eines wunderbaren Schneefalles.] ) ist sie als die milde, hilf- und segenreiche; so heisst sie bei Franken, Hessen, Thüringen; wenn sie "im hohlen Stein", im tiefen Berg, unter der Erde, auch wohl in einem Brunnen oder unter einem See, ihre Wohnung hat, so ist das Erinnerung daran, dass sie, die Erdgöttin, ja auch die Unterweltsgöttin war. Und daraus erklärt es sich nun auch, dass die Holde auch unhold, die Weisse schwarz und finster, strafend, drohend werden kann gegen den Schuldigen, der ihre Rechte, ihre Ehre verletzt, der fürwitzig, ohne Scheu dringen will in ihre ehrwürdigen Geheimnisse, in die Unterwelt, die nicht von Lebenden zu beschreiten ist. Daher erklärt sich, dass die schöne, hilfreiche Göttin auch furchtbar, hässlich, grauenhaft, grausam erscheinen mag.
    Mit liebenswürdigem Scherz und tiefer Menschenkenntnis verwertet die Sage die alte Wahrheit, dass auch dem gewaltigsten Mannesgeist Frauenlist, zumal dem Ehegemahl gegenüber die Klugheit der Ehefrau, überlegen ist. Besonders wirksam muss dies hervortreten, wenn es kein geringerer ist als der oberste der Götter, der geistgewaltige Odin selbst, an dem diese alte Erfahrung sich bewährt; er, der alle andern Wesen zu überlisten pflegt, durch seiner Runen, durch seiner tiefgründigen Gedanken Weisheit, – er muss sich durch Frau Frigg überlisten lassen; ganz wie andre gewöhnliche Eheherren auch.
    In mehreren Bildungen führt dies die Sage aus.
    So überlistet einmal Frigg (noch unter dem Namen Frea = Freya) ihren Gemahl bei

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