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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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der Zuwendung des Sieges an die Langobarden. Ein andermal in einer Wette, indem jeder der beiden Gatten für einen andern Liebling Partei ergreift; die beiden waren Agnar und Geirröd, die Söhne des Königs Hraudung. Diese werden als Knaben beim Fischfang mit ihrem Boot vom Sturme verschlagen an fremde, ferne Küste; ein Bauer und sein Weib nehmen sich der Kinder an und erziehen sie als ihre Pflegekinder, der Bauer den jüngeren Geirröd, die Bäuerin den älteren Agnar; Bauer und Bäuerin waren aber Odin und Frigg. Nach längerer Zeit gab beiden der Bauer ein Schiff, dass sie wieder nach Hause gelangen konnten; er sprach aber, als die Gatten beide an den Strand geleiteten, allein flüsternd, mit Geirröd. Sie hatten guten Wind (Odins-Wind) und kamen an die Küste ihres väterlichen Reichs. Da sprang Geirröd, der sich vorn ins Schiff gesetzt hatte, ans Land, stiess aber das Schiff mit dem Fusse zurück und rief dabei: "Fahre hin in böser Geister Gewalt!" Diesen argen Rat hatte ihm der Bauer geraunt. Das Boot trieb hinaus in die wilde See und verschwand vor Geirröds Augen. Der aber ging hinauf zu seines Vaters Burg; dieser war eben gestorben, Geirröd ward zu seinem Nachfolger gekoren und gewann grosse Herrlichkeit. Da sassen eines Tages Odin und Freya auf Hlidskialf und schauten über die Welt hin. Da sprach Odin lachend: "Siehest du, Frigg, deinen Liebling Agnar? In einer Höhle sitzt er und hat Kinder mit einer schnöden Riesin; aber mein Pflegling Geirröd ist König im Lande." Frigg erwiderte: "Er ist aber solch ein Neidling, dass er seine Gäste foltert; er fürchtet, der Geizige, allzu viele möchten zu ihm kommen." Odin sprach: "Das ist eine grosse Lüge." Und wetteten beide hierüber. Frigg aber schickte insgeheim ihre Schmuck-maid (eski-mey) Fulla zu Geirröd und liess ihn warnen vor einem mächtigen Zauberer, der in sein Land kommen werde; und als Erkennungszeichen gab sie an, kein noch so böser Hund werde sich wagen an jenen Mann. Es war nun gar nicht wahr, dass Geirröd gegen seine Gäste ein so geiziger Wirt war. Aber jenen Wanderer, an den kein Hund sich wagte, liess er greifen; der trug einen blauen Faltenmantel und nannte sich Grimnir, mehr Bescheid aber gab er auf keine Frage. Der König liess ihn foltern, bis dass er spräche, und setzte ihn zwischen zwei Feuer. Und sass er so acht Nächte. Des Königs Knäblein, Agnar, zehn Winter alt, erbarmte das; es ging mit vollem Horne zu dem Gepeinigten, gab ihm zu trinken und sprach, übel tue der König, ihn, den Schuldlosen, zu peinigen. Da war das Feuer so nah, dass es schon den blauen Mantel ergriff. Der Wanderer hebt nun an, ungefragt, seine Weisheit zu enthüllen; er verheisst Agnar, der allein sich seiner angenommen, reichen Lohn und schliesst, indem er, seine zahlreichen Namen aufzählend, sich Odin nennt. Da sprang der König hastig auf und wollte den Gast aus den Feuern führen; aber das Schwert, das er, halb aus der Scheide gezogen, auf den Knien liegen hatte, glitt nun heraus, das Heft nach unten, und fuhr dem strauchelnden König in den Leib, dass er starb. Odin verschwand und Agnar ward König auf lange Zeit; dieser Sohn Geirröds ist in Wahrheit eine Wiederholung des verratenen Bruders Agnar.
    Später wird solcher Wettstreit der beiden göttlichen Gatten dem Gegenstand nach immer tiefer herabgezogen vom Schwank, so dass sie streiten und wetten über das beste – Bier [Fußnote: Freya und Frigg sind geweiht und ihren Namen tragen; das Sternbild Orions-Gürtel, auch Jakobs-Stab oder Spindel; es heisst Frigge-Rock, Freye-Rock (Freyr-Spindel), später Mariä-Rock. Eine Orchidee (orchis odoratissima, satyrium albidum), zu Liebestränken verwendet, heisst Friggas-Gras; mehrere Farne (adiantum, polypodium, asplenium) heissen Frauen-Haar, capillus Veneris, isländisch Freyju-Haar, dänisch Frue-Haar, norwegisch Mari-Gras. Vgl. Frauen-Schuh (cypripedium), Frauen-Flachs (cuscuta), Frauen-Nabel (cotyledon); auch in Marien-Blume (bellis), –Distel (carduus Marianus), –Flachs (antirhinum linaria), –Mantel (alchemilla vulgaris), ist vielleicht Maria an Stelle der Göttinnen getreten, wie zweifellos in Marien- oder heute noch Frauen-Mäntelchen (aphanes), Marien- oder Frauen-Rose, bald bellis, bald rosa canina, Frauen- oder Marien-Käfer, Frauen-Eis (lapis specularis).] !
    IX. Die Nornen.
    Wir sahen: nicht die Götter, auch nicht der weitaus mächtigste und weiseste der Asen, auch Odin nicht, "machen" das Schicksal der Welt, der Götter und

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