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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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ihre Wäsche daran auf, was gut Wetter bedeutet. Aber sie hängen auch Menschen daran, sie strafend zu töten. Der Zug, dass zwei der Nornen übereinstimmend Gutes wollen und fügen, – sie sind: "Heil-Rätinnen", – die dritte aber eigensinnig und böswillig widerspricht, wiederholt sich sehr oft in den Sagen und Märchen von den drei Schwestern.
    Dieselben werden auch häufig aufgefasst als Hüterinnen eines Hortes, der in dem Schosse der Erde in einem tiefen Berge liegt; und dadurch ergeben sich nun freilich Beziehungen zur Unterwelt, zu Hel. Ein Hahn kräht in ihren Burgbergen; – wie der Hahn im Saale Hels – ein Hund bewacht den Hort, wie den Eingang zu Hel und zu den Nornen – eine Schlange, ein Drache, ein Wurm [Fußnote: Auch wohl "knöcherne Pferdehäupter" finden sich, Grauen erregend, auf hohen Stangen dräuend aufgesteckt, neben dem Schatze. Hel reitet auf einer grauen, dreibeinigen, elenden Mähre, zur Zeit von Seuchen, um, und holt damit die schnellsten Reiter ein. – Man steckte die Häupter der den Göttern geopferten und bei dem Opferschmause verzehrten Pferde auf hohe Stangen, böse Geister zu verscheuchen, fern zu halten von den Wohnungen. Daher heute noch die aus Holz geschnitzten Pferdehäupter auf den Dächern der niederdeutschen, zumal westfälischen Bauernhäuser; dabei fühlte man sich unter dem Schutze der Götter, denen man eifrig geopfert hatte, und die durch die Pferdehäupter an die ihnen dargebrachten Opfer und an die dafür geschuldete Schutzpflicht gemahnt wurden. – Übrigens auch zu bösem Zauber errichtete man solche Neidstangen oder gab den "Drachen", d. h. Schiffen, vorn am Bugspriet, solche Schreckbilder, um die guten Geister und Schützer des Landes, die "Land-wättir", zu verscheuchen, was freilich bei schwerer Strafe verboten war (s. unten; Elben).] hütet den Hort, wacht auf dem roten Golde des unterirdischen Schatzes. Dieser Schatz liegt nicht unbeweglich wie totes Geld; er hebt sich und senkt sich, "er blüht", spricht die Sage; an einem Tag in viel hundert Jahren wird er sich so gehoben haben, dass er offen zu Tage liegt und ein Sonntagskind oder ein andrer Auserwählter des Schicksals, der gewisse fast unmögliche oder doch nur in vielen Jahrtausenden einmal zutreffende Zufalls-Übereinstimmungen in seiner Person vereinigt [Fußnote: Z. B. der zur Erlösung Berufene muss geboren sein Schlag Mitternacht oder Mittag zwölf Uhr eines bestimmten Sonntags, bei bestimmtem Nebeneinanderstehen gewisser Sterne; seine Wiege muss aus dem Holz eines wilden Kirschbaumes gewesen sein; der muss gewachsen sein auf dem höchsten Turm einer Burg, wohin ein Häher oder der Rabe Odins den Kern getragen hatte aus einem bestimmten Walde zu bestimmter Zeit.] und der dann noch obenein als furchtloser Held (Siegfried) die Schrecknisse nicht scheut, welche den Hort umgeben (Wolf, Hund, Drache, grauenhafte Weiber), der mag den Hort heben. Damit ist dann zugleich erlöst die verzauberte Jungfrau, auf welcher der Fluch lastete, als Drache oder als dreibeiniges Pferd, oder als Kröte, oder als hässliche Alte so lange neben dem Schatz in der Unterwelt zu harren, bis der Auserkorene durch alle Schrecken zu ihr dringt, mutig sie küsst und so die Erlöste selbst und ihren Hort gewinnt.
    Der Sinn ist wieder der gleiche wie bei Dornröslein und Gerda: der Schatz ist nicht tot, er lebt; d. h. es sind die Lebenskräfte der Erde, welche Getreide und alle Vegetation erzeugen, von höchstem Segensreichtum für den Menschen; aber vom Tode der Sommerwärme an gefesselt und gebunden in dem Schosse der Erde, in der Unterwelt, aus der nicht jeder nach Reichtum Gierige, sondern nur der sie heben kann, welcher treuesten Fleiss, furchtloses Eindringen in die Erde und die Gunst des Himmels in seiner Person vereint. Freilich sind nicht alle Züge der mannigfaltig ineinander verschlungenen Sagen hieraus gleichwie aus einem Mittelpunkt zu erklären; die Einbildungskraft hat auch hier frei geschaltet. Und im Mittelalter sind dann christliche Vorstellungen, bis zu voller Verhüllung der ursprünglichen Bedeutung, um die "drei Schwestern" gefaltet worden; sie sollen Stifterinnen eines Klosters, einer Kirche, Wohltäterinnen der ganzen Gegend gewesen sein; wobei dann freilich unbegreiflich bleibt, weshalb ihre Burg, samt ihnen selbst, versunken ist, und sie, der Erlösung bedürftig, im Schosse der Erde harren, so dass man Messen für sie stiftet, Gebete für sie spricht.
    Hat man den drei Nornen doch sogar die

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