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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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ausgerottet sind, durch jedes neue Blutvergiessen neu entzündet und auch die persönlich ganz Unschuldigen (Giselher in den mittelhochdeutschen Nibelungen) erbarmungslos mit dem ehernen Tritt der Notwendigkeit dahinstürzend. Dabei ist es die der älteren Zeit angehörige Auffassung, dass das rächende Weib auf Seite ihrer Brüder, die jüngere, dass sie auf Seite des gemordeten Gemahls tritt. Jenes Schwert, das, wenn einmal gezogen, nicht wieder in die Scheide fährt, bis es eines Mannes Tod geworden, ist ebenfalls ein schaurig schönes Bild der Blutrache, die, einmal entfesselt durch Blutvergiessen, nur nach neuem Blutvergiessen rastet. Und so schreitet jene gewaltige Gestalt der Krimhild als späte Nachwirkung der Walküre Hilde furchtbar durch die germanische Dichtung hin; die Weib gewordene Blutrache, ursprünglich nicht eine "Walandine", wie sie Hagen schilt, sondern eine Göttin oder doch eine Walküre.
    Noch in christlicher Zeit hat eine Sage es ausgedrückt, dass Hilde ursprünglich Freya selbst war [Fußnote: Hilde, Frau Hilde als gleichbedeutend mit Freya (oder Frigg), ward viel verehrt; Spuren davon sind der niederländische Name der Milchstrasse "Vrou-elden-straet" Frau-Hilden-Strasse; auch zusammengezogen Ver-elde, eine Göttin des Spinnens , ("Ver" aus Frau). – Aus Verelde ward Pharaildis; so sollte heissen die Tochter des Herodes (sonst Herodias); sie liebt Johannes den Täufer; weil er sie zurückweist, fordert sie sein Haupt; als es vor ihr auf der Schüssel liegt, will sie es küssen, aber es weicht zurück und bläst gewaltig gegen sie, dass sie, wie vom Sturmwind gewirbelt, durch die Lüfte fliegen und tanzen muss ohne Unterlass; nur von Mitternacht bis zur ersten Hahnenkracht darf sie rasten; dann sitzt sie trauernd auf Eschen oder auf Haselgebüsch. Nach andrer Fassung muss sie an der Spitze des wilden Heeres neben Wotan durch die Lüfte jagen, – wobei ihre Walkürenart sich deutlich bekundet.] . Deren Schmuck ist das kostbare Halsgeschmeide Brisingamen, welches ihr vier zauberkundige Zwerge geschmiedet – nach später, schmähender Erfindung um den Preis ihrer Liebesgunst. Odin lässt es ihr durch Loki stehlen und will es ihr nur zurückgeben, wenn sie – und hier erscheint sie als die zum Kampf treibende Walküre – zwei mächtige Könige, von denen jeder über zwanzig Jarle gebietet, verfeindet und zum Kriege fortreisst, dabei aber die Erschlagenen immer wieder zum Kampf erweckt, bis dereinst ein christlicher Held diesem Zauberbann ein Ende mache. Die Sage verrät gar vielfach ihren späten, künstlichen Ursprung; weshalb bedarf Odin Freyas zu jenem Kampfschüren, was er durch seine Runen am besten selbst versteht? Welchen Vorteil hat für Odin die Geisterschlacht, welche die Zahl der Einheriar nicht vermehrt? Die Erfindung verherrlicht lediglich das Christentum, welches durch König Olaf Tryggvason die Blutrache abzustellen trachtet, während diese nach der alten heidnischen Sage bei dem Kampf der Hedninge fortraset bis zur Götterdämmerung. Man nimmt an, dass die Sage von Hilde und Högni in der Gudrunsage weiter tönt (s. unten). Wie Hilde ist auch Brunhilde aus Freya (oder Frigg) hervorgegangen. Sie ist Walküre, hat sich aber ganz dem Helden Agnar zum Dienste geweiht, so dass sie in dem Kampfe mit Hjalmgunnar, dem Odin den Sieg bestimmt hatte, diesen durch Agnar erschlagen liess. Da entbrannte furchtbar Odins Zorn über die "Sigr-drifa"; er nahm ihr die Walkürenschaft und bestimmte sie zur Ehe. Brunhild aber schwor, keinen zum Manne zu nehmen, der sich fürchten könne (was Odin der noch immer geliebten gewährt, muss man hinzudenken, wenn man nicht solches Gelübde als auch für Odin unantastbar ansehen will). Odin stach ihr nun den Schlafdorn in das Haupt und umgürtete sie und die Burg, in welcher sie lag, mit "wabernder Lohe (Wafurlogi), die nur durchschreiten mag, wer Furcht nicht kennt; es ist die Glut des Scheiterhaufens; Brünhild gilt als wirklich gestorben und verbrannt; sie weilt nun bei Hel (wie Gerda) und der Held, der zu ihr gelangen und sie durch seinen Kuss aus dem Todesschlaf erwecken will, muss in die Unterwelt eindringen, was von je als höchste Heldentat für Götter und Halbgötter (Odin als Nornagest, bei den Griechen Herakles) gilt.
    Hier wölbt sich wieder die Brücke aus der Götter- zu der Heldensage; ursprünglich ist es Odin selbst, der durch die Waberlohe in die Unterwelt eindringt, dann Freyr, später in dessen Vertretung Skirnir und zuletzt

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