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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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stösst, wann die Riesen heranreiten zum letzten Sturm auf Asgards goldene Höhen [Fußnote: Dies Horn soll, wie man eine Stelle deuten will, unter dem Weltenbaum geborgen und erst, um zu jenem letzten Kampfe zu rufen, hervorgeholt werden.] . Man hat ihn unter anderm Namen wiedergefunden als Rigr; als solcher wandert er über die Erde hin und wird der Vater der verschiedenen Stände [Fußnote: Der Jarle (Adel), Karle (Gemein-freien), Thräle (Knechte), die er aber freilich in Halle, Haus, Hütte schon vorfindet.] .
    Auch Iring soll er heissen und nach ihm die Milchstrasse "Iringstrasse [Fußnote: Den Strassen am Himmel entsprechen Strassen auf Erden; mit Iring wird in der Heldensage stets Irmin zugleich genannt; auf Irmin hat man die Irmensäule zurückgeführt, von der vier Strassen nach den vier Winden liefen; England ward von Mitternacht nach Mittag durchschnitten von Erminge-strete; Iringstrassen hat man, wie am Himmel, auch auf Erden vermutet; der Himmelswagen heisst auch Irminswagen; hieraus hat man Iring (Heimdall) und Irmin als Brüder und als Wegegötter der Himmels- und Erdenstrassen gefolgert mit sehr zweifelhaftem Recht. – Ohne Zweifel aber hängt der Name der Hermionen und der der Hermunduren (der späteren Thüringe), bei denen Irming, Irminfrid und Iring begegnen, mit der Irminsul und dem Irminwagen, mit einem Gott oder Halbgott Irmin zusammen.] " benannt sein. Er ist also ein Gott des Himmels, der Luftregion, als solcher eine Seite (ein Sohn) Odins; als seine Mutter wird anderwärts die Erde bezeichnet. Auch der "Schwert-As" heisst er und mit dem Schwertgott Eru wird er zusammengehalten. Seinen Namen hat man gedeutet als "Dolde (d. h. Spitze) des Heims", d. h. der Erde, des Weltbaumes; daher heisst seine Wohnung Himinbiörg, Himmelsburg; daher, als ein Gott des lichten Äthers, mag er der "weisse" heissen; daher führt er, hoch da oben wachend, das krumme Horn, d. h. die Mondsichel. Sein Ross heisst Gulltopr (Goldwipfel) und er hat goldene Zähne, also ein Gott des himmlischen Sonnenlichts. Daher heisst er auch "der sich Neigende", da ihm der Monat, in dem die Sonne sich neigt, vom einundzwanzigsten Juni bis einundzwanzigsten Juli, geweiht war. Jedoch auch (wohltätigen) Regen spendet dieser Himmelsgott; als Loki, der heisse, sengende Sommergluthauch, Freyas (der jungen Erde) Halsgeschmeide Brisingamen (das frische Grün des Rasens) geraubt (d. h. versengt) hatte, da brachte es ihr Heimdall nach siegreichem Kampfe mit Loki wieder zurück; der erfrischende Regen belebt das versengte Grün aufs neue.
    Hödur, der schuldlose Töter Baldurs, und Odins wie Baldurs Rächer; Hermôdr, Widar und Wali, sind uns fast nur aus der Geschichte von des Lichtgottes Ermordung und der Erneuerung der Welt bekannt; ihre Hauptbedeutung liegt auf den Gebieten jener beiden grossen Sagen und ist dort zu würdigen. Aber einiges ist doch auch hier schon hervorzuheben.
    Wali ist das wiederkehrende Licht, welches zur Zeit der Wintersonnenwende die Tötung Baldurs, der in der Sommersonnenwende stirbt, an dem blinden Hödur rächt; er ist der Sohn Odins und der Rinda (d. h. der winterlichen Erdrinde). Sie war die Tochter eines Ruthenen-(Russen-)Königs. Odin war nach Baldurs Tod geweissagt, nur diese könne ihm einen Sohn gebären, der Baldur rächen werde. Odin naht nun in seiner Wandergestalt mit Schlapphut und Mantel jenem König, gewinnt dessen Gunst, schlägt als dessen Feldherr die Feinde und verlangt als Lohn der Tochter Hand. Der König will sie ihm geben, aber die spröde, herbe, stolze Jungfrau gibt ihm statt des Brautkusses – eine Ohrfeige. (Die Erzählung stammt aus Saxos Bericht, mit zahlreichen Vergröberungen der Götter, welche wir fast sämtlich übergehen.)
    Nun erscheint Odin als Goldschmied verkleidet und wirbt um die Maid mit künstlichen Spangen. Abermals mit einem Schlag abgewiesen, naht er als junger, blühender Krieger zu Ross und zeigt ihr seine Reiterkünste. Aber sie stösst den Werbenden so rauh zurück, dass er strauchelt und sein Knie die Erde rührt. Da berührt er sie zornig mit seinem Zauberstabe (gambantein, den Skirnir gegen Gerda brauchte) und beraubt sie so des Verstandes. Aber die Werbung gibt er nicht auf; kann doch nur Rinda Baldurs Rächer gebären. Er verkleidet sich in Frauengewand, nimmt unter dem Namen Wecha Dienst bei dem Mädchen und wäscht ihr die weissen Füsse. Da sie immer schwerer erkrankt, verheisst er, sie zu heilen, aber mit so harter Kur, dass die Kranke sie nur

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