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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Wesetis Sohn Bui bedeutet den Anbau des unbebauten Bodens. Eine andre Tochter Hâlogis, Thôrgerd Holgabrud (nordisch: Thorgerdhr Holgabrudhr), wurde wie ihr Vater durch Blutopfer und Gold- und Silbergaben in besonderen Tempeln verehrt, ebenso ihre Schwester Yrpa. Aber sie sind riesisch; deshalb ist ihrem Bruder Soti Odin feindlich, wie Thor das Gewitterfeuer in Geirröd bekämpft und die Feuerriesin Hyrrökin (s. unten Baldurs Bestattung) hasst.
    Von den Wasserriesen [Fußnote: Gewissermassen ein Wasser- und Waldriese ist (aber ein weiser, wohltätiger) jener Mimir, der am Fusse des Weltbaums an der Quelle hauset (in der Heldensage als Mime im oder am Walde); im hellen und unergründlich tiefen Wasser lag tiefste, klarste Weisheit, aus Wasserwirbeln weissagten die weisen Frauen. (Müllenhoff.)] ist vor allen zu nennen die Midgardschlange, das kreisförmig um den Erdrand geschlungene Weltmeer, der Wurm, der sich selbst in den Schweif beisst. Sie ist Thors Hauptfeindin, denn immer "sucht sie Land", d. h. trachtet sie die Dämme und Deiche zu überfluten, welche die Götter und die Menschen zum Schutze Midgards aufgerichtet haben; solche Überschwemmung vernichtet alles Bauland und alles Menschenleben.
    Wir sahen, es gelang Thor nicht, das Ungeheuer zu erlegen; sie riss sich los, als er sie geangelt hatte. Zwar floh sie, schwer verwundet, in den tiefsten Grund des Meeres; aber dereinst wird sie, wieder heil und mutig, abermals "Riesenmut" annehmen und "Land suchen". In sehr vielen Gegenden, in der Nähe von Seen, wirkt diese uralte Vorstellung nach; in dem Grunde des Sees liegt schlafend, wund, gefesselt ein furchtbarer Wurm, Drache, Fisch; am jüngsten Tage (christlich ausgedrückt), oder wenn Gottlosigkeit, Unglaube, Üppigkeit in der nahen Hauptstadt den äussersten Grad erreicht haben, wird sich der Drache losreissen, bei seinen gewaltigen Bewegungen tritt der See über die Ufer, und Wasser und Wurm verschlingen alles Leben in der sündhaften Stadt (so vom Walchensee und von München erzählt).
    Ein riesischer König, ursprünglich riesischer Gott des Meeres ist Hlêr oder Ögir (wohl derselbe wie Gymir). Seine Gemahlin ist Ran; eine (selbst riesische) im Wasser hausende Todesgöttin, Hel ganz ähnlich, nur auf die durch Ertrinken Sterbenden beschränkt. Ihr Reich ist der Grund des Meeres (in diesem Sinne heisst sie auch wohl "Haf-frau") und andrer Gewässer; hier hält sie die Seelen der Ertrunkenen fest, welche sie mit ihrem Netz aus Schiffen oder bei dem Baden oder im Schwimmen in die Tiefe zieht, hinabraubt (dem entspricht ihr Name, der "Raub", rapina, bedeutet, daher heisst fara til Rânar, ertrinken [zur See], sitza at Rânar [sitzen in Rans Reich], ertrunken sein; Ran wäre althochdeutsch: Rahana, ähnlich wie Tanfana, Hludana). Die neun Töchter von Ögir und Ran bedeuten: "Wellen", "Flut" und andre Erscheinungen der Gewässer.
    Das Meer spielt bei allen Küsten- und Insel-Germanen eine so gewaltige Rolle [Fußnote: Wie das Feuer ist das Meer schädlich und nützlich zugleich; das schädliche Eismeer ist in Hymir, der Überflutung drohende Erdgürtel in der Midgardschlange dargestellt; milder, aber nicht ohne Tücke ist Ögir, "der Schreckliche"; dagegen das fischreiche, schiffbare Meer bedeutet der Wane Niörd; dass aber auch Mimir das Meer sei, ist nicht erwiesen.] , dass die die Wanen verehrenden Völker eines (wanischen) Meergottes nicht entraten mochten; er ist Niördr (aus Noatun), der Vertreter des friedlichen, der Schiffahrt diensamen, den Menschen wohltätigen Meeres. Aber auch mit Ögir pflegen die Asen Gastverkehr; alljährlich zur Zeit der Lein-Ernte (im September), wann mildere Winde (Beyggwir und Beyla) walten und die Schrecken des Meeres ruhen, besuchen die Götter Ögir in seiner Halle im Grunde der See, welche, in Ermangelung von Tageslicht, von Goldlicht (schwerlich doch Bernstein! Eher das Meerleuchten, welches dichterisch auf die vielen in der See versunkenen Schätze zurückgeführt wird) beleuchtet wird. Seine Diener heissen daher Funa-fengr (Feuer-fänger) und Eldir (Anzünder).
    Ein Wasserriese ist auch jener Grendel, welchen Beowulf in seiner Jugend erlegt (s. unten Beowulflied). Er und seine noch furchtbarere Mutter (wie ja auch im mittelalterlichen Schwank des Teufels Frau, Mutter oder Grossmutter noch ärger erscheint als der Teufel) sind die Sturmfluten, welche im Frühling die Küsten der Nordsee (wo diese Sage entstand) bedrohen. In hohem Alter tötet Beowulf auch noch einen

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