Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen
Asen und Wanen (Niörd und Skadi, Odin und Jörd, Odin und Gunnlöd) sind nicht selten.] , roh; aber auch redlich, ehrlich, vertragstreu, während die schuldig gewordenen Asen mit dem erwachten Gedankenleben auch das Falsche, Treulose in sich aufgenommen haben. So eignet einzelnen Riesen (wie übrigens auch Zwergen) uralte Weisheit [Fußnote: Deshalb weiss die "Wala" (Weissagerin), als dem Urgeschlecht der Riesen entsprossen, Bescheid von Anfang an und kennt wie der Riese Wafthrudnir (und der Zwerg Alwis) "alle neun Welträume" (Müllenhoff, S. 89). – Auch Mimir, dessen Brunnen tiefster Weisheit voll, ist ein Riese, obzwar ein nicht schädlicher, der täglich mit seinem Trinkhorn wohltätig aus seinem Brunnen den Weltbaum begiesst. Odin heisst Mimirs Freund; "Er hat ihm sein Auge verpfändet"; dies ist ursprünglich die tägliche Spiegelung der Sonne im Wasser, täglich (vielleicht) kommt Odin zu Mimirs Brunnen, wie er auch täglich mit der Göttin Saga am Söquabeck aus goldenen Geschirren trinkt. Später wird dann die einmalige letzte Unterredung Odins mit Mimir auf den Weltuntergang bezogen. Freilich scheint – nach einer Stelle – Mimir zur Verhöhnung Odins täglich aus dessen Pfand zu trinken. Später, als Hönir den Wanen als Geisel gestellt ward, gaben die Asen ihm den weisen Mimir, "den Erinnerer", jenen Riesen, bei; Hönir ward nun König der Wanen, wusste aber ohne Mimir wenig Rat. Die Wanen erschlugen Mimir (warum?) und sandten sein Haupt den Asen. Odin hielt es durch Zauber lebendig und erholte sich Rat von ihm bis zum Ende der Dinge.] ; die Vertrautheit mit der Natur, die Kenntnis ihres Wirkens und ihrer Erfolge liegt den reinen Naturgewalten noch näher als den arglistigen Asen. Sie leben friedlich untereinander, an Viehherden sich freuend; der Hunde, welche sie mit goldenem Halsband schmücken, der rabenschwarzen Rinder, der von der Weide brüllend heimgekehrten Kühe mit goldenen Hörnern, der Rosse, deren Mähnen sie strählen; darin spiegelt sich die Vorzeit der Germanen, da diese ganz überwiegend von Viehzucht lebten, noch nicht eifrig den Ackerbau trieben und noch nicht bei Sesshafter Ansiedlung, durch den Pflug, durch Brücken- und Wegebauten – die Werke Asathors – die uralte ehrwürdige Freiheit und Ungestörtheit der Erde antasteten.
Daraus erklärt sich, dass den Riesen in ältester Zeit Opfer dargebracht wurden [Fußnote: Auch weihte man Riesen und benannte nach ihnen (wie Göttern gegenüber) Pflanzen; so heisst eine heilkräftige Wasserpflanze "Folnetes folme", Forniotrs Hand; wie es später eine Pflanze "Teufelshand", auch "Teufelsabbiss" gab und noch gibt.] , die Naturgewalten zu versöhnen oder gnädig gestimmt zu erhalten. Später freilich wird dies so gewendet, dass die Jungfrauen, die Königstöchter, die dem Riesen, dem Drachen jährlich dargebracht werden müssen als Opfer, damit er nicht Volk und Land verderbe, von den Göttern befreit werden, welche den Riesen erlegen und die furchtbaren Opfer damit abstellen [Fußnote: In christlicher Zeit treten dann Sankt Georg, Sankt Michael, andre Engel, Heilige oder fromme Ritter an Stelle der errettenden Götter.] . Jetzt, nachdem die Asen die Herrscher geworden [Fußnote: Die Riesen wichen nun vor den Göttern, und die Menschen herrschten unter Götterschutz im Lande. Daher werden von Sage und Volksglauben die Türme uralter, gewaltiger und einfach grossartiger Bauwerke, Ringwälle, sogenannte cyklopische Mauern ("Enta-geveork", [altes Gewerk der "Enzen", angelsächsisch Ent]), gewaltige Grabhügel, auf Riesen, Hünen (Hünengräber, Heiden-, Riesenwälle), auf ein vorgeschichtliches Volk unvordenklicher Tage zurückgeführt.] , erscheinen die Riesen freilich ganz überwiegend als plump, ungeschlacht, roh, und bei leicht gereiztem Zorn furchtbar grausam; in solchem Riesenzorn, Riesenmut entwurzeln sie die stärksten Eichen, reissen Felsen aus der Erde [Fußnote: Im Zusammenhang hiermit steht es, wenn auffallende Erd- und Bergbildungen aus Kämpfen oder auch Spielen der Riesen erklärt werden; Erdspalten, Felsschluchten, aber auch von erratischen Blöcken oder von abgestürzten Felstrümmern überstreute Heiden. (z. B. die Malser Heide in Tirol) gelten als uralte Schlachtfelder der Riesen und Götter; die Riesen haben diese Felsen als Geschosse geschleudert; oder ein Riesenmädchen verliert aus seiner Schürze, die ein winzig Löchlein hatte, die mächtigsten Felsblöcke, "das Kind wollte sich ein Brücklein bauen (z. B. von
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