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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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in Feuer und Rauch untergegangen.
    Aber den Gedanken der völligen Vernichtung vermag das religiöse Bewusstsein nicht zu ertragen; es findet darin keine Versöhnung; deshalb hat es – und zwar nicht erst etwa aus christlichem Einfluss! – an den fünften Aufzug des grossen Trauerspiels, an die Weltvernichtung, ein idyllisch-paradiesisches Nachspiel gefügt, von fast lyrisch-musikalisch empfundener, harmonischer Verklärung.
    Aus der Asche nämlich, in welche die alte schuldbewusste Welt versunken, hebt sich, verjüngt und makelfrei, eine neue Welt, eine zweite Erde und ein junger Himmel. Die jüngere Edda berichtet: die Erde taucht aus der See auf, grün und schön, und Korn wächst darauf ungesät [Fußnote: Völuspá, Str. 43; "Da sieht (die Seherin) auftauchen zum andern Male die Erde aus dem Meere, frisch und grün; Sturzbäche fallen, der Adler fliegt darüber, der auf den Felsen Fische weidet. Ungesäet werden die Äcker tragen, alles Übels Befreiung wird werden."] .
    Bewohnt wird die Erde von einem Menschengeschlecht ätherischer Natur – "denn Morgentau ist all ihr Mahl". – An einem Ort, in Hodd-Mimirs [Fußnote: D. h. der Weltesche selbst; Mimir hat unter ihr seinen Brunnen; Hodd = Hort, Schatz von Weisheit (und anderm Gut?).] Holz, hatten sich während Surturs Lohe zwei Menschen verborgen, Lif und Lifthrasil [Fußnote: Leben und Lebensmut; oder, wenn man Leifthrasil liest; "Streit um den Rest" (Müllenhoff).] ; von ihnen stammt ein neu Geschlecht.
    Im Himmel leben nicht mehr die alten Götter, sondern deren Söhne [Fußnote: "Es finden sich die Asen (aber, wie es scheint, keineswegs alle, auch nicht alle durch Söhne oder Töchter vertreten; die Göttinnen fehlen unter den ausdrücklich genannten ganz) auf dem Idafeld; und sie reden von dem mächtigen Erdumspanner (der nun erlegten Midgardschlange) und gedenken da der grossen Geschehnisse (der Götterdämmerung) und Fimbultyrs (d. h. Odins) alter Runen."] , welche als unbefleckt von Schuld [Fußnote: Müllenhoff, S. 28, stellt den Gegensatz nicht auf Schuld und Unschuld, sondern auf Krieg und Frieden; diejenigen Götter verschwinden, welche sich an dem wildbewegten kriegerischen Leben stark beteiligt haben, aufleben die friedlichen, Friede bringenden. – Aber darf man bei den Germanen jener Zeit annehmen, dass ihre Sehnsucht, die ganz auf Kampf und Heldentum gerichtet war, plötzlich nun ihr Ideal geändert und sich in Friedenssehnsucht verwandelt habe? Doch ganz gewiss nicht! – Er meint, in "Gimhle" soll das wilde Kriegerleben Walhalls nicht wiederkehren, muss aber (S. 33) selbst einräumen, dass die hier lebenden Scharen (drottir) Kriegsscharen sind und dass Baldur und Hödur doch auch hier Schlachtgötter (vai-tivar) heissen. – Auch gibt es S. 70 zu, dass für die Südgermanen ein gleicher Friedenshimmel nicht erwiesen sei; er scheint uns eben auch für die Nordgermanen weder bewiesen noch wahrscheinlich! Glaubt doch Müllenhoff selbst, der Hammer Thors möge immerhin noch zur Abwehr von möglichen spätern Feinden dienen.] zu denken sind; Widar und Wali, die beiden Rächer Odins und Baldurs, leben noch; weder See noch Surtur hat ihnen geschadet; sie wohnen auf dem Idafeld, wo vorher Asgard war.
    Auch stellen sich ein die Söhne Thors: Modi und Magni (Mut und Kraft), sie haben des Vaters Hammer gerettet und geerbt und bringen ihn mit.
    Danach kommen die Söhne Odins: Baldur, der Fleckenlose, und dessen Bruder, der blinde Hödur [Fußnote: "Baldur wird kommen, Hödur und Baldur bewohnen Hropts (d. h. Odins) siegreiche Gehöfte, herrlich, die Schlachtgötter."] , der ihn ohne Verschulden getötet hatte; sie kehren wieder aus dem Reiche Hels; und in seligem Frieden, ohne Schuld und Leidenschaft, leben sie fortan in der erneuten [Fußnote: Worauf man auch früher den Namen deutete (die erneute Welt); aber das passt nicht zu dem schon von Anfang so lautenden Ort; "Arbeitsfeld", "Feld der Tätigkeit".] Walhall, dem Idafeld.
    Da sitzen sie alle beisammen und besprechen sich und gedenken ihrer Geheimnisse und reden von den Geschichten, die ehedem sich ereignet, von der Midgardschlange und von dem Fenriswolf; da werden sich – und das ist ein reizender Zug – auch jene goldenen Tafeln (Bretter, Scheiben) im Grase wiederfinden, mit welchen dereinst, d. h. vor ihren Schuldigwerden, die Asen heiter gespielt hatten.
    Es leuchtet ein, dass sich hier die Sage eines alten Lieblingsbehelfes bedient; die Söhne der Götter sind die Vertreter der Götter,

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