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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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dieser fällt, jener lebt in der verjüngten Welt fort.
Wir gehen vielleicht zu weit, wenn wir für die Paarung aller der Kämpfer besondre Beweggründe in der Eigenart derselben suchen. Doch wird man etwa sagen dürfen; der Fenriswolf, als das Verderben und der Friedensbruch überhaupt, muss Allvater, den obersten Vorkämpfer der bestehenden Welt und ihrer Friedensordnung, verschlingen. Heimdall, der Regen, und Loki, das Feuer, löschen und vertrocknen sich gegenseitig. Das wohltätige Sonnenlicht Freyr erliegt dem schwarzen Rauch schädlichen Feuers, Surtur. Thor und die Midgardschlange, uralte Sonderfeinde, fechten ihren früher unterbrochenen Strauss zu Ende. Und der "Wiederer", der Erneuerer, muss den Erhalter der alten Welt, seinen herrlichen Vater rächend, die Vernichtung und den Friedensbruch selbst vernichten, ihr den klaffenden Rachen für immer zerreissen, auf dass die neue Welt erstehen und sicher dauern möge. Für die Paarung Tyrs und Garms, die überhaupt höchst zweifelhaft, erhellt kein besonderer Grund. Die Völuspá kennt übrigens nur die Einzelkämpfe 1, 2 und 5 (die drei andern sind wohl jüngere Hinzudichtung). Strophe 38; "Da kommt der Hlin (hier wohl Frigg selbst) zweiter Harm, als Odin auszieht, mit dem Wolfe zu streiten, aber gegen Surtur der Töter Belis (Freyr); fallen wird da Friggs Geliebter (Odin)." Str. 39; "Es kommt der herrliche Sohn der Hlodyn (Thor); es übergähnt die Luft der Erde Gürtel, d. h. die Schlange von unten sprüht Gift und speit Gluten; Odins Sohn (Thor) geht, dem Wurm zu begegnen, er, der Wurm, erlegt im Zorne den Schirmer Midgards. Alle Menschen werden die Heimstätte räumen (nachdem der Schirmer der Menschen, der Weiher Midgards, gefallen, müssen die Menschen den Riesen erliegen); neun Schritte geht der Fiörgyn Sohn kaum noch von der Schlange, die die Schandtat nicht scheut."] ; daher heisst der Weltenbrand "Surturs Lohe".
    So reiben sich in diesem letzten Kampfe, der überhaupt gekämpft wird, denn auch die beiden feindlichen Heere vollständig auf; alle andern nicht einzeln genannten Götter, ferner die Walküren, die Einheriar und die Riesen fallen im Streit oder sterben im Wasser, Felsensturz oder Feuer; denn zuletzt entzündet sich das gesamte Weltall an der Glut der Feuerriesen und verbrennt mit allem [Fußnote: Völuspá, Str. 4; "Die Sonne beginnt zu verdüstern, die Erde sinkt ins Meer, es schwinden vom Himmel die heitern Sterne. Dampf rast und Feuer; die hohe Hitze spielt bis zum Himmel selbst."] , was es getragen hatte, auch Elben, Zwergen und Menschen; – ein ungeheures Brandopfer sittlicher Läuterung. –
    Sehr zahlreich und mannigfaltig sind die Nachklänge dieser Sage von einem letzten furchtbaren Kampf, von dem errettenden Erscheinen verborgener, geheimnisvoller Helfer für ein schwer bedrängtes Volk, von dem Untergang der Welt in den Flammen dieses Kampfes, und dem Auftauchen einer bessern Welt.
    In dem bayrischen Gedicht Mûspilli [Fußnote: Der Name ist der gleiche wie "Muspell", auch im altsächsischen Heliand begegnet "mûdspelli" in gleichem Sinne; diese Übereinstimmung, eine Hauptstütze der gemein-germanischen und echt heidnischen Natur der Sage von der Götterdämmerung kann durch die Spintisierungen der Herren Bang und Bugge nun und nimmer hinweggekünstelt werden. (Bugge hat seine Beweisführung nicht fortgesetzt, nicht abgeschlossen; Zusatz von 1889.)] ist die heidnische Überlieferung mit christlichen Kirchensagen auf das seltsamste verquickt, aber doch noch in höchst bezeichnenden Zügen erkennbar; am Ende der Dinge wird neben den Teufel, den Alt-Feind, ein zweiter Unhold, der Antichrist, treten. Diese beiden als Anführer aller bösen Gewalten werden gegen Gott, die Heiligen, die Kirche streiten. Gott sendet Elias auf die Erde, der oft wegen seines feurigen Wagens als Donar erscheint; der Antichrist heisst geradezu "der Wolf"; Elias "will den Guten das Reich retten", er tötet den Wolf, doch wird auch Elias in dem Kampfe verwundet, und von seinem Blute, das zur Erde träuft, entbrennen die Berge; nicht einer der Bäume steht mehr in der Erde, die Wasser alle ertrocknen, das Meer versiegt, der Himmel schwelt in Lohe, der Mond fällt nieder, Mittelgard brennt, kein Fels steht mehr fest. Da fährt der Gerichtstag (Busstag, stuatago) ins Land mit Lohe, den Lastern zu lohnen; da kann Freund nicht mehr Freunde vor dem Muspel (Feuer?) frommen, wann der bereite Glutstrom alles verbrennt und Feuer und Luft alles reinigen [Fußnote:

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