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Walisischer Sommer

Walisischer Sommer

Titel: Walisischer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Geblendet vom hellen Sonnenschein, kniff sie die Augen zusammen und blinzelte. Der Himmel war wunderschön blau und klar, und die Gipfel der Bergkette in der Ferne sahen ganz weiß aus. Christa blinzelte noch einmal – und wirklich, dort oben lag tatsächlich Schnee. Unbehaglich erinnerte sie sich daran, wie spöttisch sie Daniel abgefertigt hatte, als er sie warnte, daß es in den Bergen in Wales bereits im Oktober schneien könne.
    „Ich garantiere Ihnen, wenn Sie hier wegfahren, haben Sie eine völlig andere Sicht der Dinge”, hatte er ruhig erklärt.
    „Wie denn?” fragte sie spöttisch.
    „Warten Sie ab”, erwiderte er nur.
    Sie erbebte, als spürte sie die eisige Kälte der schneebedeckten Gipfel, obwohl es im Zimmer dank der Zentralheizung wohlig warm war.
    Hat bei mir etwa der Veränderungsprozeß beim Anblick der Berge bereits eingesetzt? überlegte sie, denn sie empfand so etwas wie Ehrfurcht. Ach, das ist doch lächerlich, wies sie sich zurecht. Es war lediglich ein Schock, im Frühherbst Schnee zu sehen. Das bewies überhaupt nichts und schwächte ihre Position keineswegs.
    Nach Beendigung des Kurses würde sie sich in ihrer Meinung bestärkt fühlen. Daniel mochte zwar aufrichtig und ehrlich erscheinen, aber sie würde er nicht überzeugen können. Während die, die an ihn glaubten, später auch die Rollen spielten, die er ihnen beigebracht hatte, würden sie von denen, die kritischer waren und sich nicht so leicht manipulieren ließen, ausgenutzt und für eigene Zwecke mißbraucht werden. Das lag in der menschlichen Natur.
    Aber wenn Daniel recht hatte und man wirklich lernen konnte, sich auf sich selbst zu besinnen und Selbstachtung und Selbstbewußtsein von innen heraus aufzubauen, ohne dabei auf äußere Werte angewiesen zu sein?
    Nein, das ist unmöglich, sagte sie sich rasch, es sei denn, man lebt in einer idealen Welt, die von idealen Menschen bevölkert ist.
    Auf einmal hörte sie ein Geräusch und lauschte angespannt. Draußen schien jemand zu arbeiten. Etwa Daniel? Aber was machte er da? Sollte er sich nicht mit ihr beschäftigen? Wenn er sie allerdings damit umstimmen wollte, indem er sie ignorierte, dann … Oder hatte er es sich anders überlegt und aufgegeben, weil er eingesehen hatte, daß sie sich nicht so leicht beeinflussen ließ?
    Rasch suchte sie ihre Sachen zusammen und ging ins Badezimmer. Wenn sie ihn dazu bringen könnte zuzugeben, daß er sich geirrt hatte, dann könnte sie sogleich zurückkehren in ihr normales Leben, ehe …
    Ehe was? Vielleicht bevor sie vergaß, weshalb sie überhaupt hier war und sich ihren Phantasieträumen hingab und sich vorstellte, wie es wäre, sich von Daniel, der mit seiner sinnlichen Ausstrahlung so unwiderstehlich wirkte, verführen zu lassen?
    Unsinn! Als ob ausgerechnet ich so dumm wäre, mich dazu herzugeben, dachte sie ärgerlich.
    Als sie in die Küche kam, fand sie diese leer und aufgeräumt vor. Auf dem Tisch lag eine Notiz für sie. Rasch nahm Christa sie in die Hand und bekam Herzklopfen, als sie Daniels entschlossen wirkende Handschrift entzifferte.
    Ich habe um sieben Uhr in Ihr Zimmer geschaut, mich jedoch entschlossen, Sie schlafen zu lassen. Machen Sie sich bitte das Frühstück selbst.
    Er hatte also nach ihr gesehen. Bei diesem Gedanken fühlte Christa sich ziemlich unbehaglich. Es störte sie, daß er sie im Schlaf beobachtet hatte, während sie sich Daniels Gegenwart nicht bewußt gewesen und ganz besonders verletzlich war. Und dann stieg ihr die Röte in die Wangen, als sie sich daran erinnerte, daß ihr die Träger des Seidennachthemds über die Schultern geglitten waren.
    Er hat kein Recht, einfach in mein Zimmer einzudringen, und das werde ich ihm auch sagen, nahm sie sich ärgerlich vor.
    Sie war viel zu nervös, um etwas zu essen. Deshalb kochte sie sich nur einen Kaffee. Nachdem sie ihn getrunken hatte, ging sie neugierig nach draußen und durchquerte den Hof in Richtung der Geräusche, die sie zuvor vernommen hatte.
    Es war kälter, als sie angenommen hatte. Der elegante Designerhosenanzug aus feiner weicher Wolle war nicht warm genug, sie gegen den scharfen Wind zu schützen. Sie bedauerte, sich nicht noch eine dicke Jacke übergezogen zu haben, denn sie fror am ganzen Körper.
    Sie wollte sich gerade umdrehen und ins Haus zurückgehen, als sie hinter sich etwas hörte. Nun erkannte sie auch, daß es Huftritte auf dem Kies waren. Nervös blickte sie sich um

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