Walking Disaster
mich nicht meine Lizenz kosten würde.«
Meine Nackenhaare sträubten sich, und das passierte eigentlich nur, wenn ich mich bedroht fühlte und ich kurz davor stand, meine ganze Wut über jemanden zu entladen.
Einen Augenblick, bevor ich ihn gepackt hätte, löste sich Abby von ihm.
»Ich weiß«, sagte sie. »Du hast getan, was du konntest.«
Mit dem Zeigefinger hob er ihr Kinn an. »Dann sehen wir uns morgen um fünf.« Er beugte sich vor, küsste sie auf den Mundwinkel und ging davon.
Erst da bemerkte ich, dass ich mich ebenfalls vorgebeugt hatte und Shepley wieder eine Hand in mein Hemd gekrallt hatte. Und zwar so, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
Abby schaute zu Boden.
»Was ist um fünf?«, zischte ich.
»Sie hat eingewilligt, sich mit Jesse in einem Restaurant zu treffen, wenn er sie bleiben lässt. Sie hatte keine andere Wahl, Trav«, stellte America klar.
Abby schaute mit ihren großen, grauen Augen entschuldigend zu mir hoch.
»Du hattest eine Wahl«, sagte ich.
»Hattest du schon jemals mit der Mafia zu tun, Travis? Es tut mir leid, aber ein Treffen mit einem alten Freund ist kein sehr hoher Preis, um Mick am Leben zu erhalten.«
Ich biss die Zähne zusammen und vermied es auf diese Weise, etwas zu sagen, das ich später bereuen würde.
»Los, Leute, wir müssen zu Benny«, sagte America und zog Abby am Arm.
Shepley ging neben mir, als wir den Mädels den Strip entlang zu Bennys Gebäude folgten. Es lag nur einen Block von den glitzernden Lichtern entfernt, aber dort war das Gold noch nie gewesen – und sollte es auch nicht. Abby blieb kurz stehen und ging dann auf eine große, grüne Tür zu. Sie klopfte mit einer Hand, und ich hielt ihre andere, damit sie nicht zitterte.
Ein Türsteher erschien. Ein riesiger Kerl – schwarz, furchteinflößend und so breit wie hoch –, und neben ihm der für Las Vegas so typische Widerling. Goldketten, misstrauischer Blick und ein Doppelkinn, weil er zu viel aus Mamas Küche bekam.
»Benny«, keuchte Abby.
»Meine Fresse … du bist nicht mehr Lucky Thirteen, was? Mick hat mir gar nicht gesagt, zu was für einer Augenweide du herangewachsen bist. Ich hab schon auf die gewartet, Cookie. Wie ich höre, wirst du mich bezahlen.«
Abby nickte, und Benny deutete auf uns andere. »Die gehören zu mir«, erklärte sie mit überraschend fester Stimme.
»Ich fürchte, deine Freunde werden draußen warten müssen«, sagte der Türsteher in einem abartig tiefen Bass.
Ich ergriff Abbys Arm und stellte mich beschützend halb vor sie. »Sie geht da nicht alleine rein. Ich komme mit.«
Benny musterte mich kurz und lächelte dann seinem Türsteher zu. »Na schön. Mick wird sich freuen zu hören, dass du so einen guten Freund an deiner Seite hast.«
Wir folgten ihm hinein. Ich hielt Abby weiterhin fest am Arm und sorgte dafür, dass ich zwischen ihr und der größten Bedrohung – dem Türsteher – blieb. Benny ging voraus in einen Aufzug, dann fuhren wir vier Stockwerke nach oben.
Als sich die Türen öffneten, war ein großer Mahagoni-schreibtisch zu sehen. Benny wackelte zu seinem Plüschsessel, setzte sich und deutete auf die zwei freien Stühle gegenüber. Ich setzte mich, aber das Adrenalin in meinem Blut machte mich ganz unruhig. Ich hörte und sah alles in dem Raum, auch die zwei Gorillas, die im Schatten hinter Bennys Schreibtisch standen.
Abby streckte die Hand nach mir aus, und ich drückte sie ermutigend.
»Mick schuldet mir fünfundzwanzigtausend. Ich vertraue darauf, dass du die komplette Summe hast«, sagte Benny und kritzelte etwas auf einen Notizblock.
»Ehrlich gesagt«, sie schwieg kurz und räusperte sich, »fehlen mir noch fünf Riesen, Benny. Aber ich habe morgen noch den ganzen Tag, um sie zusammenzukriegen. Und fünftausend sind kein Problem, oder? Du weißt, dass ich dazu in der Lage bin.«
»Abigail«, meinte Benny stirnrunzelnd, »du enttäuschst mich. Du kennst meine Regeln.«
»B-bitte, Benny, nimm die neunzehntausendneunhundert, und den Rest geb ich dir morgen.«
Bennys Knopfaugen schossen zwischen Abby und mir hin und her. Die Gorillas traten aus ihren finsteren Ecken hervor, und mir sträubten sich schon wieder die Nackenhaare.
»Du weißt, dass ich nichts anderes als die volle Summe akzeptiere. Die Tatsache, dass du versuchst, mir weniger aufzudrängen, finde ich vielsagend. Und weißt du, was es mir sagt? Dass du dir nicht sicher bist, ob du die volle Summe zusammenkriegst.«
Die Schläger kamen noch einen
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