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Walking Disaster

Walking Disaster

Titel: Walking Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jamie McGuire
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hatte und der Fahrer losgefahren war, wählte ich Abbys Nummer.
    »Hi, Baby«, zwitscherte Abby.
    Ich holte tief Luft und fühlte mich sofort wie befreit. Ihre Stimme war alles, was ich als Debriefing brauchte.
    »Alles Gute zum Hochzeitstag, Täubchen. Ich bin auf dem Weg nach Hause.«
    »Wirklich?« Ihre Stimme war sofort eine Oktave höher. »Das ist das beste Geschenk überhaupt.«
    »Wie läuft’s bei euch so?«
    »Wir sind drüben bei deinem Dad. James hat gerade schon wieder beim Pokern gewonnen. Langsam mache ich mir Sorgen.«
    »Er ist dein Sohn, Täubchen. Überrascht es dich, dass er ein Händchen für die Karten hat?«
    »Er hat mich geschlagen, Trav. Er ist wirklich gut.«
    Ich schwieg kurz. »Er hat dich geschlagen?«
    »Ja.«
    »Ich dachte, da hättest du eine eiserne Regel.«
    »Ich weiß.« Sie seufzte. »Ich weiß. Ich spiele ja sonst auch nicht mehr, aber er hatte einen harten Tag, und es war eine Möglichkeit, ihn dazu zu bringen, darüber zu reden.«
    »Wie das?«
    »Da war dieser Junge in der Schule. Der hat heute eine blöde Bemerkung über mich gemacht.«
    »Das war doch nicht das erste Mal, dass ein Schüler was über die heiße Mathelehrerin gesagt hat.«
    »Nein, aber ich schätze, es war besonders frech. James hat ihm wohl gesagt, er soll die Klappe halten. Dann gab es eine Rauferei.«
    »Hat James ihm den Arsch vollgehauen?«
    »Travis!«
    Ich musste lachen. »Ich frage ja nur!«
    »Ich hab es aus meinem Klassenzimmer gesehen, aber Jessica war vor mir dort. Könnte sein, dass sie … ihren Bruder blamiert hat. Ein wenig. Nicht absichtlich.«
    Ich schloss die Augen. Jessica mit ihren großen goldbraunen Augen, den langen dunklen Haaren und ihren gut vierzig Kilo war eine Miniausgabe von mir. Sie war genauso ein Hitzkopf und verschwendete keine Zeit mit Worten. Ihren ersten Kampf absolvierte sie in der Vorschule, wo sie ihren Zwillingsbruder James gegen ein armes, ahnungsloses Mädchen verteidigte, das ihn geneckt hatte. Wir versuchten, ihr zu erklären, dass das kleine Mädchen wahrscheinlich nur in ihn verliebt gewesen war, aber Jessie wollte absolut nichts davon hören. Egal wie oft James sie bat, ihn seine Auseinandersetzungen selbst ausfechten zu lassen, war sie ihm gegenüber sehr beschützend, und das obwohl er acht Minuten älter war als sie.
    Ich schnaubte. »Lass mich mal mit ihr reden.«
    »Jess! Dad ist am Telefon!«
    Ich vernahm eine süße, leise Stimme. Ich staunte immer wieder darüber, dass sie zwar mindestens so wild war wie ich als Kind, aber dabei trotzdem klang – und aussah – wie ein Engel.
    »Hi, Daddy.«
    »Baby … hat es heute Ärger gegeben?«
    »Das war nicht meine Schuld, Daddy.«
    »Das ist es doch nie.«
    »James hat geblutet. Einer hat ihn am Boden festgehalten.«
    Ich spürte sofort, wie mein Blut in Wallung geriet, aber die moralische Erziehung meiner Kids hatte Vorrang. »Was hat Grandpa denn dazu gesagt?«
    »Er hat gesagt, das wurde ja auch mal Zeit, dass jemand Steven Matese so richtig einen einschenkt.«
    Ich war froh, dass sie nicht sehen konnte, wie ich über ihren Jim-Maddox-O-Ton lächelte.
    »Ich werfe dir ja nicht vor, dass du deinen Bruder verteidigen wolltest, Jess, aber du musst ihn ein paar seiner Kämpfe auch selbst austragen lassen.«
    »Das werde ich. Aber nicht wenn er am Boden liegt.«
    Ich musste mir schon wieder das Lachen verbeißen. »Gib mir Mom noch mal. Ich bin in ein paar Stunden zu Hause. Ich hab euch Racker lieb, Schätzchen.«
    »Hab dich auch lieb, Daddy!«
    Im Telefon knackte es ein bisschen, als Jessica es an Abby zurückgab, dann war wieder die weiche Stimme meiner Frau zu hören.
    »Du warst keine große Hilfe, oder?«, fragte sie und kannte die Antwort bereits.
    »Wahrscheinlich nicht. Sie hatte einfach gute Argumente.«
    »Die hat sie immer.«
    »Stimmt. Hör mal, wir kommen gerade am Flughafen an. Wir sehen uns bald. Ich liebe dich.«
    Sobald der Fahrer vor dem Terminal gehalten hatte, sprang ich raus und holte mir aus dem Kofferraum meine Tasche. Sarah, Thomas’ Assistentin, hatte mir gerade die Flugdaten aufs Handy geschickt. Meine Maschine ging in einer halben Stunde. Ich stürmte zum Check-in und durch die Sicherheitskontrolle und kam beim Gate an, als die ersten Passagiere zum Einsteigen aufgefordert wurden.
    Der Flug schien eine Ewigkeit zu dauern, wie immer, wenn es heimwärts ging. Und das, obwohl ich ein Viertel der Flugzeit damit verbrachte, mich auf der Toilette umzuziehen und etwas frisch zu

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