Walking Disaster
machst mich so verdammt konfus, dass ich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist.«
»Ich begreife dich auch nicht. Du solltest doch der Frauenschwarm schlechthin an der Eastern sein. Und jetzt mache ich nicht die typischen Erstsemester-Erfahrungen, die mir in der Broschüre versprochen wurden.«
Ich konnte nicht anders, als mich gekränkt fühlen. Auch wenn es stimmte. »Also, das ist wirklich ein erstes Mal. Ich hatte noch nie ein Mädchen, das mit mir geschlafen hat, um mich dazu zu bringen, sie in Ruhe zu lassen.«
»So war es nicht gemeint, Travis.«
Ich fuhr los und bog ohne ein weiteres Wort wieder in die Straße ein. Die Fahrt zum Morgan war eine Qual. In meinem Kopf überlegte ich permanent hin und her, ob ich Abby vor die Wahl stellen sollte oder nicht. Obwohl meine Finger von der Kälte schon ganz taub waren, fuhr ich langsam, weil ich mich vor dem Moment fürchtete, wenn Abby alles wüsste und mich endgültig zurückweisen würde.
Als wir vor dem Eingang von Morgan Hall hielten, fühlten sich meine Nerven an wie zerschnitten, angezündet und geschunden liegengelassen. Abby stieg ab, und ihre traurige Miene ließ die unterdrückte Panik in mir weiter wachsen. Vielleicht schickte sie mich gleich zum Teufel, bevor ich noch die Gelegenheit hatte, irgendwas zu sagen.
Ich begleitete Abby zur Tür, und sie holte mit gesenktem Kopf ihre Schlüssel aus der Tasche. Unfähig, auch nur eine Sekunde länger zu warten, umfasste ich sanft ihr Kinn, hob es an und wartete geduldig, bis sie mir in die Augen sah.
»Hat er dich geküsst?«, fragte ich und strich mit dem Daumen über ihre weichen Lippen.
Sie riss sich los. »Du verstehst es wirklich, einen perfekten Abend zu ruinieren, was?«
»Dann fandest du ihn also perfekt, hm? Bedeutet es, dass du es genossen hast?«
»Das tue ich immer, wenn ich mit dir zusammen bin.«
Ich schlug die Augen nieder und merkte, wie meine Miene sich verfinsterte. »Hat er dich geküsst?«
»Ja«, seufzte sie genervt.
Ich schloss die Augen und war mir darüber im Klaren, dass meine nächste Frage ins Desaster führen konnte. »War das alles?«
»Das geht dich überhaupt nichts an!« Sie riss die Tür auf.
Ich schob sie wieder zu und versperrte ihr den Weg. »Ich muss das wissen.«
»Nein, musst du nicht! Aus dem Weg, Travis!«
»Täubchen …«
»Glaubst du, nur weil ich keine Jungfrau mehr bin, treibe ich es mit jedem, der mich will? Vielen Dank!« Sie schubste mich beiseite.
»Das habe ich nicht gesagt, verdammt! Aber ist es denn zu viel verlangt, dich um ein bisschen Seelenfrieden zu bitten?«
»Warum würde es dir Seelenfrieden verschaffen, zu wissen, ob ich mit Parker schlafe?«
»Wie kann es sein, dass du das nicht kapierst? Für jeden anderen außer dir ist das offensichtlich!«
»Dann bin ich anscheinend zu blöd dafür«, erwiderte sie und packte den Türgriff.
Ich fasste sie an den Schultern. Da war es schon wieder, dieses Ignorieren, an das ich inzwischen schon so gewöhnt war. Jetzt war es an der Zeit, meine Karten auf den Tisch zu legen. »Das, was ich für dich empfinde … das ist verrückt.«
»Genau, du bist hier der Verrückte von uns beiden«, giftete sie und riss sich von mir los.
»Ich habe das während der ganzen Zeit auf dem Bike in meinem Kopf durchgespielt, also hör mich jetzt bitte an.«
»Travis –«
»Ich weiß, dass wir in der Klemme stecken, okay? Ich bin impulsiv und jähzornig, und du gehst mir unter die Haut wie niemand sonst. Im einen Moment benimmst du dich, als würdest du mich hassen, und im nächsten brauchst du mich. Ich mache nie etwas richtig, und ich verdiene dich nicht … Aber ich liebe dich verdammt noch mal, Abby. Ich liebe dich mehr, als ich je irgendjemand oder irgendetwas geliebt habe. Wenn du da bist, brauche ich keinen Alk, kein Geld, keine Kämpfe oder One-Night-Stands … ich brauche nur dich. Ich denke nur noch an dich. Ich träume nur noch von dir. Ich will nur dich.«
Sie schwieg sekundenlang. Sie hob die Augenbrauen und schaute verstört drein, während sie alles zu verarbeiten schien, was ich gesagt hatte. Dann blinzelte sie ein paarmal.
Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und schaute ihr in die Augen. »Hast du mit ihm geschlafen?«
Ihre Augen begannen, feucht zu glänzen, und sie schüttelte den Kopf. Ohne zu überlegen, presste ich meine Lippen auf ihre und schob meine Zunge in ihren Mund. Sie stieß mich nicht weg. Stattdessen lockte ihre Zunge meine; sie krallte sich in mein T-Shirt und zog
Weitere Kostenlose Bücher