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Walking Disaster

Walking Disaster

Titel: Walking Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jamie McGuire
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ergriff meine Hände und zog mich hoch. »Geh und nimm eine lange, heiße Dusche, danach gehen wir was essen. Shepley hat mir gesagt, dass heute Pokernacht bei deinem Dad ist.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht zur Pokernacht. Sie würden mich nach Täubchen fragen. Vielleicht könnten wir was mit ihr machen?«
    America wurde blass. »Sie ist nicht da.«
    »Geht ihr beide aus?«
    »Nur sie.«
    »Mit wem?« Ich brauchte nur Sekunden, um selbst drauf zu kommen. »Parker.«
    America nickte.
    »Darum glaubt sie, dass ich sie nicht vermissen werde«, sagte ich und meine Stimme brach. Ich konnte nicht glauben, dass sie mir das antat. Es war einfach grausam.
    America legte sich sofort ins Zeug, um einen neuen Wutausbruch abzuwenden. »Dann gehen wir eben ins Kino. In eine Komödie natürlich, und danach schauen wir, ob die Gokartbahn noch offen hat, da kannst du mich wieder von der Fahrbahn abdrängen.«
    Sie war klug. Sie wusste, dass die Gokartbahn eine der wenigen Sachen war, die ich nicht mit Abby gemacht hatte. »Ich hab dich gar nicht abgedrängt. Du kannst nur einfach überhaupt nicht fahren.«
    »Das werden wir ja sehen.« America schob mich Richtung Badezimmer. »Wein, wenn du musst. Schrei. Lass alles raus, und danach machen wir es uns lustig. Das wird nicht ewig anhalten, aber immerhin bist du dann heute Abend schon mal beschäftigt.«
    In der Badezimmertür drehte ich mich noch mal um. »Danke, Mare.«
    »Ja, ja, schon gut«, antwortete sie und ging zu Shepley zurück.
    Ich drehte das heiße Wasser auf, damit der Dampf den Raum aufwärmte, bevor ich in die Wanne stieg. Mein Spiegelbild erschreckte mich. Ich hatte dunkle Ringe unter müden Augen und von meiner sonst so selbstbewussten Haltung war nichts übrig geblieben. Ich sah beschissen aus.
    Unter der Dusche ließ ich mir das Wasser übers Gesicht laufen und hielt die Augen geschlossen. Abbys hübsche Gesichtszüge waren wie in meine Augenlider eingebrannt. Das erlebte ich nicht zum ersten Mal; immer wenn ich die Augen schloss, sah ich sie. Jetzt, da sie fort war, fühlte sich das an, als befände ich mich in einem nicht enden wollenden Albtraum.
    Ich schluckte runter, was aus meiner Brust hochstieg. Alle paar Minuten, denn der Schmerz erneuerte sich ständig. Ich vermisste sie. Gott, ich vermisste sie, und alles, was wir erlebt hatten, wiederholte sich wieder und wieder in meinem Kopf.
    Die Handflächen an die Kacheln der Wand gepresst, kniff ich die Augen zu. »Bitte komm zurück«, sagte ich leise. Sie konnte mich nicht hören, aber das hielt mich nicht davon ab, mir zu wünschen, sie möge zurückkommen und mich von diesem schrecklichen Schmerz erlösen, der mich peinigte, seit sie weg war.
    Nachdem ich unter dem Wasserstrahl in meiner Verzweiflung geschwelgt hatte, holte ich ein paarmal tief Luft und riss mich zusammen. Die Tatsache, dass Abby gegangen war, hätte mich nicht dermaßen überraschen sollen, auch nicht nach den Ereignissen der Nacht zuvor. Was America sagte, klang vernünftig. Für Abby war die Situation ebenso neu und furchterregend wie für mich. Wir konnten beide nur hundsmiserabel mit unseren Gefühlen umgehen, und ich hatte schon in dem Moment, als ich ein Auge auf sie geworfen hatte, gewusst, dass sie mich in Stücke reißen würde.
    Das heiße Wasser spülte Wut und Angst weg, und ich verspürte neuen Optimismus. Ich war schließlich nicht irgendein Loser, der keinen Schimmer davon hatte, wie man ein Mädchen eroberte. Das hatte ich über meine Gefühle für Abby irgendwie ganz vergessen. Es war an der Zeit, wieder an mich zu glauben und mich daran zu erinnern, dass Abby nicht bloß ein beliebiges Mädchen war, das mein Herz brechen konnte. Sie war auch meine beste Freundin. Ich wusste, wie ich sie zum Lächeln bringen konnte, und ich wusste, was sie am liebsten mochte. Ich war noch nicht draußen aus diesem Spiel.
    Als wir von der Gokartbahn zurückkamen, waren wir guter Stimmung. America kicherte immer noch darüber, dass sie Shepley viermal hintereinander geschlagen hatte, und er tat so, als würde er deshalb schmollen.
    Im Dunkeln fummelte Shepley mit dem Schlüssel herum.
    Ich hielt mein Telefon in der Hand und kämpfte zum dreizehnten Mal gegen das Verlangen, Abby anzurufen.
    »Warum rufst du sie nicht einfach an?«, fragte America.
    »Wahrscheinlich ist sie noch bei ihrem Date mit Parker. Da will ich lieber nicht … stören«, erklärte ich und versuchte, den Gedanken daran zu verdrängen, was sich dort

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