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Walking Disaster

Walking Disaster

Titel: Walking Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jamie McGuire
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mir, meinen Ärger zu dämpfen, den die Gedanken an Parker erzeugt hatten, aber mir wurde trotzdem immer elender, je näher ich dem Campus kam.
    Der Motor der Harley wirkte besonders laut, weil die Ziegelmauern von Morgan Hall den Schall reflektierten. Beim Anblick all der dunklen Fenster und des verlassenen Parkplatzes kam ich mir mit meiner Maschine unendlich allein vor. Endlich tauchte Abby am Eingang auf. Alle Muskeln meines Körpers spannten sich an, während ich darauf lauerte, ob sie lächeln oder ausflippen würde.
    Sie tat keins von beidem. »Frierst du nicht?«, fragte sie und zog die Jacke enger um sich.
    »Du siehst hübsch aus«, sagte ich und registrierte, dass sie kein Kleid trug. Anscheinend hatte sie versucht, nicht allzu sexy zu wirken, und das war mir eine Erleichterung. »Hattest du es nett?«
    »Äh … schon, danke. Was tust du hier?«
    Ich startete den Motor. »Ich wollte gerade eine Spritztour machen, um den Kopf freizukriegen. Ich möchte, dass du mitkommst.«
    »Es ist kalt, Trav.«
    »Soll ich Sheps Auto holen?«
    »Wir gehen doch morgen bowlen. Kannst du nicht bis dahin warten?«
    »Ich muss mich daran gewöhnen, dich nicht mehr jede Sekunde des Tages zu sehen, sondern vielleicht für zehn Minuten, wenn ich Glück habe.«
    Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Es waren erst zwei Tage, Trav.«
    »Ich vermisse dich. Schwing deinen Hintern auf den Sitz und lass uns fahren.«
    Sie dachte kurz über mein Angebot nach, dann zog sie den Reißverschluss ihrer Jacke hoch und setzte sich hinter mich.
    Ohne mich dafür zu entschuldigen, zog ich ihre Arme ganz eng um mich. So fest, dass es mir schwerfiel, richtig tief Luft zu holen, aber zum ersten Mal an diesem Abend hatte ich das Gefühl, frei atmen zu können.

17. KAPITEL
    Rote Warnleuchten
    Die Harley brachte uns an keinen bestimmten Ort. Auf den Verkehr und die gelegentlichen Polizeistreifen zu achten, denen wir begegneten, genügte anfangs, um meine Gedanken zu beschäftigen. Doch nach einer Weile waren wir die Einzigen, die noch auf den Straßen unterwegs waren. Weil ich wusste, dass die Nacht irgendwann enden würde, beschloss ich, in dem Moment, wenn ich sie am Morgan absetzte, meinen allerletzten Versuch zu wagen. Unsere platonischen Bowling-verabredungen spielten keine Rolle, wenn sie sich weiter mit Parker traf, würden wahrscheinlich auch die irgendwann aufhören. Alles würde aufhören.
    Abby Druck zu machen, das war nie eine gute Idee, aber wenn ich nicht alle meine Karten auf den Tisch legte, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich die einzige Taube verlieren würde, die mir je begegnet war. Immer wieder spielte ich in meinem Kopf durch, was ich sagen würde und wie. Es musste ganz explizit sein, sodass sie es nicht ignorieren oder so tun konnte, als habe sie mich nicht gehört oder nicht verstanden.
    Die Nadel der Tankanzeige stand schon mehrere Meilen fast auf Null, also bog ich in die erste offene Tankstelle ein, an der wir vorbeikamen.
    »Möchtest du irgendwas?«, fragte ich.
    Abby schüttelte den Kopf und stieg von der Maschine. Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihr langes, glänzendes Haar und lächelte verlegen.
    »Lass das. Du siehst verdammt schön aus so.«
    »Wie aus einem Rockmusikvideo der Achtziger.«
    Ich lachte und gähnte dann, während ich den Stutzen in den Tank der Harley steckte.
    Abby holte ihr Handy raus, um nach der Uhrzeit zu sehen. »Oh mein Gott, Trav. Es ist drei Uhr morgens.«
    »Möchtest du zurück?«, fragte ich mit einem flauen Gefühl.
    »Das sollten wir wohl besser.«
    »Bleibt es beim Bowling heute Abend?«
    »Das habe ich dir doch schon gesagt.«
    »Und du gehst auch mit mir zur Sig-Tau-Party in ein paar Wochen, ja?«
    »Willst du andeuten, dass ich meine Versprechen nicht halte? Ich finde das ein bisschen kränkend.«
    Ich zog den Stutzen aus dem Tank und hängte ihn zurück an die Zapfsäule. »Ich weiß nur einfach nicht mehr, was du vorhast.«
    Ich stieg auf mein Bike und half Abby, sich hinter mich zu setzen. Diesmal schlang sie ganz von allein die Arme um mich, und ich seufzte gedankenverloren, bevor ich den Motor anließ. Ich packte den Lenker fester, holte tief Luft, und gerade als ich den Mut gefunden hatte, es ihr zu sagen, befand ich, dass eine Tankstelle doch nicht ganz der richtige Ort für meinen Seelenstriptease war.
    »Du bist mir wichtig, weißt du«, sagte Abby und drückte mich.
    »Ich begreif dich nicht, Täubchen. Ich dachte, ich würde die Frauen kennen, aber du

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