Walking Disaster
dir kann man aber auch wirklich nirgends hingehen!« Sie kicherte, und Abby lächelte mich an.
Ich war zu wütend, um zurückzulächeln.
»Was denn?«
»Warum hast du dir von denen deinen Drink bezahlen lassen?«
America löste sich von Shepley. »Das haben wir nicht, Travis. Ich hab ihnen gesagt, dass sie das lassen sollen.«
Ich nahm Abby die Flasche aus der Hand. »Und was ist das dann?«
»Ist das dein Ernst?«, fragte Abby.
»Ja, das ist mein beschissener Ernst!«, rief ich und warf die Flasche in den Mülleimer neben der Bar. »Ich habe dir schon hundertmal gesagt, dass du keine Drinks von irgendwelchen fremden Typen annehmen sollst. Was, wenn er dir irgendwas reingetan hat?«
America hielt ihr Glas hoch. »Wir hatten die Drinks die ganze Zeit über im Blick, Trav. Du überreagierst gerade.«
»Ich spreche nicht mit dir«, sagte ich und starrte Abby an.
Ihre Augen blitzten, als spiegelten sie meinen Zorn wider. »Rede nicht so mit ihr.«
»Travis«, mahnte Shepley, »lass es gut sein.«
»Ich mag es nicht, dass du dir Drinks von anderen Jungs kaufen lässt«, beharrte ich.
Abby hob eine Augenbraue. »Willst du jetzt einen Streit vom Zaun brechen?«
»Würde es dich stören, wenn du an die Bar kommst und siehst, wie ich mir mit irgendeiner Schickse einen Drink teile?«
»Okay, du blendest ab sofort alle Frauen aus deiner Wahrnehmung aus. Verstehe. Und ich sollte dann wohl das Gleiche tun.«
»Das wäre schön«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
»Du musst diese Eifersuchtsnummer runterfahren, Travis. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.«
»Ich komme hier vorbei, und da kauft dir gerade irgendein Typ einen Drink!«
»Hör auf, sie so anzuschreien!«, mischte America sich ein.
Shepley legte eine Hand auf meine Schulter. »Wir haben alle genug getrunken. Lasst uns hier abhauen.«
Abbys Ärger steigerte sich um eine Stufe. »Ich muss Finch Bescheid sagen, dass wir gehen«, knurrte sie und schob sich an mir vorbei zur Tanzfläche.
Ich packte sie am Handgelenk. »Ich komme mit.«
Sie entwand sich meinem Griff. »Travis, ich bin durchaus imstande, ein paar Schritte allein zu gehen. Was ist bloß mit dir los?«
Abby drängelte sich zu Finch durch, der in der Mitte der Tanzfläche mit den Armen wedelte und herumsprang. Ihm lief der Schweiß über Stirn und Schläfen. Zuerst lächelte er noch, aber als sie ihm ihre Verabschiedung zugebrüllt hatte, verdrehte er die Augen.
Ich hatte von ihren Lippen abgelesen, dass sie meinen Namen erwähnt hatte. Sie gab also mir die Schuld, was mich noch wütender machte. Natürlich wurde ich wütend, wenn sie etwas tat, bei dem ihr etwas passieren konnte. Es schien ihr nichts auszumachen, dass ich Chris Jenks die Nase blutig geschlagen hatte, aber wenn ich ausflippte, weil sie Drinks von Fremden annahm, dann besaß sie die Frechheit, sauer zu sein.
Gerade als mein Ärger zu echtem Zorn wurde, schnappte sich irgendein Arschloch in einem Piratenkostüm Abby und presste sich an sie. Der Raum verschwamm, und bevor ich mich versah, knallte meine Faust in sein Gesicht. Der Pirat ging zu Boden und Abby mit ihm. Erst das holte mich schlagartig in die Realität zurück.
Die Hände flach auf dem Boden abgestützt, schaute sie benommen. Ich war vor Entsetzen wie gelähmt und sah ihr zu, wie sie quasi in Zeitlupe ihre Hand umdrehte, die leuchtend rot von dem Blut war, das aus der Nase des Piraten lief.
Ich stürzte zu ihr, um ihr aufzuhelfen. »Ach du Scheiße! Bist du okay, Täubchen?«
Sobald sie wieder stand, riss sie ihren Arm aus meinem Griff los. »Hast du den Verstand verloren?«
America packte Abby am Handgelenk und zog sie durch die Menge hinter sich her. Sie ließ sie erst los, als wir draußen waren. Ich musste rennen, um ihnen nachzukommen.
Auf dem Parkplatz schloss Shepley den Charger auf, und die Mädchen kletterten auf den Rücksitz.
Ich versuchte, mich zu erklären. Sie war mehr als angepisst. »Es tut mir leid, Täubchen. Ich wusste nicht, dass er sich an dir festhält.«
»Deine Faust war fünf Zentimeter von meinem Gesicht weg!« Sie fing den ölverschmierten Lappen auf, den Shepley ihr zugeworfen hatte. Sichtlich angeekelt wischte sie das Blut von ihrer Hand und fuhr dabei mit dem Stoff um jeden einzelnen Finger.
Ich zuckte zusammen. »Ich hätte nicht ausgeholt, wenn ich gedacht hätte, dich treffen zu können. Das weißt du doch, oder?«
»Halt die Klappe, Travis. Halt einfach die Klappe«, sagte sie und starrte auf
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