Walking Disaster
alles, was du willst. Wenn … wenn du mir nur sagst, dass du mich liebst.« Mir war vollkommen bewusst, wie lächerlich das klang, aber das spielte einfach keine Rolle mehr.
»Das weißt du doch.«
»Ich muss es aus deinem Mund hören.«
»Ich liebe dich«, sagte sie. Ihre Lippen berührten meine, dann wich sie ein paar Zentimeter zurück. »Und jetzt hör auf, so ein Kindskopf zu sein.«
Sobald sie mich küsste, verlangsamte sich mein Puls, und alle Muskeln in meinem Körper entspannten sich. Es erschreckte mich, wie sehr ich sie brauchte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Liebe für immer so blieb, denn dann müssten alle Jungs ja wie mondsüchtig herumwandern, sobald sie das Alter erreicht hatten, in dem man sich etwas aus Mädchen macht.
Vielleicht war es nur bei mir so. Vielleicht nur bei ihr und mir. Vielleicht bildeten wir gemeinsam diese unbeständige Einheit, die entweder implodierte oder miteinander verschmolz. Aber wie auch immer, ab dem Augenblick unseres Kennenlernens war mein Leben auf den Kopf gestellt gewesen. Und ich hätte es um keinen Preis anders gewollt.
18. KAPITEL
Lucky Thirteen
Voller Vorfreude, aber gleichzeitig wahnsinnig nervös, betrat ich, meine Finger mit Abbys verschlungen, das Haus meines Vaters. Der Rauch seiner Zigarre und der Zigaretten meiner Brüder wehte uns aus dem Spielzimmer entgegen, dazu der schwache, leicht moschusartige Geruch des Teppichs, der weit älter war als ich selbst.
Obwohl Abby zunächst genervt war, weil ich ihr nicht früher gesagt hatte, dass sie meine Familie kennenlernen würde, wirkte sie jetzt entspannter, als ich mich fühlte. Seine Freundin mit nach Hause zu bringen, das war unter den Maddox-Männern eigentlich nicht üblich, und daher war jede Vorhersage ihrer Reaktionen rein spekulativ.
Trenton sah ich als Ersten. »Heiliger Bimbam! Es ist der kleine Scheißer!«
Jede Hoffnung darauf, meine Brüder würden sich zivilisiert benehmen, war pure Zeitverschwendung. Ich liebte sie trotzdem, und wie ich Abby kannte, würde sie das auch tun.
»Hey, hey … einen anderen Ton in der Gegenwart der jungen Dame, wenn ich bitten darf«, sagte mein Vater und nickte Abby zu.
»Täubchen, das ist mein Dad, Jim Maddox. Dad, das ist Täubchen.«
»Täubchen?«, fragte Jim mit amüsierter Miene.
»Abby«, entgegnete sie und gab ihm die Hand.
Ich zeigte der Reihe nach auf meine Brüder, die jeweils nickten, als ich ihre Namen nannte. »Trenton, Taylor, Tyler und Thomas.«
Abby schien ein bisschen überwältigt. Das konnte ich ihr nicht verübeln. Ich hatte ihr nicht viel von meiner Familie erzählt, und fünf Jungs wären für jeden verblüffend. Tatsächlich wirkten die fünf Maddox-Jungs auf die meisten sogar furchteinflößend.
In unserer Kindheit lernten die Nachbarskinder rasch, dass man sich besser mit keinem von uns anlegte, und nur ein einziges Mal beging jemand den Fehler, es mit uns allen auf einmal aufzunehmen. Wir waren zwar eine gebeutelte Familie, doch wenn es nötig war, hielten wir wie eine Festung zusammen. Das kapierten selbst diejenigen, die wir eigentlich gar nicht einschüchtern wollten.
»Hat Abby auch einen Nachnamen?«, fragte Jim.
»Abernathy.« Sie nickte höflich.
»Nenn mich Jim«, meinte mein Vater freundlich.
»Schön, dich kennenzulernen, Abby«, sagte Thomas lächelnd. Abby dürfte es nicht bemerkt haben, doch Thomas’ Miene war nur Fassade für das, was er in Wirklichkeit tat: Jedes ihrer Worte und alle ihre Bewegungen zu analysieren. Denn er hielt immer Ausschau nach jemandem, der unser ohnehin wackeliges Boot möglicherweise erschütterte. Wellen waren unerwünscht, und Thomas hatte es sich schon immer zur Aufgabe gemacht, eventuelle Stürme abzuwenden.
Dad hält das nicht aus , pflegte er immer zu sagen. Gegen diese Logik kam keiner von uns an. Wenn einer oder mehrere von uns in Schwierigkeiten steckten, gingen wir immer zu Thomas, der sich darum kümmerte, bevor Dad etwas davon mitbekommen konnte. Die Jahre, in denen er eine Bande von wilden, aggressiven Jungs großgezogen hatte, machten aus Thomas viel früher, als man es für möglich gehalten hätte, einen erwachsenen Mann. Dafür respektierten wir ihn alle, auch mein Vater. Allerdings hatten seine Jahre als unser Beschützer auch bewirkt, dass er manchmal etwas herrisch war. Doch Abby stand einfach lächelnd da und schien nicht zu merken, dass sie gerade das Ziel im Blick des Familienwächters war.
»Wirklich schön!« Trenton ließ seinen Blick
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