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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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HVA-Major.«
    »HVA?« Lorenz rieb sich mit Zeigefinger und Daumen über das schwere Kinn. »Die Jungs verstanden sich darauf, Sachen zu verstecken. Sind Sie sicher, dass er hier etwas aufbewahrt hat? Würde er heikle Dinge nicht anderswo deponieren?«
    »Mag sein, aber ich bin sicher, dass er von hier aus tätig war.«
    »Vermutlich hat er sich hier einigermaßen ungefährdet gefühlt«, meinte Lorenz. »Schließlich ist das nicht wie in der DDR. Er muss geglaubt haben, dass man diese Wohnung nie durchsuchen würde.« Sein Blick fiel auf die Bücher in den Regalen. »Es wird schneller gehen, wenn ich keine Rücksicht zu nehmen brauche. Ist das ein Problem?«
    »Tun Sie, was Sie tun müssen«, sagte Fabel.
    Lorenz benötigte weniger als eine halbe Stunde.
    »Wie ich erwartet habe«, erklärte er in seinem sächsischen Bariton, als er ins Wohnzimmer zurückkehrte. »Er hat sich hier sicher gefühlt. Sie hatten recht, dass ihm diese Wohnung als Operationsbasis gedient hat. Deshalb habe ich es für sinnlos gehalten, schwere Möbel, Bücherschränke und so weiter hin und her zu schieben. Er muss Wert darauf gelegt haben, seine Sachen verstecken, sie aber leicht erreichen zu können.«
    »Das hast du bei der Stasi gelernt?«, fragte Martina.
    »Journalisten und Schriftsteller – uns wurde beigebracht, dass sie Manuskripte, Schreibmaschinen und solche Dinge greifbar haben mussten. Ernst zu nehmende Regimekritiker und ausländische Agenten waren etwas ganz anderes. Deshalb dachte ich, dass es bei diesem Knaben schwierig werden könnte. Weil er in der HVA war. Aber es hätte nicht unkomplizierter sein können.«
    Lorenz führte sie ins Arbeitszimmer. Er hob einen im Artdeco-Stil gefertigten Bronzevogel hoch und drehte den Holzsockel zur Seite. Dadurch wurde ein Fach freigelegt, in dem ein kleines Stahlinstrument lag: fast wie ein Nagel, der zu einem abgeflachten Haken verbogen war. Lorenz nahm den Haken und bückte sich unter den Schreibtisch. Das, was Fabel wie eine kleine Absplitterung im Dielenboden erschienen war, erwies sich als perfekter Ansatzpunkt für den Haken. Lorenz steckte den Haken in das Loch, machte eine halbe Drehung und legte eine quadratische Fläche unter den Bodenbrettern frei. Das Ganze dauerte keine fünfzehn Sekunden.
    »Es ist etwas Ähnliches wie ein Geheimfach«, sagte Lorenz. »Ziemlich sicher, aber leicht und rasch zu erreichen. Ich habe nichts darin angerührt.«
    Fabel zwängte die Finger in ein Paar Latexhandschuhe und kniete sich hin, um den Inhalt zu untersuchen.
    »Ein schwarzer Laptop mit Netzteil. Außerdem ein paar USB-Sticks. Sonst nichts. – Keine Notizbücher oder Akten.
    Nur das hier ...« Vorsichtig zog er eine Zeitschrift heraus, die der Länge nach gefaltet war.
    »Sag bloß, er hat darin Pornos versteckt«, gluckste Werner.
    »Werner, geh in die Wohnung unter uns und bitte Holger Brauner oder Astrid Bremer um ein paar große Spurensicherungstüten.« Fabel entfaltete die Zeitschrift. Dann zeigte er Karin Vestergaard und Martina Schilmann den Titel. »Ich mag mich ja irren, aber für einen typischen Feministen hätte ich Drescher nicht gehalten.«
    »Muliebritas«, las die Dänin laut vor.
    »Es ist eine feministische Publikation«, erklärte Fabel. »Der lateinische Titel bezeichnet das weibliche Gegenstück zur Männlichkeit, ist aber nicht ganz mit Weiblichkeit identisch. Im Deutschen wäre Fraulichkeit die beste Übersetzung. Sie haben bestimmt ein dänisches Wort dafür.«
    »Kvindelighed«, antwortete Vestergaard.
    Fabel musterte die Zeitschrift. »Dies ist wieder ein Paradebeispiel für Synchronizität. An dem Abend, an dem Jake Westland ermordet wurde, fand in der Herbertstraße eine heftige feministische Protestveranstaltung statt, die für Verwirrung sorgte. Sie war von Muliebritas organisiert worden.«
    Werner kehrte mit ein paar Spurensicherungstüten zurück. Fabel schob die Zeitschrift in einen der Beutel und reichte ihn Karin Vestergaard. Nachdem er den Computer und das Netzteil aus der Vertiefung im Boden hervorgeholt hatte, brachte er sie ebenfalls in einer markierten Spurensicherungstüte unter und tat das Gleiche mit den USB-Sticks.
    Fabel wandte sich an die beiden Frauen. »Wir werden das hier an die technische Abteilung weitergeben. Mal sehen, ob die den Computer knacken können. Wahrscheinlich ist er verschlüsselt, aber die Techniker werden's schon schaffen. Gott weiß, wie viele Pädophile wir eingebuchtet haben, weü sie dachten, sie hätten ihre

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