Walküre
Euro gekostet.«
»Gennadi Frolows Jacht?«, fragte Fabel, dessen Augen immer noch an den Linien der Megajacht entlangglitten. Er hatte kein besonderes Interesse an Schiffen, doch die Snow Queen schien ihm eines der elegantesten Objekte zu sein, die er je gesehen hatte.
»Richtig«, erwiderte Gessler. »Guck sie dir gut an ... Näher werden wir beide einem solchen Reichtum nie kommen.«
Sie betraten das Gebäude der NeuHansa Group. Eine Empfangsdame, die aussah, als wäre sie nicht in einem Wirtschaftsunternehmen, sondern in einer Modelagentur tätig, bat sie, in dem enormen, von Säulen gestützten Atrium zu warten. Sie setzten sich auf eines der weißen Ledersofas, von denen ein Dutzend im Innenhof stand. Jedes schien das Mehrfache von dem gekostet zu haben, was Susanne und er für ihre eigene Couch bezahlt hatten. Wie die einen halben Kilometer weiter am Kai ankernde Megajacht diente auch dies der Einschüchterung durch Wohlstand.
»Möchtet ihr hinterher etwas trinken gehen?«, fragte Gessler. »Wir könnten das Gespräch analysieren.«
»Tut mir leid«, sagte Fabel, obwohl er wusste, wem Gesslers Vorschlag eigentlich galt. »Ich treffe mich mit einem Freund in der Stadt.«
»Und ich muss einiges für mein Büro in Kopenhagen aufarbeiten«, behauptete Karin Vestergaard, ohne zu lächeln.
Zehn Minuten später wurden sie ins achte Stockwerk des NeuHansa-Gebäudes hinaufbegleitet.
In der Büroetage entdeckten sie nur vereinzelte Rechner und ein paar männliche und weibliche Angestellte, die von derselben Modelagentur eingestellt worden zu sein schienen wie die Empfangsdame im Erdgeschoss. Auch hier wurde der Reichtum durch die freizügige Nichtauslastung mehrerer der teuersten Räumlichkeiten in Hamburg unterstrichen. Fabel, Gessler und Vestergaard wurden in ein inneres Büro geführt. Es war überdimensional und glich eher einer trendigen Hotelsuite als einem Arbeitsraum. Eine große, schlanke Frau von Anfang bis Mitte vierzig kam hinter einem der riesigen Schreibtische hervor und machte eine Geste, dass sich alle auf den Sofas um einen Couchtisch niederlassen sollten. Gina Bransted war das, was Fabel als ansehnliche Frau bezeichnet hätte. Attraktiv, doch mit einem kräftigen, fast männlich wirkenden Kiefer. Ihr blondes Haar war recht kurz geschnitten, was die Strenge ihrer Züge milderte. Alles an ihr – ihr Haar, ihr cremefarbenes Kostüm, die darauf abgestimmten Schuhe, ihre schlichte, himmelblaue Bluse – war unaufdringlich und geschmackvoll. Auch kündete es von Wohlstand. Fabel begriff, dass er das fleischgewordene Gegenstück zu der draußen angedockten Luxusjacht vor sich hatte.
»Frau Bransted?«, fragte Fabel, der stehen geblieben war.
»Herr Fabel.« Sie lächelte und streckte die Hand aus. »Bitte, nehmen Sie Platz. Entschuldigen Sie mich für einen Moment.« Sie ging zur Tür hinüber und tauschte ein paar Worte mit der Frau aus, die die Polizisten hierher begleitet hatte.
»Ich habe Sven Langstrup gebeten, zu uns zu stoßen. Herr Langstrup ist für sämtliche Sicherheitsfragen zuständig und gehört zu meinem Team von Rechtsberatern.«
Fabel stellte seinerseits Karin Vestergaard und Hans Gessler vor. Wie Gessler angeregt hatte, verschwieg Fabel, dass er zur Abteilung Wirtschaftsdelikte der Polizei Hamburg gehörte.
Bei der Nennung von Vestergaards Namen lächelte Gina Bransted erfreut und begann, Dänisch zu sprechen. Nach einem kurzen Austausch wandte sie sich wieder Fabel zu.
»Entschuldigen Sie, ich habe selten die Möglichkeit, meine Muttersprache zu sprechen.«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, sollten wir uns Frau Vestergaards wegen auf Englisch unterhalten.«
»Das ist nicht nötig«, sagte Karin Vestergaard auf Deutsch mit kaum merklichem Akzent. »Ich werde Ihren Worten folgen können.«
Fabel musterte sie einen Moment lang verblüfft. »Sehr gut ...« Er lachte leise und schüttelte den Kopf. »Das wird uns eine Menge Zeit sparen.«
»Wissen Sie, Herr Fabel«, ergriff Gina Bronsted das Wort, »ich kann mir vorstellen, worüber Sie mit mir reden wollen. Ich habe das alles schon mit der ärgerlich hartnäckigen Dame von HanSat TV hinter mir.«
»Sylvie Achtenhagen?« Fabel wiegte den Kopf. »Sie ist hier gewesen?«
»Sie hat hoch gepokert ... Ich musste sie daran erinnern, dass ich eine Kontrollmehrheit bei dem Sender halte, für den sie arbeitet. Sie ist eine sehr arrogante Person.«
»Was Sie nicht sagen«, erwiderte Fabel ohne jede Ironie.
In diesem Moment betrat
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