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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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verwendet. Aber auch für tausend andere Dinge. Man macht sich erhebliche Sorgen wegen ihrer Toxizität.«
    »Sie haben von einer dritten Probe gesprochen. Woher stammte die?«
    »Ach ja ... Diese dritte Probe ist am merkwürdigsten. Sie stammt ebenfalls aus der Provinz Hunan, genau wie die erste Blutprobe. Aber es handelt sich um menschliches Gewebe. Und nach Ralfs Tests zu schließen, handelt es sich um menschliches Schilddrüsengewebe, das möglicherweise nach dem Tod entnommen wurde. Und noch etwas ...«
    »Ja?«
    »Nach seinen Resultaten zu urteilen, ist der PBDE-Gehalt in diesen Proben astronomisch hoch.«
    »Was heißt das?«, fragte Fabel. »Könnte er tödlich sein?«
    »Möglicherweise ja. Wie gesagt, PBDEs sind hochtoxisch, und man benötigt eine Sondererlaubnis für die Entsorgung. Das Urteil über ihre genaue Schädlichkeit steht noch aus, aber es wird vermutet, dass sie die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen und das endokrine System insgesamt schädigen. Es kann sogar zu neurotoxischen Wirkungen kommen.«
    »Vielen Dank, das könnte nützlich sein, Herr Dr. Lüttig.« Fabel hielt inne. »Übrigens, sagt Ihnen der Name ›01af‹ etwas? Ist das vielleicht jemand, den Ralf Sparwald kannte?«
    »Nein, keine Ahnung. Ist es wichtig?«
    »Wahrscheinlich nicht«, erwiderte Fabel.
     
    Er konnte Geschäftsleute nicht leiden. Es spielte keine Rolle, wie hoch oder niedrig sie in ihrer undurchsichtigen Hierarchie angesiedelt waren, auf Fabel machten alle den Eindruck, als hätten sie eine Persönlichkeitsamputation durchgemacht. Unlängst war er nach Frankfurt geflogen, um mit der Mordkommission der Stadt Kontakt aufzunehmen. Während des Fluges war er in seinem in Großbritannien geschneiderten Sportjackett von Klonen in Boss-Anzügen umringt gewesen und hatte sich wie ein Komparse in dem Film Gattaca gefühlt. Er hatte sich geschworen, dass er sich eher das Gehirn mit seiner SIG-Sauer wegpusten würde, als sich einen Blackberry zuzulegen.
    Fabel fiel es manchmal sogar schwer, seine Geringschätzung für solche Kollegen zu verbergen, die ihre Polizeiarbeit wie ein Geschäft betrieben und sich in dem gleichen einheitlichen Konzernstil kleideten wie ihre Pendants in der Wirtschaft.
    Am meisten jedoch missfielen Fabel die Wirtschaftsführer an der Spitze der Hierarchie. Manchmal schienen sie sich selbst wie mittelalterliche Feudalherren zu fühlen. Und in gewisser Weise hatten sie nicht ganz unrecht, denn Hamburg war ein Stadtstaat, der seine Geschichte und seine Unabhängigkeit auf dem Handel aufgebaut hatte. Die hanseatischen Industriekapitäne hatten zwar keine absolute Kontrolle über das Leben von Leibeigenen, aber dafür waren ihnen ihre Angestellten, die Mitarbeiter von Tochterunternehmen, ihre Zulieferer und etliche Lokalpolitiker ausgeliefert. Allerdings waren die meisten Hamburger Politiker selbst Geschäftsleute.
    Nach Fabels Erfahrung meinten Hamburger Wirtschaftsführer häufig, dem Zugriff persönlicher Sterblicher, etwa dem von Polizisten, entzogen zu sein. Deshalb überraschte es ihn nicht, dass er sich persönlich einschalten musste, um einen Termin bei Gina Bransted zu erhalten. Er hatte eine der Verwaltungsassistentinnen des Präsidiums gebeten, ein Treffen zu arrangieren, doch sie kam nicht von der Stelle, da sie dauernd von einer relativ unbedeutenden NeuHansa-Angehörigen abgewimmelt wurde.
    »Kein Problem«, hatte Fabel geantwortet, als die Assistentin von Bransteds Sekretärin es für »ganz unmöglich« erklärte, innerhalb der kommenden Woche einen Termin zu machen. »Ich verstehe sehr gut, dass Frau Bransted viel zu tun hat. Also werde ich heute Abend einen Streifenwagen zu ihrem Haus schicken und sie ins Präsidium bringen lassen. Und keine Sorge, ich werde ihr bestimmt mitteilen, dass Sie Ihre Chefin bestens abgeschirmt haben.«
    Kurz darauf ließ man Fabel wissen, dass Gina Bransted ihn später am selben Nachmittag empfangen werde. Daraufhin rief Fabel Hans Gessler von der Abteilung Wirtschaftsdelikte an und erkundigte sich, ob er ihn kurzfristig begleiten könne.
    »Nimmst du die kleine Nixe mit?«, fragte Gessler.
    »Von wem redest du?«, fragte Fabel aufrichtig verwirrt.
    »Von der kleinen dänischen Schönheit, an der du so zu hängen scheinst.«
    »Wenn du Politidirektor Karin Vestergaard meinst, dann ja: Sie wird mitkommen. Gina Bransted ist eine Dänin aus Flensburg, und Frau Vestergaard könnte da nützlich sein. Davon abgesehen hat sie ein direktes Interesse an diesem

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