Walküre
Hitler.«
»Nein, ich denke an einen geschäftlichen Rahmen. Hat NeuHansa etwas mit jemandem zu tun, der diesen Namen benutzt?«
Bransted schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Meines Wissens nicht. Aber wenn Sie es wünschen, lasse ich Nachforschungen anstellen.«
»Haben Sie je von einer dieser Frauen gehört: Margarethe Paulus, Liane Kayser, Anke Wollner?«
»Nicht dass ich wüsste.«
Fabel konnte nichts an Bransteds Miene ablesen. Er spielte mit dem Gedanken, auch Georg Dreschers Namen zu erwähnen und eine Reaktion abzuwarten, doch er entschied sich dagegen, alles aufzudecken.
Der Rest des Gesprächs war Detailfragen gewidmet: der Materie, an der Ralf Sparwald gearbeitet hatte; mit wem sonst Westland vor dem Konzert geplaudert haben mochte; über die Funktionsüberschneidungen zwischen Norivon-Umwelttechnologien und SkK-Biotech. Über alles, was Fables Meinung nach irgendeine Reaktion hervorrufen konnte. Nach einer Stunde dankte er Gina Bransted für ihre Zeit und Mühe.
Sobald die drei draußen auf der Straße standen, holte Fabel tief Luft und wandte sich an Gessler, ohne dabei die Jacht aus den Augen zu lassen.
»Hans, jede NeuHansa-Akte, jede Datenbank, jeden Geschäftsabschluss – ich möchte, dass du das Unternehmen sorgfältig abklopfst. Ich werde unsere Vorgesetzten bitten, dir all die Zeit und all die Leute zur Verfügung zu steilen, die du benötigst.«
»Damit hatte ich gerechnet«, nickte Gessler. »Wenn es etwas zu finden gibt, wird es uns nicht entgehen. Ich nehme an, dass du weißt, wer die Walküre angeheuert hat? Oder wenigstens, von wem sie mit Dreschers Hilfe angeheuert worden ist?«
»Langstrup hat einen Fehler gemacht«, meinte Fabel. »Natürlich ist ein Mord geschehen, der keine Verbindung zur NeuHansa Group aufweist.«
»Der an Drescher«, sagte Karin Vestergaard.
»Genau. Und den haben wir bisher nicht an die Öffentlichkeit gebracht. Das bedeutet, dass Langstrup von einem Mord gesprochen hat, von dem er eigentlich nichts wissen kann.«
»Allerdings bleibt offen«, sinnierte Vestergaard, »ob Langstrup sein eigenes kleines Imperium betreibt oder ob Gina Bransted selbst hinter den Morden steckt.«
»Langstrup sieht zwar so aus«, sagte Gessler, »als ob mit ihm nicht gut Kirschen essen ist und als ob er manchen Zusammenstoß mit ähnlichen Typen gehabt hat – aber er scheint mir nicht das Gehirn des Ganzen zu sein.«
»Mir auch nicht«, bestätigte Fabel.
Der Arbeitstag war fast beendet, und Fabel setzte Gessler am Präsidium ab, damit dieser mit seinem eigenen Auto heimfahren konnte. Anschließend rief Fabel in Gennadi Frolows Büro an und ließ sich einen Termin für zwei Tage später geben. Nachdem er sich in der Kommission vergewissert hatte, dass sich inzwischen keine neuen Hinweise ergeben hatten, brachte er Karin Vestergaard zurück zu ihrem Hotel.
»Sie wissen bestimmt, was ich Sie fragen werde, oder?« Er sprach wieder Englisch, während sie das Stadtzentrum durchquerten.
»Ich kann es mir gut vorstellen.«
»Ihr Verhalten ist wirklich unglaublich. Ist Ihnen das bewusst? Ich habe Ihnen jegliche professionelle Höflichkeit entgegengebracht. Nein, verflucht, auch jede persönliche Höflichkeit und Gastfreundschaft. Ich habe Sie Susanne vorgestellt, und Sie haben uns gegenüber während der gesamten Mahlzeit vorgetäuscht, dass wir Englisch sprechen müssten. Aber Sie lernen anscheinend so schnell wie der Teufel. Innerhalb von zwei Wochen ist es Ihnen gelungen, von völliger Unkenntnis zur perfekten Sprachbeherrschung fortzuschreiten.«
»Übung macht den Meister, wie es in Deutschland heißt.«
Sie lächelte schelmisch, was ihn völlig aus der Fassung brachte. Zum ersten Mal, abgesehen von kurzen Momenten während der Mahlzeit mit Susanne und ihm, bemerkte Fabel einen unverfälscht offenen Gesichtsausdruck bei seiner dänischen Kollegin.
»Es tut mir leid, Jan«, fuhr sie fort. »Es war irreführend von mir. Aber Englisch fällt mir wirklich leichter.«
»Bei unserer Unterhaltung mit Frau Bransted schienen Sie keine Schwierigkeiten zu haben. Wo zum Teufel haben Sie gelernt, so gut Deutsch zu sprechen?«
»Ich bin in Südjütland, direkt nördlich der Grenze, aufgewachsen. Mein Vater war das Gegenteil von Gina Bransted: kein Dänendeutscher, sondern Deutschdäne. Zu Hause sprach er Südjütisch und Deutsch. Nach dem Englischen in der Schule war Deutsch meine dritte Sprache.«
»Und Sie scheinen eine Menge davon behalten zu haben.«
»Es
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