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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Ausschau. Du solltest ab und zu auf deine Handynachrichten reagieren – oder überhaupt auf dein Handy.« Ivonne verzog das Gesicht. »Wenn ich sage, dass Herr Knabbe nach dir Ausschau hält, dann meine ich: nach Art eines Rasenden mit brennender Fackel. Er ist sauer, weil du nicht hier warst, um über die Bombenexplosion unten am Hafen zu berichten. Angeblich war Frolow einer der Gäste des Restaurants.«
    »Frolow?« Sylvie hob die Augenbrauen. »Wahrscheinlich war er das Ziel ... Was will er? Knabbe, meine ich.«
    »Deinen Skalp, nehme ich an. Und noch etwas: In Altona, nicht weit von deiner Wohnung, hat sich etwas Seltsames abgespielt. Vor vier Tagen ist die Straße abgesperrt worden, und eine Menge Polizisten hat zwei Wohnungen durchsucht. Dann war nichts mehr zu hören.«
    »Wie lautet die offizielle Version?«
    »Im Moment gibt es keine.«
    »Sie wollen Zeit schinden«, stellte Sylvie fest. »Da sie keine Falschinformationen verbreiten wollen, versuchen sie, so lange wie möglich gar nichts bekannt zu geben. Wer ist an der Sache dran?«
    »Der widerliche Brandt.« Ivonne rümpfte angeekelt die Nase. »Du weißt schon, der Stinker.«
    »Der könnte nicht mal mit beiden Händen seinen Arsch finden, geschweige denn eine Story ausgraben«, sagte Sylvie. »Noch etwas?«
    »Nein ... wieso denn?«
    »Ich erwarte eine Nachricht. Hat jemand namens Siegfried angerufen oder eine E-Mail geschickt?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
     
    Nachdem Ivonne das Büro verlassen hatte, blätterte Sylvie das von ihrer Assistentin gesammelte Material durch. In der Mitte der aktuellen Ausgabe von Muliebritas stieß sie plötzlich auf eine Anzeige, die ihre Aufmerksamkeit weckte. Es war ein Zitat aus der Njalssaga:
     
    Rot wird die Luft von Menschenblut,
    Eh' unser weissagendes Lied verhallt.
     
    Also das, dachte sie, ist ein verdammt merkwürdiger Zufall.
     
10.
    Er zögerte, und sie spürte es. Anke wusste, dass Fabel, der Chef der Mordkommission, die Leitung hatte. Sie verfluchte ihre Dummheit. Nach all den Jahren, nach all den verschlüsselten Botschaften und den Verabredungen mit Onkel Georg hatte sie einfach nicht mit einer Falle gerechnet. Sie hätte die Sache gründlicher durchdenken müssen. Besonders nachdem sie das andere Inserat an der falschen Stelle gesehen hatte.
    »Ich habe Frau und Kinder«, sagte der Mann, den sie mit festem Griff untergehakt hatte. »Bitte, töten Sie mich nicht.«
    Sie presste ihm den Lauf ihrer Beretta PX4 Storm Automatik noch kräftiger in die Rippen und zerrte an seinem Arm, um ihn anzutreiben. »Wenn ich Sie erschießen wollte, wären sie längst tot. Falls Ihnen etwas passiert, ist es die Schuld der Polizei. Ich weiß, was ich tue, die Polizisten aber nicht. Wenn Sie am Leben bleiben und Ihre Frau und Ihre Kinder wiedersehen wollen, dann sollten Sie den Mund halten und weitergehen. Sobald wir in der Stadt sind und ich in der Menge untertauchen kann, werde ich Sie freilassen.«
    Sie behielt eine gleichmäßige Geschwindigkeit bei. Als sie sich der Bank genähert hatte, war ein Bulle hinter ihr gewesen und hatte die Lücke geschlossen. Dadurch war sie als Erstes alarmiert worden. Und dann durch die blöde Frau, die sich als Joggerin ausgab. Natürlich hatte sie aus zwanzig Meter Entfernung erkannt, dass es nicht Onkel Georg war, der da auf der Bank saß. Es war eine plumpe, ungeschickte Falle gewesen, und nur ihre eigene Dummheit und Unaufmerksamkeit hatte sie daran gehindert, den Betrug rechtzeitig zu durchschauen.
    Er beobachtet dich, dachte sie. Wahrscheinlich aus einer der oberen Etagen am Harvestehuder Weg.
    »Neigen Sie den Kopf näher an mich heran«, zischte sie dem Mann zu. Er war fast zehn Zentimeter größer als sie. »Tun Sie so, als ob wir ein Paar wären und uns unterhalten würden.«
    Vielleicht, hoffte sie, hat meine Finte Erfolg gehabt. Vielleicht hatten die Polizisten sie von ihrer Liste gestrichen und warteten auf eine andere Frau, die sich allein näherte. Anke dachte an den Mann neben sich. Der falsche Onkel Georg hatte sie wahrscheinlich gemustert, als sie an ihm vorbeiging, aber sie hatte das Gesicht wie zu einem Blick über die Wasseroberfläche abgewandt. Nur der Mann an ihrem Arm dürfte sie aus nächster Nähe gesehen haben. Wenn sie Pöseldorf erreichte, würde sie ihn in eine Nebenstraße führen. Da ihre Waffe keinen Schalldämpfer hatte, würde sie ihn mit dem Messer erledigen.
    Wenn sie Pöseldorf erreichte.
    Ein paar Sekunden vorher waren sie an einem Wagen

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