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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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fragte er verlegen.
    »Ja, ich bin Karin Vestergaard. Tut mir leid, ich weiß, wie verwirrend das ist.« Sie verdrehte die Augen. »Ich bin befördert worden, weil ich einen so verdammt guten Kaffee koche, und nun haben sie mich hergeschickt, weil all die Männer mit der Lösung wirklich komplizierter Fälle beschäftigt waren.«
    Fabel lächelte matt über den Scherz, doch seine Miene erstarrte, als er das kalte Glitzern in ihren eisblauen Augen zur Kenntnis nahm. Das war kein guter Anfang. »Ich parke draußen«, sagte er kläglich.
     
    Der Weg zu Fabels BMW erwies sich als nicht angenehm. Nachdem er sich nach dem Flug und dem Wetter in Kopenhagen erkundigt hatte, fiel es ihm schwer, Small Talk zu machen. Politidirektor Vestergaard hielt offensichtlich nichts von seichtem Geplauder. Sie fuhren schweigend die Alsterkrugchaussee entlang in Richtung Stadtzentrum.
    »Wir haben in ein paar Monaten eine Wahl«, sagte er schließlich mit künstlicher Munterkeit. »Für die Bürgerschaft, die dann den Ersten Bürgermeister bestimmt. Das ist im Grunde der Ministerpräsident des Landes Hamburg. Unter den Kandidaten ist übrigens auch eine Dänin. Eigentlich eine Deutschdänin – von der Dänisch sprechenden Minderheit in Schleswig-Holstein.«
    Karin Vestergaard wandte Fabel den Kopf zu und bedachte ihn mit einem nachsichtigen, desinteressierten Lächeln. Etwas an ihrem Gesicht störte ihn, doch er wusste nicht, was. Sie kamen an einem Schild vorbei, das den Beginn des Stadtteils Eppendorf anzeigte.
    »Liegt hier nicht Ihr Institut für Gerichtsmedizin?«, wollte die Dänin wissen.
    »Ja«, antwortete Fabel. »Das stimmt. Sie kennen Hamburg?«
    »Nein. Ich habe mich vor meinem Abflug informiert. Ist Jens dort?«
    »Dort befindet sich das Leichenschauhaus, ja.«
    »Ich möchte ihn gern sehen. Sofort.«
    »Jetzt gleich? Ich wollte Sie zuerst zu Ihrem Hotel bringen und Sie dann zum Präsidium fahren. Ich weiß, dass ...«
    »Das verstehe ich nicht«, unterbrach sie ihn mit kühler, harter Stimme. »Wo ist das Problem, wenn wir ohnehin schon in Eppendorf sind. Ich möchte Jens sehen. Was spricht dagegen?«
    Fabel zuckte die Achseln und bog in die Geschwister-Scholl-Straße ein.
     
    Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ist ein riesiger Gebäudekomplex, fast eine Kleinstadt, zwischen der Geschwister-Scholl-Straße im Norden und der Martinistraße im Süden. Es hat sogar einen eigenen Park neben der Martinistraße, und als Fabel an dessen Nordgrenze entlang zum Butenfeld fuhr, erhoben sich gewaltige Kräne über den Gebäuden.
    »Das hier ist ein Ausbildungskrankenhaus«, erklärte Fabel. »Zurzeit entsteht ein neuer, mit modernster Technologie ausgestatteter Campus.«
    Falls Karin Vestergaard beeindruckt war, verbarg sie es sehr gut. Sie starrte finster vor sich hin, als seien ihre Gedanken bereits in die Leichenhalle zu ihrem toten Kollegen enteilt. Fabel fand einen Parkplatz vor dem Institut für Rechtsmedizin und führte die Dänin durch die Glasdoppeltür in den Empfangsbereich. Es dauerte ein paar Minuten, bis er die Leichenschau organisiert hatte. Unterdessen saß Karin Vestergaard teilnahmslos im Wartebereich.
    »Nun können wir hineingehen«, sagte er, und sie folgte ihm.
     
    Fabel wusste nicht, womit er in der Leichenhalle zu rechnen hatte. Obwohl sie die Strecke vom Flughafen nach Eppendorf gemeinsam zurückgelegt hatten, war ihm die dänische Polizistin völlig fremd geblieben. Er konnte nur rätseln, welche berufliche, geschweige denn persönliche Beziehung sie zu Jespersen unterhalten hatte. Fabel beobachtete ihr Gesicht, als das Laken von Jespersens Leiche zurückgezogen wurde. Wieder lenkte ihre Erscheinung ihn ab. Etwas an ihrem Aussehen verblüffte ihn, und dann begriff er den Grund: Ihre Züge waren perfekt. Ihr ganz und gar symmetrisches Gesicht hatte klassische Proportionen. Die Wirkung war seltsam, denn sie besaß eine wahrhaft archetypische, doch nicht einprägsame Schönheit.
    Fabel musterte Karin Vestergaards leere Miene beim Anblick der Leiche ihres Untergebenen. Etwas flackerte in ihren Augen auf und verschwand in derselben Sekunde wieder – Zorn, wie Fabel bemerkte. Sie war wütend auf Jespersen, weil er gestorben war.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Fabel. »Haben Sie lange mit ihm zusammengearbeitet?«
    »Für wann ist die Autopsie angesetzt?«
    »Für morgen. Vierzehn Uhr.«
    Sie beugte sich vor und schaute sich Jespersens Gesicht gründlicher aus der Nähe an. Dann zog sie das Laken ganz

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