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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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geschickt. Damals war ich noch gar nicht am Leben. Und wenn ich das gewesen wäre, hätte ich mich niemals den Nazis angeschlossen.« Fabel ärgerte sich darüber, dass er sich seinen Zorn hatte anmerken lassen. Sie provozierte ihn bewusst.
    »Wirklich?«, erwiderte sie, als wäre sie ein wenig überrascht. »Jedenfalls sind Dutzende von dänischen Polizisten in Buchenwald gestorben. Erst nachdem man sie zu Kriegsgefangenen erklärt und verlegt hatte, sank ihre Sterbequote. Aber sie taten immer noch nicht das, was Sie – ich meine die Deutschen ... ich meine die Nazis ... Entschuldigung, ich weiß nicht recht, wen ich als Verantwortlichen für die Gewaltanwendung gegen Dänemark nennen soll – von ihnen wollten.«
    »Und deshalb hasste Jespersen die Deutschen? Offen gesagt, ich habe den Eindruck, dass Sie die gleichen Vorurteile hegen wie er.«
    »Jens kam aus einer Familie mit einer langen Polizeitradition. Sein Großvater war während des Krieges Polizist, genau wie sein Vater, der damals erst einundzwanzig Jahre alt war. Beide wurden nach Buchenwald verfrachtet. Jens' Großvater gehörte zu denen, die starben. Sein Vater überlebte mit knapper Not.«
    »Ich verstehe. Aber worauf wollen Sie hinaus?«
    »Darauf, dass Jens Deutschland ohne einen verdammt guten Grund niemals betreten hätte.«
    »Und Sie wissen nicht, warum er hier war?«
    »Ich habe eine Ahnung. Aber das ist alles. Jens war ...« Zum ersten Mal seit ihrem Zusammentreffen suchte die Dänin nach dem richtigen Wort. »Jens konnte schwierig sein. Er hatte eine Neigung, die Dinge im Alleingang zu machen. Seinem Instinkt zu folgen.«
    »Dagegen ist nichts einzuwenden.«
    »Nein, jedenfalls nicht, wenn man seine Kollegen ... seine Vorgesetzte ... über seinen Aufenthaltsort und seine Aktionen auf dem Laufenden hält.«
    »Aber wir haben ein offizielles Ersuchen von Ihnen bekommen, Jespersen zu unterstützen. Sie wussten also, dass er nach Hamburg reisen würde.«
    »Er hat mich über einen Teil seines Vorhabens informiert, doch nicht über alles. Es gab Probleme mit Jens. Er war von der alten Garde, und ich habe unter seinem Befehl angefangen. Es fiel ihm schwer zu akzeptieren, dass er nun mir Rechenschaft ablegen musste. Außerdem hatte er die Angewohnheit, sich auf seine eigenen kleinen Kreuzzüge zu begeben.«
    Karin Vestergaard musste die leichte Veränderung von Fabels Gesichtsausdruck bemerkt haben. »Ich scheine eine Saite berührt zu haben.«
    »Eine lange Geschichte«, erwiderte Fabel. »Ich habe ... ich hatte eine Beamtin, die das Gleiche tat. Es hat sie den Verstand gekostet.«
    »Aha. Ich glaube, dass Jespersens letzter Kreuzzug ihn vielleicht das Leben gekostet hat. Haben Sie von der Sirius-Patrouille gehört?«
    Fabel schüttelte den Kopf.
    »Die Sirius-Patrouille ist eine Spezialeinheit der dänischen Marine. Sie überwacht den äußersten Nordosten von Grönland für den Fall, dass unsere russischen Freunde zu Besuch kommen. Diese Soldaten sind die härtesten, die man sich vorstellen kann. Sie sind für fast zwanzigtausend Kilometer Küstenlinie zuständig und bewegen sich hauptsächlich mit Hundeschlitten unter Temperaturen fort, die minus dreißig Grad erreichen können. Und im Winter geschieht all das natürlich in ewiger Nacht.«
    »Jespersen?«
    »Zweijähriger Dienst bei der Patrouille. Danach schloss er sich der Dänischen Nationalpolizei an und wurde in die Politiets Aktionsstyrke oder AKS aufgenommen. Das ist unsere Antiterroreinheit, die bei gravierenden Vorfällen, bei Drogenbekämpfung und dergleichen, herangezogen wird. Ich nehme an, Sie merken, worauf ich hinweisen möchte?«
    »Dass Jespersen ein harter Brocken war?«
    »Und auch auf die Tatsache, dass er extrem durchtrainiert war. Er achtete darauf, in derselben Form zu bleiben wie damals als Sirius-Soldat.«
    »Also kein Kandidat für einen Herzinfarkt...«
    »Zumindest kein normaler Kandidat. Natürlich ist diese Möglichkeit nicht auszuschließen, und es wäre die einfachste Erklärung, aber ich kann es mir nicht denken, wenn durch die Autopsie keine angeborene Herzschwäche festgestellt wird.« Sie trank ihre Tasse aus und schüttelte den Kopf, als Fabel nachgießen wollte. »Zu viel Kaffee macht mich nervös.«
    Fabel versuchte, sich eine nervöse Karin Vestergaard auszumalen, doch dies überstieg seine Fantasie. »Was hat es mit der Suche nach Einstichstellen auf sich? Haben Sie etwa Anhaltspunkte dafür, wer hinter Jespersens Tod stecken könnte?«
    »Alles,

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