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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Ihnen.«
    Es kam zu einem peinlichen Moment der Stille.
    »Apropos Engel – es gibt etwas, bei dem Sie mir vielleicht helfen können«, sagte Sylvie nach einer Weile.
    »Oh?« Knabbes Stimme war von Misstrauen erfüllt. »Was denn?«
    »Ich rede von Ihrer Geschäftspartnerin, der reizenden Frau Bransted. Oder eigentlich von ihrem Unternehmen, der NeuHansa Group.«
    »Was ist damit?«
    »Das letzte Opfer der St.-Pauli-Mörderin ...«
    »Des Engels?«
    »Ja, lassen Sie uns vorläufig annehmen, dass es dieselbe Mörderin wie früher ist. Das neueste Opfer des Engels hat für eine Firma namens Norivon Environmental gearbeitet. Es ist wohl eine Tochterfirma der NeuHansa Group.«
    »Und was soll ich für Sie tun?«, fragte er mit weiterhin misstrauischer Stimme.
    »Sie könnten mir einen Termin beim Chef von Norivon verschaffen. Und vielleicht sogar bei Gina Bransted. Aber erwähnen Sie nicht, dass es um Lenschs Ermordung geht.«
    »Zu dem Schluss werden sie wahrscheinlich ohnehin kommen. Ich weiß nicht, ob Frau Bransted bereit ist, Ihnen ein Interview zu geben. Und ich weiß auch nicht, ob mir Ihre Handlungsweise gefällt. Die NeuHansa Group ist mein Hauptgeschäftspartner, Sylvie. Und ob es Ihnen zusagt oder nicht, wir sind im Fernsehgeschäft.«
    »Glauben Sie mir, Andreas, ich habe es nicht auf einen Scoop über NeuHansa oder Gina Bransted abgesehen. Ich brauche nur ein paar Hintergrundinformationen. Und wenn ich diese Story für Sie herausbringe, können Sie mit einer Sensation rechnen. Bestimmt.«
    »Gut. Mal sehen, was ich tun kann.«
     
    Nachdem Knabbe ihr Büro verlassen hatte, setzte Sylvie sich hin und schaute aus dem Fenster, ohne die dunkle Stadt unter dem schieferfarbenen Himmel wahrzunehmen. Das Klingeln des Telefons unterbrach ihre gleichermaßen düsteren Gedanken. Der Anruf war nicht vom Empfang weitergeleitet worden, sondern an ihre Durchwahlnummer gegangen.
    »Guten Tag, Frau Achtenhagen.« Es war eine Männerstimme, die plötzlich zu husten begann. »Entschuldigung. Wie ich höre, beschäftigen Sie sich mit den Morden in St. Pauli?«
    »Ja ... Wer spricht da?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich meinen Namen lieber nicht nennen. Jedenfalls zurzeit nicht.« Ein weiterer Hustenanfall.
    »Sie wissen etwas über die Morde?« Sie versuchte, den Ärger und die Langeweile aus ihrer Stimme zu verbannen. Immer wieder gestand jemand die Engel-Morde oder kannte einen Dritten, der eine verdächtige Äußerung gemacht hatte. Manche Spinner erhielten durch ihre Zahnfüllungen Botschaften aus der Geisterwelt oder hatten keinen Zweifel daran, dass ihr Mann/Chef/Haustier der Täter war.
    »Ja, ich weiß eine Menge über die Morde. Und auch über viele andere Dinge. Sie werden bereit sein, mich für mein Wissen zu bezahlen?«
    »Ja, ja. Das ist nichts Neues für mich.«
    »Doch, glauben Sie mir, Frau Achtenhagen. Ich habe etwas, das Sie sehen müssen. Etwas ganz Wichtiges.«
    »Das habe ich wirklich schon oft genug gehört, und es endet immer mit einer Enttäuschung. Lassen wir den Unsinn, und teilen Sie mir ganz genau mit, was Sie mir verkaufen wollen.«
    »Etwas, von dem Sie bestimmt nicht möchten, dass ich es einem anderen verkaufe. Da bin ich mir sicher. Ich habe nämlich eine Ahnung, wer hinter den Morden in St. Pauli steckt.«
    »Der Engel?«
    »Frau Achtenhagen, wir beide wissen, dass es nicht der Engel ist – jedenfalls nicht der ursprüngliche Engel. Ich habe einen begründeten Verdacht, wer die beiden Männer im letzten Monat umgebracht hat, und der ursprüngliche Engel war es gewiss nicht. Und damit komme ich zum zweiten Punkt. Er ist äußerst wichtig, und ich weiß, dass Sie mich fürstlich bezahlen werden, damit ich meine Informationen nicht anderswo verkaufe. Ich kenne die Identität des ursprünglichen Engels. Ihren Namen, ihren Wohnort, ihren Beruf. Ich weiß sogar, warum sie all die Männer in den Neunzigern ermordet hat.«
    »Wirklich? Und woher denn?« Sylvie Achtenhagen wühlte in den Papieren auf ihrem Schreibtisch nach einem Schreibblock und einem Stift. Schließlich wurde sie fündig. »Früher war es mein Beruf, Dinge zu wissen. Über Menschen. Ich habe für das Ministerium für Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik gearbeitet.«
    »Sie waren bei der Stasi? Warum sollte ich einen Stasi-Ganoven für Informationen über Morde in Hamburg bezahlen?«
    »Weil ich ein vorausschauender Mann bin und schon immer war. Ich hatte meinen Arbeitsplatz in der Zentrale des

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