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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Schülerin gewesen, oder, Genosse Drescher? Hier gibt es nämlich keine forensische Distanz. Aber das ist mir gleichgültig. Es macht mir nichts aus, erwischt zu werden. Du wirst meinen ganzen Körper bedecken, Drescher. Dein Blut, dein Schweiß, deine Furcht ... Ich werde mich davon einhüllen lassen. Aber zuerst, Genosse Major, schauen wir uns eine kleine Diavorführung an.«
     
9.
    »Also gut«, sagte Fabel und schenkte Susanne noch ein Glas Wein ein. »Wir können ausschließen, dass wir es mit einem Todesengel oder einer Schwarzen Witwe zu tun haben. Damit bleiben eine Rachetäterin oder eine Wahnsinnige.«
    »Wahnsinn scheidet aus. Serienmörder haben in der Regel eine Identitätsstörung, doch nur sehr wenige von ihnen sind unzurechnungsfähig. Und innerhalb dieser Gruppe gibt es zwei Persönlichkeitstypen: solche mit einem höheren IQ, die planvoll vorgehen, und solche mit einem niedrigeren IQ, die planlos handeln. Diese Mörderin verhält sich sehr planvoll, woraus ich folgere, dass sie intelligent und nicht geisteskrank ist.«
    Fabel stellte sein Glas zurück auf den Tisch. »Rache?«
    »Die ursprünglichen Engel-Morde in den Neunzigern rochen geradezu nach Rache. Abstrakt betrachtet, meine ich. Die Kastrationen waren eine ziemlich grobe Methode, um auszudrücken, dass Misshandler entmannt werden mussten. Rachemörderinnen sind in der Mehrzahl Frauen, die eine Reihe von Individuen töten, weil sie meinen, in der Vergangenheit von ihnen unterdrückt worden zu sein. Dabei kann die Rache durch eine wirkliche Unterdrückung ausgelöst werden oder sich gegen einen Personentyp richten, der durch Assoziation zum Angriffsziel wird.«
    »Aber es gab keinerlei Verbindung zwischen den Opfern. Ihre Wege hatten sich nie gekreuzt, und sie wurden aufs Geratewohl ausgesucht.«
    »Nein, das stimmt nicht, Jan. Sie wurden ausgesucht, weil sie Kunden von Prostituierten waren. Genau wie die Opfer von Aileen Wournos in den USA ungefähr zur selben Zeit. Wournos war als Kind und dann als Prostituierte misshandelt worden. Sie projizierte ihre Erfahrung auf alle Männer, die zu Prostituierten gingen, und betrachtete sie als potenzielle Misshandler. Dann tötete sie diese Männer aus Rache für das, was ihr von ähnlichen Personen angetan worden war.«
    »Aber das passt nur zu der ersten Mordserie in den Neunzigern. Diesmal fehlen die Kastrationen.«
    »Genau«, bestätigte Susanne nachdrücklich. »Kastration war das Kennzeichen aller Morde. Ein wesentliches Element. Wenn nun eine Nachahmerin aufgetaucht ist, warum verzichtet sie dann auf dieses Hauptmotiv?«
    »Ich weiß, worauf du hinauswillst«, erwiderte Fabel. »Das macht auch mir zu schaffen. Meine Antwort ist, dass Kastrationen zu umständlich wären und zu lange dauern würden.«
    »Falls sie aber der ursprüngliche Engel oder eine überzeugte Nachahmerin ist, würde sie sich bestimmt ... sagen wir ... unerfüllt fühlen, wenn sie dem Ritual der früheren Morde nicht folgte.«
    »Aha«, rief Fabel. »Du meinst also, dass es bei der ersten Serie eine Rachemörderin war und dass nun jemand Nachahmungen vortäuscht?«
    »Mich beunruhigt noch etwas anderes. Frauen sind im Allgemeinen weniger gewalttätig als Männer, einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    »Das spiegelt sich in allen Verhaltensbereichen wider, auch im Bereich der Serienmorde. Weniger als fünfzehn Prozent aller Gewaltverbrechen werden von Frauen begangen. Und nur einer von sechs Serienmördern ist eine Frau. Von ihnen greift die überwältigende Mehrheit zu Mordmethoden, die keinen direkten Körperkontakt erfordern – meistens zu Gift. Wenn sie jedoch direkte Körpergewalt anwenden, ersticken oder erdrosseln sie ihre Opfer vorwiegend. Zugegeben, Wournos hat eine Pistole benutzt, aber der entscheidende Punkt ist, dass Frauen ihre Opfer im Gegensatz zu männlichen Serienmördern in der Regel nicht aufschlitzen, erstechen oder zu Tode knüppeln. Sowohl die in den späten Neunzigern als auch die jetzigen Morde sind äußerst brutal und blutig.«
    »Und auch sehr effektiv«, sagte Fabel.
    »Das entspricht dem Muster, die Brutalität jedoch nicht.«
    »Ich bin von Ulrich Wagner angerufen worden – dem Mann beim BKA, der gemeinsam mit mir für den Aufbau der Supermordkommission zuständig ist. Er hat mir mitgeteilt, dass eine Frau aus der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie in Mecklenburg ausgebrochen ist. Ich habe sie offiziell in den Kreis der Verdächtigen für diese Morde aufgenommen. Ihre Flucht und das

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