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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Vorgehen bei ihren Taten vor der Einweisung waren typisch für eine sehr planvoll handelnde Mörderin. Außerdem gehört sie der vierten Gruppe von Serienmörderinnen an. Sie ist geisteskrank, was bedeutet, dass wir nichts ausschließen können. Übrigens hat sie drei Opfer kastriert.«
    »Also käme sie für die erste Mordserie infrage, nicht für diese.«
    »Genau. Und während der gesamten Dauer der ersten Serie war sie in der geschlossenen Abteilung verwahrt.«
    »Mir leuchtet ein, warum sie zu den Hauptverdächtigen gehören könnte. Aber trotzdem passt die Gewalt dieser Überfälle irgendwie nicht zum weiblichen Verhalten.«
    »Was soll das heißen? Dass wir einen als Frau verkleideten Mann suchen?«
    »Nein, Jan«, erwiderte Susanne. »Ich behaupte nicht, dass es keine Frau ist. Aber bist du nie auf den Gedanken gekommen, dass wir es vielleicht gar nicht mit einer Serienmörderin zu tun haben?«
    »Allerdings«, sagte Fabel. Er ließ seinen Wein im Glas herumwirbeln und betrachtete das Schauspiel. »Die Sache ergibt keinen Sinn, ich weiß, aber hab Geduld ... Du erinnerst dich an Jens Jespersens Tod?«
    »Natürlich. Das ist doch der Grund für Karin Vestergaards Besuch in Hamburg.«
    »Ganz recht. Und ich habe das Gefühl, dass sein Tod irgendwie mit unseren anderen Fällen zusammenhängt.«
    »Aber es gibt doch nicht die geringste Ähnlichkeit...«
    »Ich bin seit Langem Polizist, Susanne, und ich habe gelernt, misstrauisch gegenüber Zufällen zu sein. Wenn ich auf ein zufälliges Zusammentreffen von Umständen stoße, lässt sich meistens eine Verbindung zwischen ihnen herstellen. Und für mich ist es ein verdammt gigantischer Zufall, dass Jespersen hier nach einer Mörderin Ausschau hält, während gerade eine in St. Pauli herumläuft.«
    »Aber geht es hier nicht um völlig unterschiedliche Typen von Täterinnen?«
    »Wirklich?«, fragte Fabel. »Bevor Karin Vestergaard und Jespersen vor sechs Jahren Goran Vujacic verhaftet haben, erzählte er von einer Auftragsmörderin namens Walküre. Er meinte, sie habe ihre Aufträge sehr glatt abgewickelt. Manchmal habe es nach Unfällen und manchmal nach Selbstmorden oder nach einem natürlichen Tod ausgesehen. Und wenn Jake Westland und Armin Lensch nicht Opfer des Engels von St. Pauli oder des Engels Nummer zwei waren ...«
    »Bitte? Sie sollen Opfer einer Auftragsmörderin gewesen sein? Wozu dann all die Symbolik? Warum hat sie Westland erklärt, sie sei der Engel?«
    »Denk darüber nach. Genau das hat sie getan ... sie hat ihn aufgefordert, es uns mitzuteilen. Sie verletzte ihn gerade so schwer, dass er seine Botschaft noch übermitteln konnte, bevor er starb. Das klingt nicht nach einer Amateurin, oder?«
    »Du meinst also, dass wir den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen?«
    »Das könnte sein. Vielleicht ist der Engel in Wirklichkeit die Walküre. Sie möchte uns glauben machen, dass sie wahllos mordet.«
    Susanne verlor sich ein paar Sekunden lang in ihren Gedanken. »Da ist noch etwas, das mich beschäftigt«, sagte sie schließlich. »Und dadurch werden die Dinge noch konfuser. Eine andere Sache, durch die sich männliche und weibliche Serienmörder unterscheiden, ist die Dauer ihrer Tätigkeit. Männer sind durchschnittlich weniger als fünf Jahre lang aktiv, manchmal nur für ein paar Monate, Serienmörderinnen dagegen viel länger. Zehn, fünfzehn Jahre. Oder noch länger. Das ist nicht mit der ersten Mordwelle zu vereinbaren.«
    »Meinst du, dass die damaligen Morde ebenfalls zweideutig sind?«
    »Ja. Aber ich behaupte nicht, dass es dieselbe Mörderin ist. Noch ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Serienmördern besteht in ihrem Motiv. Bei Frauen ist das Profitmotiv das bei Weitem häufigste. Es kann also durchaus sein, dass du recht hast und diese neueren Morde das Werk einer professionellen Auftragsmörderin sind.«
     
10.
    Sylvie Achtenhagen stellte den Duschhebel auf kalt und ließ das kühle Wasser über ihren Körper rieseln, der zu protestieren schien und eine Gänsehaut bildete. Sie stand unter der Dusche, stützte die Arme an die Wand und drückte die Handflächen an die nassen Porzellankacheln. Ihr Körper war straff und jugendlich, und sie wusste, dass er noch einige Zeit so bleiben würde. Doch mit neununddreißig Jahren wusste sie auch, dass sich der Druck auf sie langsam und heimtückisch verstärkte. Wo würde sie in zehn Jahren sein? Wahrscheinlich würde sie mit jüngeren Frauen konkurrieren

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