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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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keine Identifikationsnummern, und wahrscheinlich würden die Bürger Englands zu den Waffen greifen, wenn die Politiker ein solches Spionagesystem einführen wollten …«
    An dieser Stelle verstummte Lúðvík, runzelte die Stirn und schaute zu Víkingur.
    »Was wollte ich eigentlich sagen?«
    »Das weiß ich leider auch nicht«, entgegnete Víkingur.
    »Nein, es ist hoffnungslos«, sagte Lúðvík. »Ich werde langsam senil. Worüber haben wir eben gesprochen?«
    »Du hast gesagt, Persönlichkeitsschutz und Unantastbarkeit des Privatlebens seien nicht das Wichtigste bei dieser Sache.«
    »Ja, genau«, sagte der Polizeidirektor, froh, den Faden wiedergefunden zu haben. »Es gibt zwei wichtige Punkte: Erstens hast du nichts getan, was in irgendeiner Weise unnatürlich oder gesetzeswidrig wäre. Ich stärke mich mit einem Kräuterschnaps. Du schluckst eine Pille. Ich kaufe im Alkoholladen ein, du in der Apotheke. Beides ist erlaubt. Zweitens brauchte der Justizminister einen Vorwand, um der Landespolizei die Spionageabteilung zuzuschustern. Niemand redet von Medikamentenmissbrauch, denen genügt offenbar die Einnahme von Medikamenten, um argwöhnisch zu werden. Und das bereitet mir Sorge. Aber wir werden uns in aller Ruhe etwas überlegen. Wenn sie diesen Vorwand nicht gefunden hätten, wäre es eben ein anderer gewesen. Mach dir deshalb keine Gedanken.«
    »Leichter gesagt, als getan«, erwiderte Víkingur.
    »Ja.« Lúðvík stand auf, um zu signalisieren, dass das Gespräch beendet sei.
    Als Víkingur schon an der Tür war, rief Lúðvík ihm hinterher: »Hör mal, Víkingur!«
    »Ja?«
    »Hast du schon mal drüber nachgedacht, dass es nicht schaden könnte, dieses Seroxat ein bisschen höher zu dosieren, wo du es sowieso einnehmen musst?«
    »Nein. Warum?«
    »Du wirkst in letzter Zeit ziemlich niedergeschlagen, selten fröhlich.«
    »Ich bin immer dann fröhlich, wenn ich einen Grund habe.«
    »Da würde ich an deiner Stelle noch mal drüber nachdenken«, sagte der Polizeidirektor. »Ich hab festgestellt, dass diejenigen, die einen speziellen Grund zum Fröhlichsein brauchen, nur äußerst selten fröhlich sind.«
25
 »So wahr ich hier sitze«
    Randver hatte nicht vor, die Frage, ob er an Außerirdische glaube, zu beantworten, zumal er sich noch nie ernsthaft Gedanken darüber gemacht hatte.
    »Hör zu«, sagte er zu Sveinbjörn. »Ich finde, es macht keinen Unterschied, ob ich an Leben auf anderen Planeten glaube oder nicht. Aber ich weiß, dass dieses Verhör wesentlich besser verlaufen wird, wenn wir uns darauf einigen könnten, dass ich frage und du antwortest.«
    »Ich habe ein Recht auf Gleichbehandlung«, sagte Sveinbjörn an seinen Anwalt Guðbjartur gerichtet. »Laut Grundgesetz bin ich berechtigt, über Außerirdische zu sprechen, ohne von Beamten diskriminiert zu werden. Ihr seid euch ja auch nicht zu fein dafür, euch von mir und anderen Steuerzahlern eure Gehälter finanzieren zu lassen.«
    Guðbjartur kam nicht darum herum, seinem Mandanten zu antworten. Er räusperte sich und sagte: »Ohne Vorbereitung ist es sehr schwer zu sagen, welche juristische Stellung Außerirdische nach isländischem oder internationalem Recht hätten. Falls Außerirdische in irgendeiner Weise mit der Sache zu tun haben, schlage ich vor, dass du erläuterst, inwiefern dies der Fall ist, und dann sehen wir weiter, wie es sich entwickelt.«
    »Sich entwickelt? Was soll das heißen?«, fragte Sveinbjörn und kniff die Augen zusammen.
    »Ich meine, wir werden sehen, wie wir weiter vorgehen. Das ist im Augenblick ein wenig unklar.«
    »Okay«, sagte Sveinbjörn. »Ich möchte euch liebend gern erzählen, wie es zu alldem gekommen ist, aber eins muss klar sein: Es ist nicht an mir, meine Aussage zu beweisen, sondern Aufgabe der Polizei, sie zu widerlegen. Und damit meine ich widerlegen. Ihr könnt nicht einfach sagen, sie ist unglaubwürdig, und mich dann ins Gefängnis stecken.«
    »Ich stecke niemanden ins Gefängnis«, sagte Randver. »Meine Aufgabe ist es, die Wahrheit herauszufinden. Das Gericht urteilt anschließend gemäß der Rechtsprechung.«
    »Das hat Pilatus auch gesagt«, erwiderte Sveinbjörn.
    »Schon möglich, dass Pilatus kein besonders guter Beamter war«, sagte Randver. »Aber er war nicht bei der Kripo Reykjavík. Und außerdem verhöre ich nicht Jesus Christus, sondern dich. Ich will nichts anderes hören als die Wahrheit, wie fantastisch sie auch sein mag. Wie du ganz richtig bemerkt hast, werde ich von

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