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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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Dir haben wir es zu verdanken, dass wir überhaupt angefangen haben, der Sache nachzugehen. Ich hab mich wie ein blöder Hammel verhalten«, sagte Víkingur, ohne genauer zu erklären, was er damit meinte. Jetzt waren alle niedergeschlagen. Die Stimmung war so schon unangenehm genug, da musste er es nicht noch schlimmer machen und ihnen seine unzusammenhängenden Gedanken aufdrängen. Am besten, er fuhr jetzt erst mal auf die Wache und ließ die anderen in Ruhe.
    Nachdem Víkingur gegangen war, wurde weitergearbeitet. Marinó stieß Terje an und sagte: »Du hast eben gesagt, alles, was nicht essbar oder trinkbar ist, mit dem man nicht tanzen und an dem man sich nicht wärmen kann, sei überflüssig.«
    »Ja, na und?«
    »Ich verstehe alles, außer dem Tanzen. Warum soll Tanzen nicht überflüssig sein? Tanzt du so gerne?«
    »Ich tanze zwar nicht besonders oft«, antwortete Terje. »Aber es gibt so vieles, was mit dem Tanz verbunden ist. Denk nur an alles, was Takt oder Rhythmus hat. Gedichte, ein schöner Satz, Schritte, ein tropfender Wasserhahn, eine Katze, die sich reckt, oder die Bewegungen der Sterne – das ist alles Musik, und jede Musik ist Tanz.«
    »Da sehe ich aber anders«, sagte Marinó.
    »Schlecht für dich«, erwiderte Terje, »weil es nämlich einfach so ist.«
34
Logik
    Obwohl Víkingur versuchte, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen, hingen seine Selbstbezichtigungen wie Gewitterwolken über der Kripoabteilung.
    »Ich bin zum Teil ja auch schuld«, sagte Randver. »In meiner Sturheit war ich mit meinen Gedanken viel zu sehr bei diesem Sveinbjörn. Vielleicht sollte ich es Dagný überlassen, ihm aus der Nase zu ziehen, was er mit der Leiche seiner Frau angestellt hat. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass er mir bis jetzt ganz gut gewachsen war. Vor allem, nachdem ihm die kleinen grünen Männchen zu Hilfe gekommen sind.«
    »Es ist doch wirklich komisch, dass wir uns mit Schuldgefühlen plagen, weil wir vielleicht etwas hätten tun sollen, während ein Mörder, der etwas getan hat, gar nicht auf die Idee kommt, sich schuldig zu fühlen«, sinnierte Víkingur und versuchte, seinem Kollegen zuzulächeln.
    »Ich habe eigentlich keine Schuldgefühle«, sagte Randver. »Es ist ja nicht so, dass wir nichts getan hätten. Im Fall von Freyja haben wir die Wohnung durchsucht, die Nachbarn überprüft, mit dem Verleger gesprochen, mit Bekannten der Frau gesprochen, eine potentielle Zeugin aus dem Nachbarhaus gefunden, und dann wollten wir versuchen, ein Phantombild des Mannes anzufertigen, mit dem sie am Tatabend gesehen wurde. Das wird wohl nach den Ereignissen der letzten Nacht nicht mehr nötig sein.«
    »Aber wenn Guðrún nicht so aufmerksam gewesen wäre, hätten wir übersehen, dass Freyja Hilmarsdóttir keinen Selbstmord begangen hat, sondern ermordet wurde«, entgegnete Víkingur.
    »Warum bist du denn so unglaublich pessimistisch?«, fragte Randver. »Guðrún hat bewiesen, dass sie Augen im Kopf hat, und apropos Augen – schließlich kam auch bei der Obduktion von Freyjas Leiche ans Licht, dass sie nach dieser Augenoperation kaum selbst hätte Auto fahren können.«
    Randvers Argumente schienen an Víkingur abzuprallen.
    »Anstatt in die Vergangenheit zu schauen, versteifen wir uns darauf, dass jemand die Veröffentlichung ihres berühmt-berüchtigten Buches verhindern wollte. Wir haben keine Spur von diesem Buch gefunden. Und jetzt sieht es auf einmal so aus, als ginge es um ein ganz anderes Buch, das Freyja vor drei Jahren geschrieben hat, und um einen rachsüchtigen Mann, der meint, sie habe seine Ehe zerstört.«
    Víkingur griff nach der ersten Ausgabe der Wochenendbeilage des Abendblatts ›Leute und Neues‹ und zeigte auf die Titelseite.
    »Hier ist sogar ein Foto von dem Mann.«
    Es war unglaublich, wie viele fette Schlagzeilen und Fotos auf eine so kleine Titelseite passten.
    Die Hauptschlagzeile lautete: DREIECKSBEZIEHUNG IN ALLER MUNDE, und darunter stand: DAS HEISSESTE PAAR DER STADT: FREYJA HILMARS UND KONDITO-REi-SiGRÚN. Das größte Foto zeigte Sigrún Freysdóttir und ihren Mann Guttormur Nielsson. Es war auseinandergerissen, sodass eine Lücke zwischen dem lächelnden Ehepaar klaffte. Neben das Foto von Sigrún war ein Porträt von Freyja Hilmarsdóttir montiert, und beide Gesichter waren mit zwei verbundenen Herzen eingerahmt worden.
    Die weiteren Schlagzeilen lauteten: MIT KREDITKARTE VON STAATSBETRIEB PROSTITUIERTE BEZAHLT – LILJA DRÖFN FREIZÜGIG IN HOLLYWOOD

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