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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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»Oder stimmt das etwa nicht?«
    »Das stimmt schon, aber du tust dir damit nicht unbedingt einen Gefallen«, sagte Guðbjartur. »Du hattest viele Gelegenheiten, deine Sicht der Dinge darzulegen. Man kann nicht verlangen, dass die Polizei ständig neue Aussagen aufnimmt.«
    »Sieh mal«, erklärte Dagný. »Ich für meinen Teil habe keine Lust, noch mehr Gewäsch von dir aufzuschreiben, und ich sehe auch keinen Anlass dafür. Aber um sicherzugehen, dass die endgültige Wahrheit korrekt aufgenommen wird, gebe ich dir Schreibzeug, und dann bringst du dein Geständnis einfach selbst zu Papier. Deine Position ist schon so schlecht, dass du sie durch weitere Lügen sicher nicht noch schlimmer machen willst. Deshalb rate ich dir, diesmal die Wahrheit zu sagen, damit der Richter nicht genauso entnervt ist wie ich.«
    »Wenn ich ein Geständnis schreibe, wie kann ich dann wissen, dass es nicht unter den Teppich gekehrt wird?«, fragte Sveinbjörn und blickte argwöhnisch von seinem Rechtsanwalt zu der Polizistin.
    »Ich glaube, darüber musst du dir keine Sorgen machen«, sagte Guðbjartur. »Wenn du möchtest, nehme ich es an mich und leite es weiter.«
    »Es gibt da nur eine Sache, wonach ich dich gerne fragen möchte«, sagte Dagný, »und du musst mir nicht antworten, wenn du nicht willst. Warum hast du deine Frau mit einem Brecheisen erschlagen?«
    Sveinbjörn saß eine Weile schweigend da, runzelte die Stirn und überlegte, ob er darauf antworten sollte. Dann sagte er: »Sie wollte nicht zugeben, dass sie mich betrogen hat.«
    »Und du hast sie mit einem Brecheisen geschlagen, damit sie es zugibt?«
    »Sie wollte es nicht zugeben.«
    »Egal, wie sehr du sie geschlagen hast?«
    »Eigentlich wurde sie sofort bewusstlos. Und dann hab ich Angst bekommen.«
    »Vor der Polizei?«
    »Ja.«
    »Und um Ásgerður hattest du keine Angst?«
    »Doch, natürlich. Ich habe sie geliebt. Wenn ich sie nicht geliebt hätte, wäre es mir ja völlig gleichgültig gewesen, dass sie mich betrogen hat. Dann hätte ich sie nicht geschlagen.«
    Sveinbjörn hatte Tränen in den Augen.
    Er weint aus Selbstmitleid, dachte Dagný. Er weint nicht um die Frau, die er getötet hat.
    »Aber ihr hattet euch doch getrennt. Wie kann eine alleinstehende Frau ihren Exmann betrügen?«
    Sveinbjörn verstand die Frage nicht.
    »Welche Rolle spielt das denn?«, fragte er. »Ob wir getrennt waren oder nicht?«
    »Rechtlich spielt es vielleicht keine Rolle«, antwortete Dagný. »Aber wenn sie nach eurer Trennung mit jemand anderem zusammen war, bedeutet das nicht, dass sie dich betrogen hat. Es bedeutet, dass du einem unschuldigen Menschen das Leben genommen hast. Und was ist mit dir? Hast du deine Frau betrogen?«
    »Das geht dich nichts an«, fauchte Sveinbjörn. »Bullenschlampe.«
    »Nein, da hast du vollkommen Recht«, sagte Dagný. »Das geht mich nichts an. Aber du kannst froh sein, dass das Gericht – verglichen mit deiner Vorliebe für Todesurteile – human urteilt.«
    »Sollen wir es nicht gut sein lassen?«, fragte der Anwalt. »Ich weiß nicht, worauf die letzten Fragen hinauslaufen sollen.«
    »Ich wollte nur herausfinden, ob er seine Tat in irgendeiner Weise bereut«, antwortete Dagný. »Davon kann ich nichts merken.«
    »Was weißt du denn schon, Bullenschlampe?«, stieß Sveinbjörn hervor und wiederholte: »Bullenschlampe!«
    »Bleibt nur noch eine Frage«, sagte Dagný. »Warum hast du die Leiche in den Ertränkungspfuhl geschmissen, obwohl du wusstest, dass sie dort früher oder später gefunden würde?«
    Sveinbjörn versuchte, ein spöttisches Lachen auszustoßen, verschluckte sich aber, bekam einen Hustenanfall und hielt sich die tabakgelbe Hand vor den Mund. Dann schaute er Dagný an und grinste: »Die kleinen grünen Männchen haben mir befohlen, das zu tun. Sie meinten, es sei an der Zeit, der Gesellschaft eine gewisse Botschaft zu übermitteln, bevor Schlampen wie du an die Macht kommen.«
    Es ist wirklich nicht leicht, einen solchen Jämmerling zu bemitleiden, dachte Dagný.
    Aber zu ihrer großen Verwunderung musste sie feststellen, dass sie es trotzdem tat.
38
Traumprinz
    Als Guðrún die Exfrau von Magnús Mínus, Brynhildur Njarðardóttir, endlich ans Telefon bekam, sagte die, sie hätte seit Wochen nichts mehr von Freyja gehört und keine Ahnung, wie weit Freyja mit ihrem neuen Buch sei. Brynhildur war in Kalifornien bei einem Yogakurs.
    »Wir haben fast den ganzen Tag die Handys ausgeschaltet«, erklärte sie.
    Guðrún

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