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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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sie mit ihm zu verspotten. Oder vielleicht lag es nur an Wetzons krankhafter Einbildung. Silvestri war in Smith’ Magnetfeld geraten, und er würde zu einem weiteren kreisenden Planeten, wie Leon, wie die anderen Männer in Smith’ Leben. Sie goß Kaffee in die Becher nach. Es machte sie traurig.
    »Hallo, hallo«, sagte Smith und stieß sie mit dem Ellbogen in die Rippen. »Wo bist du? Wo gehst du gerade spazieren? Worüber denkst du nach?«
    »Über den Schlüssel natürlich«, sagte Wetzon schnell, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte. Schließlich war es nicht Smith’ Fehler. Sie tat es nicht absichtlich. Sie hatte ein freundliches Gemüt, und sie meinte es gut.
    »Richtig. Der Schlüssel. Er muß zu einem Schloß passen, wo die restlichen Bänder liegen. Vielleicht schließt er das Versteck der sagenhaften Autobiographie auf.«
    »Hast du eigentlich herausbekommen, was Leon im Four Seasons und in der Nähe von Buffies Wohnung zu schaffen hatte?«
    »Ach, nichts Besonderes — wie ich gesagt habe«, antwortete Smith unbefangen. »Er traf sich mit einem M & A-Spezialisten von Montgomery im Auftrag eines alten Kunden, der seine Firma verkaufen und sich zur Ruhe setzen will. Er war längst weg, als du Barry fandest, du solltest also wirklich nichts Böses über Leon denken.«
    »Nein, klar, ich hatte nie gedacht, daß er etwas mit dem Mord zu tun hatte, aber warum war er dort in der Nähe von Buffies Wohnung?«
    »Aber, Wetzon, er war doch gar nicht dort. Du hast wahrscheinlich jemand gesehen, der ihm ähnlich sieht. Vergiß nicht, wie müde du warst, was du durchgemacht hast. Du kannst ihn nicht gesehen haben.« Sie tätschelte Wetzons Wange.
    »Ich weiß nicht, Smith. Er sah bestimmt wie Leon aus. Ich weiß es einfach nicht. Ich habe so eine furchtbare Woche hinter mir, und dann wurde letzte Nacht dieser Obdachlose, Sugar Joe, überfallen — ermordet — an der Ecke Amsterdam und 86., und ich wäre beinahe mittendrin gewesen...« Sie betrachtete die zerkratzte Haut an ihrer Hand. Außerdem habe ich letzte Nacht noch ein Kostüm verloren. Der Mörder zerriß die Jacke meines dunkelgrauen Kostüms.«
    »Mach keine Witze!« Smith stellte ihren Kaffeebecher hin, daß er klirrte. »Warum ermordet jemand einen Obdachlosen?« Sie starrte Wetzon scharf an. »Wie wurde er getötet?«
    Wetzon erwiderte Smith’ Blick. »Ich leide nicht an Verfolgungswahn... aber Rick meint...«
    »Es ist mir scheißegal, was Rick meint. Wie wurde er getötet?«
    »Hör zu, Smith, es ist reiner Zufall.« Smith sah sie durchdringend an. »Okay, er wurde erstochen, und meine Jacke bekam einen Schnitt ab.«
    »Um Gottes willen, Wetzon, da draußen rennt ein Verrückter mit einem Tranchiermesser herum, der schon drei Leute, die du kanntest, erwischt hat und möglicherweise einen vierten. Woher willst du wissen, daß er nicht dich kriegen wollte und der Penner ihm zufällig in den Weg gelaufen ist?«
    »Natürlich kann ich es nicht wissen, aber...«
    »Hast du Silvestri angerufen?«
    »Nein. Also wirklich, Smith, das ist Unsinn. Warum sollte mich jemand umbringen wollen? Ich weiß doch gar nichts.«
    »Es ist kein Unsinn, Wetzon. Du bist in Gefahr. Ich wußte es. Es war auch in den Karten. Jemand glaubt, daß du etwas weißt. Es ist dieser Schlüssel...«
    »Nein, das kann nicht sein. Niemand weiß, daß ich ihn habe, außer...« Wetzon verhaspelte sich. »Außer dir, Silvestri... und Leon. Leon?«
    »Nein«, sagte Smith erregt. »Leon ist absolut vertrauenswürdig. Das solltest du eigentlich wissen.«
    »Aber Leon vertritt Jake Donahue.«
    »Ich weiß, aber...« Smith senkte den Blick und wischte geistesabwesend ein paar Baguettekrümel von der Theke auf den Boden. »Es gäbe keinen Grund...«
    »Smith, du hast doch nicht...« Wetzon war wütend.
    Smith’ Gesicht lief rot an. »Ich habe es für uns getan«, sagte sie abwehrend.
    »Was getan? Sag schon — hast du Leon den Schlüssel gegeben?«
    »Na ja, nicht direkt.« Smith wich Wetzons Blick aus.
    »Was dann?«
    »Ich habe ihn ihm verkauft.«
    »Nein, Smith, um Himmels willen, wie konntest du nur?«
    »Es ist in Ordnung, wirklich. Kein Mensch wird je davon erfahren. Ich habe es für uns getan. Zwölfeinhalbtausend für jeden. Komm schon, Wetzon.« Smith lächelte verführerisch. »Leicht verdientes Geld.«
    »Illegales, unmoralisches Geld, Smith!«
    »Es ist erledigt. Wir kaufen uns was Schönes. Du kannst dir einen Pelzmantel kaufen«, sagte Smith schmeichelnd. »Du hast immer einen

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