Wall Street Blues
für...«
Wetzon schaltete das Radio aus. »Sooo...« sagte sie. »Ich sah einen Teil dieser heftigen Auseinandersetzung.«
»Was? Erzähle.«
»Jake stürzte schreiend und tobend in Mildreds Büro. Er war zornig genug, um sie umzubringen.«
»Ah!«
»Verflixt, jetzt bekommt Silvestri heraus, daß ich dort war.«
»Vermutlich.«
»Und wird mich wieder verhören wollen.«
»Vermutlich.«
»Er wird es für reichlich sonderbar halten, daß ich in der Nähe von drei Morden war... Ich finde es jedenfalls sonderbar.« Wetzon schwieg eine Weile, während Smith sie beobachtete. Dann sagte sie nachdenklich: »Ich möchte wetten, Smith, daß wir, wenn wir die Stücke richtig zusammensetzen, das vor der Polizei lösen können. Jeder, mit dem ich gesprochen habe, erzählte mir etwas, das er oder sie der Polizei nicht gesagt hat.«
Smith wartete ab, die Augen verschleiert.
»Ich bin sicher, daß Barry mir etwas gesagt haben muß, woran ich mich nicht erinnere. Er hätte mir nicht einfach ohne Erklärung den Schlüssel gegeben...«
»Ich sterbe vor Hunger«, sagte Smith. »Was hast du zu essen da?«
»Du kennst mich doch. Baguettes.«
Sie gingen in die Küche, und Wetzon nahm eine Baguette und brach ein paar Stücke ab. Sie setzten sich mit ihrem Kaffee an die Theke.
»Was machst du heute abend?« fragte Wetzon.
»Leon nimmt Mark heute mittag ins Planetarium mit, und danach essen wir im Tavern on the Green.« Sie zog ein Gesicht.
»Ich dachte, du magst Tavern on the Green nicht.«
»Ich wurde überstimmt. Angeblich haben sie einen neuer» Koch.«
»Was ist aus Silvestri geworden?«
»Ach, den gibt’s auch noch, aber er ist eben Polizist. Ein attraktiver Polizist, gebe ich zu, aber doch nicht das Richtige für mich. Mark braucht ein Vorbild.«
»Silvestri wäre ein gutes Vorbild.«
»Wetzon, sei nicht so begriffsstutzig. Du weißt genau, was ich meine«, sagte Smith, ohne sie anzusehen.
»Ja, du meinst, Silvestri verdient nicht genug für dich.«
»Nun, ins Four Seasons kann er mich nicht ausführen.«
Sie hörte Smith nicht mehr zu. Etwas hatte kurz ihr Gedächtnis gestreift und war schon wieder weg.
»Mildreds Assistentin Roberta saß fast während der ganzen Unterhaltung dabei«, dachte Wetzon laut.
»Aha?« Smith machte den Kühlschrank auf und nahm einen Beutel getrocknete Papayas heraus.
»Ich weiß nicht recht. Irgendwas an ihr war mir unheimlich.« Wetzon runzelte die Stirn, die Augen blickten ins Leere. »Groß, sehr elegant, aber getarnt.«
»Getarnt?« Smith biß in eine Papaya und kaute vorsichtig. »Nicht schlecht... die Papaya, meine ich.«
»Dunkle Brille, Turban — weißt du — keine Augen, kein Haar. Eigenartige Beziehung.«
»Na ja... Mildred Gleason... sie war eine stadtbekannte Lesbe...«
»Das wußte ich nicht. Und überhaupt, was hat das damit zu tun?«
Ein merkwürdiger Ausdruck erschien auf Smiths Gesicht. »Oje, Wetzon, du bist manchmal so doof, ich weiß nicht, was wir mit dir noch machen sollen.«
W etzon holte neuen Kaffee, damit Smith nicht merkte, daß sie verletzt war. Doof.
»Ach, übrigens«, sagte Smith, »Harold hat mir von Switzer berichtet. Vielleicht können wir das am Montag klären. Ich spreche mit Gordon Kingston. Ich traf ihn letzten Monat beim Essen der Wirtschaftsrunde. Denk daran, nichts ist vorbei, ehe es vorbei ist.«
»Und auch dann ist es nicht vorbei«, sagten beide im Chor.
Smith nahm ein Blatt von dem Notizblock auf der Theke, um Notizen zu machen.
»Okay«, sagte sie, indem sie einen Bleistift aus dem Glasbecher wählte. »Was wissen wir?«
»Wir wissen, daß Barry im Four Seasons ermordet wurde«, begann Wetzon, »während er mit Mildred Gleason telefonierte.« Sie steckte die Baguettescheiben in den Toaster.
»Stimmt«, sagte Smith und versah das Blatt mit zwei Spalten, die sie mit BEKANNT und UNBEKANNT überschrieb. »Und wir wissen, daß er für Mildred arbeitete, indem er Telefongespräche bei Jake Donahue auf Band aufnahm.«
»Wovon nichts vor Gericht verwendet werden könnte«, sagte Wetzon langsam. »Aber Mildred hätte Jake Schwierigkeiten mit der SEC machen können, oder?«
»Erpressung«, sagte Smith und schrieb Erpressung? unter UNBEKANNT.
»Gut, Barry hat etwas über Jake in der Hand, das Jake schaden könnte, also bringt Jake Barry um?«
»Aber woher weiß Jake, daß Barry für Mildred arbeitete?« fragte Smith. Er hat kein Motiv, solange er nichts weiß.
»Das ist der Punkt, an dem Amanda Guilford in Erscheinung
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