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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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will nicht die Taschen voll Münzen haben«, erwiderte Smith.
    »Du könntest eine Handtasche nehmen wie andere Leute.«
    »Ich bin nicht wie andere Leute«, antwortete Smith. »Hallo, wie sieht’s bei dir aus, Zuckerstück?« Sie wartete, hörte zu. »Eine Menge Anrufe wegen dir, Star«, sagte sie zu Wetzon. Sie hörte wieder zu. »Das ist das beste, was ich je gehört habe.« Sie sah Wetzon an. »Monahan sagt, er hat das Vorstellungsgespräch gemacht und ein Angebot bekommen.«
    »Unglaublich«, sagte Wetzon. »Aber glaubhaft«, fügte sie hinzu.
    Smith hörte wieder zu. »Er sagte Harold, er sei über eine Stunde dort gewesen. Hielt Elliot für einen verdammt sympathischen Kerl.«
    »Quatsch«, bemerkte Wetzon.
    »Rate, was Wetzon gerade gesagt hat. Richtig, Quatsch. Hat er dir erzählt, was das sagenhafte Angebot war?« Sie sah Wetzon an und schüttelte den Kopf. »Er sagte ihm, er wollte darüber nachdenken und sich wieder melden.«
    »Worüber nachdenken?« sagte Wetzon. »Das ist ja herrlich. Noch ein Verrückter.« Carlos teilte »verrückt« immer in drei Kategorien ein: nett verrückt, verrückt verrückt und böse verrückt. In diesem Augenblick war Monahan ganz einfach ein verrückt Verrückter.
    »Noch jemand? Nein, wir teilen es Elliot morgen mit. Bis dahin kann er sich ein bißchen abkühlen. Wetzon, Mildred Gleason hat noch mal angerufen.«
    »Meine neue beste Freundin.« Wetzon beobachtete gerade, wie der Fahrer eines städtischen Abschleppwagens ein Abschleppseil an einem schwarzen Audi befestigte, während die Frau auf dem Fahrersitz hysterisch schrie und ihm mit der Faust drohte.
    »Harold, ruf sie bitte an und sag ihr, daß Wetzon sich morgen bei ihr meldet. Und ungefähr sechs oder sieben Reporter haben angerufen. Und Carlos.« Smith leckte am kleinen Finger und strich damit geziert über die Augenbraue, was einen Homosexuellen imitieren sollte.
    Wetzon übersah es. Smith konnte Homosexuelle nicht ertragen, und es war ein ständiges Streitthema zwischen ihnen. Von ihrer Zeit als Tänzerin her hatte Wetzon ziemlich viele schwule Bekannte und ein paar gute schwule Freunde.
    »Und ich?« fragte Smith. »Hm-hm, hm-hm, hm-hm. Wer? Ach, sieh mal an. Der hat Nerven. Okay. Gib mir die Nummer.« Sie machte Wetzon Zeichen und bekam einen Kuli und Papier. »Noch jemand? Ah, das ist nett. Hebe alles andere für mich auf. Ich komme heute nicht mehr, aber morgen bin ich ganz früh dort.« Sie wirkte außerordentlich zufrieden mit sich, als sie das Telefon einhängte.
    »Was dabei, was ich wissen sollte?« fragte Wetzon.
    »Leon«, antwortete Smith mit einem selbstgefälligen Lächeln. »Essen morgen abend.«
    »Nicht mit mir.«
    »Nein... bloß mit meiner Wenigkeit.« Smith warf die Arme triumphierend in die Luft und wirbelte herum, mit wildem Blick, berstend vor ungewohnter Energie, und zog eine verblüffte Wetzon hinter sich her.

D as Taxi setzte sie vor einem flachen modernen Gebäude ab, einem Bau aus hellgelben Backsteinen und sehr viel Glas.
    »Das kann es nicht sein«, sagte Wetzon. Sie hatte die Polizeistation aus Hill Street Blues erwartet, eine alte, schlachtgeprüfte graue Festung, arg mitgenommen, hohe Steintreppe, NYPD in Stein geschnitten über massiven Türen. Was für eine Enttäuschung. Jener Stil hätte viel besser zu einem Polizeirevier gepaßt.
    »Es sieht wie Marks erste Schule in Virginia aus«, meinte Smith. »Verdirbt den ganzen Zauber.«
    Als sie die Tür öffneten, sah es auch innen wie in einer Schule aus. Steinböden, gekachelte Wände, Neonlampen, ein Münztelefon rechts in einem Wald von Pflanzen.
    Unbedingt enttäuschend. Schwer vorstellbar, daß in dieser Atmosphäre echte Verbrechen aufgeklärt wurden.
    Es war laut, ziemlich laut sogar, aber es war eher wie der Lärm aus einem Männerumkleideraum. Tatsächlich, dachte Wetzon, wirkte und roch das Ganze wie eine Turnhalle. Es gab einen mitgenommenen alten Metalltisch in Amtsgrau an der Tür, aber niemand saß daran, und uniformierte Polizisten kamen und gingen, streiften Smith und Wetzon beinahe, ohne sie im geringsten zu beachten.
    Sie gingen ein paar Schritte geradeaus, bis sie zu einem großen Durchgang links kamen und durch ihn einen saalartigen Raum betraten, der nun wirklich wie eine Turnhalle aussah. Links von ihnen lief durch die ganze Länge des Raums ein niedriges Gitter, hinter dem sich Schreibtische, Computer, ein Schaltbrett und Männer befanden, manche in Uniform, andere nicht. Alles war im gleichen häßlichen

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