Wall Street Blues
Marineblau und vereinbarte, daß sie geliefert würden. Während sie wartete, daß ihr die American-Express-Karte zurückgegeben wurde, blickte sie durch das Schaufenster auf die 57. Street hinaus und sah wieder das Mädchen mit der wilden Frisur. Sie schien auf jemanden zu warten.
Als Wetzon I. Miller verließ, war das Mädchen fort. Sie überquerte die 57. Street und ging auf das Plaza und den Central Park zu.
»Möchtest du noch zu Trumping gehen?« hörte sie eine Frau mit einer Bergdorf’s -Einkaufstasche zu einer anderen mit einer Bonwit ’s-Tasche sagen. Trumping. Das war etwas Neues. Sie sprachen von den Läden im Trump Tower, gegenüber von I. Miller an der Fifth Avenue. Winzige teure Geschäfte und Boutiquen drängten sich inmitten rosa Marmors. Es war ein schöner, wenn auch etwas üppiger Platz mit seinem großen Wasserfall, dem teuren Restaurant daneben und dem Konzertflügel mit einem Cocktailpianisten in der Lobby.
Jedesmal, wenn sie am Plaza vorbeikam, dachte sie an die Szene in The Way We Were, in der Robert Redford mit einer sehr angelsächsisch aussehenden Frau aus dem Plaza kommt, und Barbra Streisand, sehr fremdländisch, auf der anderen Straßenseite steht und Passanten bittet, Petitionen gegen Kernwaffen zu unterschreiben. Es machte sie sehr traurig, als würde sie diese Leute tatsächlich kennen. Sie dachte über Katie und Hubbell nach, die Rollen von Streisand und Redford, während sie die Central Park South hinaufging. Sie blieb am Café de la Paix im St. Moritz stehen, wo Touristen eisgekühlte Drinks im Freien tranken, und sah wieder flüchtig das Mädchen in Kasack und Leggings, das, als es Wetzon sah, in die Lobby des St. Moritz huschte.
Das war zuviel des Zufalls. Aus irgendeinem sonderbaren Grund folgte ihr das Mädchen. War es verärgert, weil Wetzon es angestarrt hatte, als sie es zum erstenmal am Briefkasten lehnend bemerkt hatte?
Während Wetzon darüber nachgrübelte, beobachtete sie einen Mann, der auf dem Notsitz eines Sportwagens vorbeistrampelte — nur mit dem Sitz, nicht dem Wagen. Er lenkte mit einer Stange, die wie ein Joystick zwischen seinen Füßen ragte. Für einen Moment vergaß sie über dem seltsamen Gefährt beinahe ihren bizarren Schatten.
Sobald die Ampel umschaltete, tauchte Wetzon in den Central Park. Ihr Aktentasche schien schwerer und schwerer zu werden, ein sicheres Zeichen, daß sie müde war. Im Schutz der Mauer sah sie das Mädchen aus dem St. Moritz kommen und Ausschau halten.
Unvermutet überquerte das Mädchen die Straße und ging in Wetzons Richtung. Wetzon spürte eine jähe Angst, die, wie sie wußte, irrational war, aber sie lief dennoch los, Richtung Central Park West, wich Kindermädchen mit Babys in Kinderwagen und schreienden Kindern mit tropfenden Eistüten aus, vorbei an Joggern und den Alten, die sich auf den Bänken sonnten. Ein großer schwarzer Hund mit dicken Pfoten begann wild nach ihr zu bellen, als sie an der 65. Street hinauskam.
Sie war praktisch durch den Park gerannt, ohne im Tempo nachzulassen, bis sie in die Columbus Avenue einbog und wieder auf ihrem heimatlichen Boden war, der West Side. Japsend und schwitzend blieb sie vor Trocadero und seinem schönen Fenster mit französischer Sportkleidung stehen, um wieder zu Atem zu kommen, als sie zu ihrer Bestürzung das Mädchen, vor dem sie weglief, vor Furla’s herumlungern und so tun sah, als betrachte es beiläufig die Handtaschen im Schaufenster.
Verdammt, dachte Wetzon, mehr verärgert als verängstigt. Das mußte ein Ende haben. Als das Mädchen einen Augenblick wegsah, steckte Wetzon ihre Aktentasche unter den Arm und sauste die Straße hinauf zu Sedutto’s, dem Eissalon. Sie ging durch die Hintertür von Sedutto’s in Diane’s, das Hamburgerlokal, das daran anschloß, und durch das Lokal zum Vordereingang von Diane’s. Das Mädchen kam die Straße herauf und blickte suchend nach rechts und links; als es den Eingang von Diane’s erreichte, sprang Wetzon vor und packte es am Arm.
»Jetzt hab’ ich Sie«, sagte Wetzon empört und schüttelte es, als das Mädchen sich losreißen wollte. »Wer sind Sie, und warum verfolgen Sie mich?«
Das Mädchen starrte sie an, und zu Wetzons Entsetzen verzog es das Gesicht und begann zu weinen.
»Ach du Scheiße«, sagte Wetzon und kam sich sofort wie ein Unmensch vor.
»Tut mir leid.« Das Mädchen schluchzte, und die Tränen strömten über ihre mageren Wangen. Ich hab’s nicht böse gemeint. Ich wollte mit Ihnen
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