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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Schnapsbrennerei.«
    »Vor ein paar Jahren ist er wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden«, warf Göran Boman ein.
    »Eigentlich neigt er nicht zu Brutalitäten«, erwiderte der Beamte. »Aber ich werde versuchen, ihn für euch zu finden. Glaubt ihr wirklich, daß er dazu übergegangen ist, Menschen zu ermorden?«
    »Wir wissen es nicht«, antwortete Kurt Wallander. »Aber wir müssen ihn finden.«
    Sie fuhren nach Kristianstad zurück. Nun hatte es wieder angefangen zu regnen. Beide hatten von dem Polizeibeamten in Sölvesborg einen guten Eindruck und rechneten damit, daß er Nils Velander für sie finden würde.
    Aber Kurt Wallander war nicht so optimistisch, ob sie das wirklich weiterbrachte.
    »Wir wissen im Prinzip gar nichts«, meinte er. »Tausender in einer Plastiktüte beweisen doch eigentlich noch nichts.«
    »Aber irgend etwas ist da faul«, erwiderte Göran Boman.
    Kurt Wallander gab ihm recht. Etwas stimmte nicht mit der Damenfriseuse und ihrem Sohn.
    Sie hielten an und aßen in einem Motel an der Ortsausfahrt von Kristianstad zu Mittag.
    Kurt Wallander wollte die Polizei in Ystad anrufen.
    Der Telefonapparat war kaputt, als er es versuchte.
    |190| Es war halb zwei, als sie nach Kristianstad zurückkamen. Bevor sie mit der dritten Frau weitermachen konnten, mußte Göran Boman seinem Büro einen Besuch abstatten.
    Die Telefonistin in der Eingangshalle stoppte sie.
    »Aus Ystad ist angerufen worden«, teilte sie ihnen mit. »Kurt Wallander soll sich melden.«
    »Du kannst von meinem Büro aus telefonieren«, sagte Göran Boman.
    Voller böser Vorahnungen wählte Kurt Wallander die Nummer, während Göran Boman Kaffee holte.
    Ohne ein Wort zu sagen, verband Ebba ihn mit Rydberg.
    »Es ist am besten, wenn du sofort herkommst«, sagte Rydberg. »Ein Verrückter hat einen somalischen Asylbewerber auf Hageholm erschossen.«
    »Was zum Teufel meinst du damit?«
    »Ich meine genau das, was ich sage. Dieser Somalier hatte einen kleinen Spaziergang gemacht. Jemand hat mit einer Schrotflinte auf ihn geschossen. Ich habe verzweifelt versucht, dich zu erreichen. Wo treibst du dich eigentlich rum?«
    »Er ist tot?«
    »Ihm wurde der Kopf weggeschossen.«
    Kurt Wallander spürte, wie ihm übel wurde.
    »Ich komme«, sagte er.
    In dem Moment, als er den Hörer auflegte, kam Göran Boman, zwei Kaffeetassen balancierend, ins Zimmer. Kurt Wallander erzählte kurz, was passiert war.
    »Du bekommst einen Einsatzwagen mit Eskorte«, entschied Göran Boman. »Ich lasse dir deinen eigenen Wagen von einem der jungen Kollegen bringen.«
    Es ging alles sehr schnell. Nach ein paar Minuten war Kurt Wallander in einem Auto mit heulenden Sirenen auf dem Weg nach Ystad. Rydberg erwartete ihn auf dem Präsidium, und sie fuhren direkt weiter nach Hageholm.
    »Haben wir irgendwelche Spuren?« wollte Kurt Wallander wissen.
    |191| »Keine, aber die Redaktion der Zeitung ›Sydsvenskan‹ bekam nur wenige Minuten nach dem Mord einen Anruf. Ein Mann sagte, daß dies die Rache für den Mord an Johannes Lövgren sei. Wenn sie das nächste Mal zuschlügen, würden sie eine Frau für Maria Lövgren nehmen.«
    »Das ist doch der helle Wahnsinn«, sagte Kurt Wallander. »Wir verdächtigen doch gar keine Ausländer mehr.«
    »Jemand scheint das Gegenteil zu denken. Nämlich, daß wir einigen Ausländern den Rücken decken.«
    »Ich habe doch dementiert.«
    »Die für das hier verantwortlich sind, scheißen auf deine Dementis. Für die ist das eine ausgezeichnete Gelegenheit, ihre Waffen hervorzuholen und damit die Jagd auf Asylanten zu beginnen.«
    »Das ist doch Wahnsinn!«
    »Natürlich ist das Wahnsinn. Aber es ist die Realität.«
    »Hat die Zeitung das Telefongespräch auf Band aufgenommen?«
    »Ja.«
    »Das will ich hören. Vielleicht ist es derselbe Mann, der mich angerufen hat.«
    Das Auto raste durch die schonische Landschaft.
    »Was sollen wir jetzt machen?« fragte Kurt Wallander.
    »Wir müssen die Mörder von Lenarp fassen«, erwiderte Rydberg. »Und zwar verdammt schnell.«
    In Hageholm herrschten chaotische Zustände. Aufgeregte und weinende Asylbewerber hatten sich im Speisesaal versammelt, Journalisten machten Interviews, Telefone klingelten. Wallander stieg auf einem lehmigen Sumpfweg, einige hundert Meter von den Wohnhäusern entfernt, aus dem Auto. Es war windig geworden, und er schlug den Mantelkragen hoch. Das Gebiet um den Weg war bereits abgesperrt worden. Der tote Körper lag bäuchlings im Lehm.
    Kurt Wallander

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