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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Hauptgebäude zurückzukehren, wo ein Arzt wartete, der sich um sie kümmern würde.
    |195| Rydberg kam durch den Lehm gestapft. Seine Hose war bis zur Hüfte verdreckt.
    »Was für ein verdammtes Durcheinander«, sagte er. »Aber Hansson und Svedberg haben gerackert wie die Blöden. Sie haben es doch noch geschafft, zwei Flüchtlinge und einen Dolmetscher aufzutreiben, die tatsächlich glauben, etwas gesehen zu haben.«
    »Was gesehen zu haben?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich spreche weder Arabisch noch Suaheli. Aber sie fahren jetzt nach Ystad. Die Einwanderungsbehörde hat uns Dolmetscher versprochen. Ich dachte, es wäre das beste, wenn du die Verhöre übernehmen würdest.«
    Kurt Wallander nickte.
    »Haben wir Anhaltspunkte, von denen wir ausgehen können?«
    Rydberg holte sein zerschlissenes Notizbuch hervor.
    »Er wurde genau um eins getötet«, sagte er. »Die hiesige Leiterin hörte gerade die Nachrichten im Radio, als es knallte. Es waren zwei Schüsse. Aber das weißt du ja schon. Er war tot, bevor er auf die Erde schlug. Es scheint sich um ganz gewöhnliche Schrotmunition zu handeln. Marke Gyttorp, vermute ich. Nitrox 36 wahrscheinlich. Das ist wohl alles.«
    »Das ist nicht viel.«
    »Ich finde, das ist schlicht und ergreifend gar nichts. Aber vielleicht erfahren wir etwas von den Zeugen.«
    »Ich habe Bescheid gesagt, daß wir alle Überstunden machen müssen«, sagte Kurt Wallander. »Jetzt müssen wir wirklich Einsatz zeigen, und wenn es sein muß, rund um die Uhr arbeiten.«
    Gerade zum Polizeipräsidium zurückgekommen, brachte ihn das erste Verhör auch schon fast zur Verzweiflung. Der Dolmetscher, von dem es hieß, daß er Suaheli beherrschte, verstand nicht den speziellen Dialekt, den der Zeuge sprach. Es handelte sich um einen jungen Mann aus Malawi. Kurt Wallander brauchte fast eine halbe Stunde, bis er begriff, daß der Dolmetscher |196| nicht im geringsten das übersetzte, was der Zeuge sagte. Anschließend dauerte es noch einmal zwanzig Minuten, bis schließlich herauskam, daß der Malawier aus einem nicht durchschaubaren Grund Luvale beherrschte, eine Sprache, die in Teilen von Zaire und Sambia gesprochen wurde. Diesmal hatten sie Glück. Einer der Repräsentanten der Einwanderungsbehörde kannte eine alte Missionarin, die fließend Luvale sprach. Sie war fast neunzig Jahre alt und lebte in einem Altersheim in Trelleborg. Nachdem er mit seinen Kollegen dort Kontakt aufgenommen hatte, war ihm versprochen worden, daß die Missionarin mit Polizeieskorte nach Ystad gebracht würde. Kurt Wallander vermutete, daß eine neunzigjährige Missionarin nicht in allerbester Form sein würde. Aber er irrte sich gewaltig. Eine kleine, weißhaarige Dame mit hellwachen Augen stand plötzlich auf der Schwelle seines Zimmers, und bevor er noch begriff, was eigentlich vor sich ging, war sie schon mitten in einem lebhaften Gespräch mit dem jungen Mann.
    Leider stellte sich dabei heraus, daß der Malawier nichts gesehen hatte.
    »Fragen Sie ihn bitte, warum er sich als Zeuge gemeldet hat«, sagte Kurt Wallander müde.
    Die Missionarin und der junge Mann tauchten wieder in eine lange Unterhaltung ein.
    »Er fand wohl einfach, es wäre spannend«, sagte sie schließlich. »Und das kann man ja auch irgendwie verstehen.«
    »Kann man?« wollte Kurt Wallander wissen.
    »Sie sind doch wohl auch einmal jung gewesen«, erwiderte die alte Frau.
    Der Malawier wurde nach Hageholm zurückgeschickt, und die Missionarin kehrte nach Trelleborg zurück.
    Der nächste Zeuge hatte dann wirklich etwas zu berichten. Es handelte sich um einen iranischen Dolmetscher, der gut Schwedisch sprach. Genau wie der tote Somalier hatte er sich draußen auf einem Spaziergang im Gelände um Hageholm befunden, als die Schüsse fielen.
    |197| Kurt Wallander holte einen Ausschnitt aus der Generalstabskarte hervor, der das Gebiet um Hageholm zeigte. Er markierte den Tatort mit einem Kreuz, und der Dolmetscher konnte sofort zeigen, wo er sich befunden hatte, als er die zwei Schüsse gehört hatte. Kurt Wallander berechnete die Entfernung auf ungefähr dreihundert Meter.
    »Nach den Schüssen habe ich ein Auto gehört«, sagte der Dolmetscher.
    »Aber Sie haben es nicht gesehen?«
    »Nein. Ich war im Wald. Die Straße war von dort aus nicht zu sehen.«
    Der Dolmetscher zeigte wieder auf die Karte. Südlich.
    Dann überraschte er Kurt Wallander wirklich.
    »Es war ein Citroën«, sagte er.
    »Ein Citroën?«
    »Einer von denen, die ihr hier in

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