Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
machten sich Notizen. Dann war das Ganze vorbei.
    »Ich hoffe, Sie entschuldigen die Störung«, sagte Kurt Wallander, als er sich vom Stuhl erhob.
    »Glauben Sie, daß ich die Wahrheit sage?« fragte sie plötzlich.
    »Ja«, antwortete Kurt Wallander. »Wir glauben, daß Sie die Wahrheit sagen. Und wenn Sie das nicht getan haben, werden wir es ja doch herausbekommen. Früher oder später.«
    Sie lachte.
    »Ich sage die Wahrheit. Ich kann nicht gut lügen. Aber Sie dürfen gerne wieder vorbeikommen, wenn Sie noch mehr seltsame Fragen haben.«
    Sie verließen das Haus und gingen zum Auto zurück.
    »Das hätten wir also«, meinte Göran Boman.
    »Sie war es nicht«, erwiderte Kurt Wallander.
    »Sollen wir noch mit dem Sohn in Åhus reden?«
    »Ich glaube, das können wir uns sparen. Im Moment zumindest   …«
    Sie holten Kurt Wallanders Auto und fuhren direkt nach Kristianstad.
    Auf der Höhe der Brösarpshügel hörte es auf zu regnen, und die Wolkendecke begann aufzureißen.
    Vor dem Polizeipräsidium in Kristianstad tauschten sie wieder die Autos und fuhren zusammen in einem Dienstwagen weiter.
    »Margareta Velander«, begann Göran Boman. »49   Jahre alt, hat auf der Krokarpstraße einen Damenfrisiersalon, der ›Die |182| Welle‹ heißt. Drei Kinder, geschieden, wieder verheiratet, wieder geschieden. Wohnt in einem Reihenhaus Richtung Blekinge. Bekam im Dezember 1958 einen Sohn. Der Sohn heißt Nils. Scheint eine recht abenteuerlustige Natur zu sein. Hat sich auf unterschiedlichen Märkten rumgetrieben und importierten Krimskrams verkauft. Ist außerdem Eigentümer eines Vertriebs für heiße Reizwäsche. Seinen ersten Wohnsitz hat er in Sölvesborg angemeldet. Wer, um alles in der Welt, kauft Reizwäsche, die per Post aus so einer Stadt verschickt wird?«
    »Viele«, meinte Kurt Wallander.
    »Er hat einmal wegen Körperverletzung gesessen«, fuhr Göran Boman fort.
    »Ich habe den Bericht nicht gesehen. Aber er hat ein Jahr gekriegt. Das deutet darauf hin, daß es sich um eine recht schwerwiegende Körperverletzung gehandelt hat.«
    »Den Bericht will ich unbedingt sehen«, sagte Kurt Wallander. »Wo ist das passiert?«
    »Er wurde vom Amtsgericht in Kalmar verurteilt. Sie sind dort gerade dabei, die Akte herauszusuchen.«
    »Wann ist es passiert?«
    »1981, glaube ich.«
    Kurt Wallander dachte nach, während Göran Boman ihn durch die Stadt fuhr.
    »Da war sie also erst 17, als der Junge geboren wurde. Und wenn Johannes Lövgren tatsächlich der Vater ist, würde das einen sehr großen Altersunterschied bedeuten.«
    »Daran habe ich auch gedacht. Aber das hat ja eigentlich nichts zu bedeuten.«
    Der Damenfrisiersalon lag in einem normalen Mietshaus am Rande von Kristianstad. Er war im Souterrain untergebracht.
    »Vielleicht sollte man die Gelegenheit nutzen und sich die Haare schneiden lassen«, meinte Göran Boman. »Zu welchem Friseur gehst du denn normalerweise?«
    Kurt Wallander war nahe daran zu antworten, daß seine |183| Frau ihm bisher immer die Haare geschnitten hatte. »Das kommt ganz darauf an«, meinte er statt dessen ausweichend.
    Im Frisiersalon standen drei Stühle. Als sie hineingingen, waren alle besetzt.
    Zwei Frauen saßen unter Trockenhauben, während einer dritten gerade die Haare gewaschen wurden.
    Die Frau, die ihren Kopf massierte, sah sie verwundert an.
    »Ich schneide nur nach vorheriger Terminabsprache«, sagte sie. »Heute ist alles voll. Morgen auch. Wenn Sie für Ihre Frauen vorbestellen möchten.«
    »Margareta Velander?« fragte Göran Boman.
    Er zeigte seinen Ausweis.
    »Wir möchten gerne mit Ihnen sprechen«, fuhr er fort.
    Kurt Wallander sah, daß sie Angst bekam.
    »Im Moment kann ich hier nicht weg«, erwiderte sie.
    »Dann warten wir«, gab Göran Boman zurück.
    »Bitte dort im Hinterzimmer«, sagte Margareta Velander. »Es dauert nicht mehr lange.«
    Der Raum war sehr klein. Ein Tisch mit einem Wachstuch und ein paar Stühle nahmen fast den ganzen Platz ein. Auf einem Regal lagen ein paar Illustrierte zwischen Kaffeetassen und einer schmutzigen Kaffeemaschine. Kurt Wallander betrachtete ein Schwarzweißphoto, das an der Wand hing. Es war unscharf und vergilbt und zeigte einen jungen Mann in Marineuniform. Kurt Wallander konnte den Namen »Halland« auf dem Mützenrand erkennen.
    »Halland«, sagte er. »War das ein Kreuzer oder ein Zerstörer?«
    »Ein Zerstörer. Schon lange verschrottet.«
    Margareta Velander kam in das Zimmer. Sie trocknete sich gerade die Hände

Weitere Kostenlose Bücher