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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Schweden eine Kröte nennt.«
    »Woher wollen Sie das so genau wissen?«
    »Ich bin in Teheran aufgewachsen. Als wir Kinder waren, haben wir uns beigebracht, unterschiedliche Automarken an ihrem Motorengeräusch zu erkennen. Ein Citroën ist einfach. Besonders die Kröte.«
    Kurt Wallander wußte nicht so recht, ob er dieser Geschichte Glauben schenken sollte. Dann entschied er sich blitzschnell.
    »Kommen Sie bitte mit auf den Hof«, sagte er. »Und wenn Sie hinauskommen, drehen Sie sich um und schließen die Augen.«
    Draußen im Regen startete er seinen Peugeot und fuhr eine Runde über den Parkplatz. Die ganze Zeit über beobachtete er den Dolmetscher genau.
    »Nun«, fragte er dann. »Was war es?«
    »Ein Peugeot«, antwortete der Dolmetscher, ohne zu zögern.
    »Gut«, sagte Kurt Wallander. »Wirklich verdammt gut.«
    |198| Er schickte den Zeugen nach Hause und gab Anweisung, nach einem Citroën zu fahnden, der zwischen Hageholm und der E 14 in westlicher Richtung gesehen worden war. Die Nachrichtenagenturen wurden ebenfalls davon informiert, daß die Polizei jetzt nach einem Citroën fahndete, von dem angenommen wurde, daß er mit dem Mordfall zu tun hatte.
    Der dritte Zeuge war eine junge Frau aus Rumänien. Sie saß in Kurt Wallanders Büro und stillte während des Verhörs ihr Kind. Der Dolmetscher sprach nur bruchstückhaft Schwedisch, aber Kurt Wallander glaubte trotzdem eine recht genaue Auffassung von dem zu bekommen, was die Frau gesehen hatte.
    Sie war den gleichen Weg gegangen wie der ermordete Somalier und hatte ihn auf dem Rückweg zur Unterkunft getroffen.
    »Wieviel Zeit?« fragte Wallander. »Wieviel Zeit war zwischen Ihrem Treffen und dem Moment, in dem Sie die Schüsse gehört haben?«
    »Vielleicht drei Minuten.«
    »Haben Sie noch jemanden gesehen?«
    Die Frau nickte, und Kurt Wallander beugte sich gespannt über den Schreibtisch.
    »Wo?« fragte er. »Zeigen Sie es auf der Karte!«
    Der Dolmetscher hielt den Säugling, während die Frau auf der Karte suchte.
    Kurt Wallander sah, daß es direkt neben dem Tatort gewesen war.
    »Erzählen Sie«, sagte er. »Lassen Sie sich Zeit. Denken Sie nach.«
    Der Dolmetscher übersetzte, und die Frau dachte nach.
    »Ein Mann in einem blauen Overall«, sagte sie schließlich. »Er stand dort auf dem Feld.«
    »Wie sah er aus?«
    »Er hatte wenig Haar.«
    »Wie groß war er?«
    »Normal groß.«
    |199| »Bin ich ein normal großer Mann?«
    Kurt Wallander stellte sich vor sie.
    »Er war größer.«
    »Wie alt war er?«
    »Er war nicht jung, aber auch nicht alt. Vielleicht fünfundvierzig Jahre alt.«
    »Hat er Sie gesehen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Was machte er da draußen auf dem Feld?«
    »Er aß.«
    »Aß?«
    »Er aß einen Apfel.«
    Kurt Wallander dachte nach.
    »Ein Mann in einem blauen Overall steht auf einem Acker neben der Straße und ißt einen Apfel. Habe ich das so richtig verstanden?«
    »Ja.«
    »War er allein?«
    »Ich habe sonst keinen gesehen. Aber ich glaube nicht, daß er allein war.«
    »Warum glauben Sie das nicht?«
    »Es sah aus, als würde er auf jemanden warten.«
    »Hatte der Mann eine Waffe bei sich?«
    Die Frau dachte wieder nach.
    »Es lag vielleicht ein braunes Paket neben seinen Füßen«, sagte sie. »Vielleicht war es aber auch nur Lehm.«
    »Was geschah, nachdem Sie den Mann gesehen hatten?«
    »Ich habe mich beeilt, nach Hause zu kommen, so schnell es ging.«
    »Warum hatten Sie es so eilig?«
    »Es ist nicht gut, fremde Männer im Wald zu treffen.«
    Kurt Wallander nickte.
    »Haben Sie ein Auto gesehen?« fragte er.
    »Nein. Kein Auto.«
    »Können Sie den Mann noch genauer beschreiben?«
    |200| Sie dachte lange nach, bevor sie antwortete. Das Kind schlief währenddessen in den Armen des Dolmetschers.
    »Er sah stark aus«, sagte sie. »Ich glaube, er hatte große Hände.«
    »Welche Farbe hatten seine Haare? Die wenigen, die er noch hatte?«
    »Schwedische Farbe.«
    »Blonde Haare?«
    »Ja. Und seine Glatze sah so aus.«
    Sie zeichnete einen Halbmond in die Luft.
    Dann konnte sie zur Unterkunft zurückfahren. Wallander holte sich eine Tasse Kaffee. Svedberg erkundigte sich, ob er eine Pizza haben wollte. Er nickte.
    Um Viertel vor neun abends versammelten sich die Polizisten zu einer Besprechung in der Kantine. Kurt Wallander fand immer noch, daß alle außer Näslund erstaunlich frisch aussahen. Näslund war erkältet und hatte Fieber, weigerte sich aber beharrlich, nach Hause zu fahren.
    Während sie untereinander

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