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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ein schlampig geschriebenes Namensschild, das an der Tür festgenagelt war.
    »Nils Velander«, sagte er. »Hier sind wir richtig.«
    Er klopfte mehrere Male an die Tür. Aber es kam keine Antwort. Sie gingen eine Runde um das Haus.
    »Was für ein verkommenes Rattenloch«, meinte Göran Boman.
    Als sie zu ihrem Ausgangspunkt zurückkamen, drückte Kurt Wallander die Klinke herunter.
    |187| Es war nicht abgeschlossen.
    Kurt Wallander sah Göran Boman fragend an, der nur mit den Schultern zuckte.
    »Wenn es offen ist, gehen wir eben rein«, entschied er.
    Sie kamen in eine muffige Diele und horchten. Es war alles still, bis sie beide von einer Katze erschreckt wurden, die fauchend aus einer dunklen Ecke sprang und über die Treppe ins obere Stockwerk verschwand. Das Zimmer links schien eine Art Büro zu sein. Dort standen zwei verbeulte Aktenschränke und ein überfüllter Schreibtisch mit Telefon und Anrufbeantworter. Wallander hob den Deckel eines Kartons, der auf dem Schreibtisch stand. Darin lagen eine Garnitur Unterwäsche aus schwarzem Leder und ein Namensschild.
    »Fredrik Åberg aus der Dragonstraße in Alingsås hat das hier bestellt«, sagte er und grinste. »Diskreter Absender vermutlich.«
    Sie gingen in das nächste Zimmer, das als Lager für Nils Velanders Reizwäsche diente. Dort lagen auch einige Peitschen und Hundehalsbänder.
    Es sah so aus, als sei alles ohne jegliche erkennbare Ordnung in das Lager hineingeworfen worden.
    Das nächste Zimmer war eine Küche mit dreckigen Tellern auf der Spüle. Auf dem Fußboden lag ein halbaufgegessenes Hähnchen. Überall stank es nach Katzenpisse.
    Kurt Wallander stieß die Tür zur Speisekammer auf.
    Dort standen ein Brennapparat und zwei bauchige Schnapskaraffen.
    Göran Boman grinste und schüttelte den Kopf.
    Sie gingen in das obere Stockwerk hinauf. Warfen einen Blick in das Schlafzimmer mit dreckigen Laken und einem Haufen Kleider. Die Gardinen waren zugezogen, und sie zählten insgesamt sieben Katzen, die wegliefen, als sie sich näherten.
    »Was für ein verkommenes Rattenloch«, sagte Göran Boman noch einmal. »Wie kann man nur so leben?«
    |188| Das Haus schien überstürzt verlassen worden zu sein.
    »Vielleicht ist es am besten, wenn wir jetzt gehen«, meinte Kurt Wallander. »Wir brauchen wohl zuerst einen Durchsuchungsbefehl, bevor wir das hier ernsthaft unter die Lupe nehmen können.«
    Sie gingen wieder die Treppe hinunter. Göran Boman ging noch einmal in das Büro und stellte den Anrufbeantworter an.
    Nils Velander, falls er es war, teilte mit, daß das »Raff-Sets«-Büro zur Zeit nicht besetzt sei, aber daß man seine Bestellung auf dem Anrufbeantworter hinterlassen konnte.
    Der Schäferhund zerrte wieder an seiner Kette, als sie auf den Hof hinaustraten.
    Direkt neben dem linken Hausgiebel entdeckte Kurt Wallander eine Kellertür, die fast vollständig von den Resten einer alten Mangel verdeckt wurde.
    Er öffnete die unverschlossene Tür und stieg in die Dunkelheit hinab. Er tastete sich zu einem Lichtschalter vor. In einer Ecke stand ein alter Heizkessel. Der Rest des Kellers war voller leerer Vogelkäfige. Er rief Göran Boman, der daraufhin auch in den Keller kam.
    »Lederunterhosen und leere Vogelkäfige«, sagte Kurt Wallander. »Was treibt dieser Mann eigentlich?«
    »Ich denke, wir sollten das herausfinden«, antwortete Göran Boman.
    Gerade als sie wieder gehen wollten, entdeckte Kurt Wallander hinter dem Heizkessel einen kleinen Stahlschrank. Er beugte sich hinunter und drehte am Türgriff. Er war ebensowenig abgeschlossen wie alles andere in diesem Haus. Er langte mit der Hand hinein und stieß auf eine Plastiktüte. Er nahm sie hervor und öffnete sie.
    »Sieh dir das einmal an«, sagte er zu Göran Boman.
    In der Plastiktüte lag ein Haufen Tausender.
    Kurt Wallander zählte 23.
    »Vielleicht sollten wir uns mit diesem Jungen doch mal ein wenig unterhalten«, meinte Göran Boman.
    |189| Sie legten das Geld zurück und gingen wieder hinaus. Der Schäferhund bellte.
    »Wir können mit den Kollegen hier in Sölvesborg reden«, schlug Göran Boman vor. »Sie sollen den Typen für uns suchen.«
    Im Polizeipräsidium von Sölvesborg trafen sie einen Polizisten, der Nils Velander sehr wohl kannte.
    »Er verstößt mit Sicherheit auf vielerlei Art und Weise gegen das Gesetz«, meinte der Polizeibeamte. »Aber das einzige, was wir gegen ihn vorliegen haben, ist der Verdacht auf illegalen Import von thailändischen Singvögeln. Und

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