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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ihre Pizzen und Butterbrote aufteilten, versuchte Kurt Wallander, eine Art Zusammenfassung zu geben. Er hatte ein Bild von der Wand genommen und warf nun mit einem Overhead-Projektor eine Folie an die Wand, auf der eine Karte mit der Umgebung des Tatorts zu sehen war. Er hatte den Tatort mit einem Kreuz markiert und die Standorte und Bewegungen der Zeugen eingezeichnet.
    »Wir tappen also nicht völlig im dunkeln«, begann er seinen Vortrag. »Wir kennen den genauen Zeitpunkt, und wir haben zwei glaubwürdige Zeugen. Einige Minuten, bevor die Schüsse fallen, sieht die Zeugin einen Mann in einem blauen Overall auf dem Feld direkt neben dem Weg stehen. Die Angabe stimmt genau mit der Zeit überein, die der Tote gebraucht haben muß, um zu diesem Punkt zu gelangen. Außerdem wissen wir, daß der Mörder in einem Citroën geflohen und in südwestliche Richtung gefahren ist.«
    Sein Vortrag wurde dadurch unterbrochen, daß Rydberg die |201| Kantine betrat. Die dort versammelten Polizisten brachen in Gelächter aus. Rydberg war bis zum Kinn mit Lehm beschmiert. Er zog sich die schmutzigen und nassen Schuhe aus und nahm dankbar ein Brot an, das ihm angeboten wurde.
    »Du kommst genau zur rechten Zeit«, sagte Kurt Wallander. »Was hast du gefunden?«
    »Ich bin zwei Stunden lang auf diesem Acker herumgekrochen«, antwortete Rydberg. »Die Rumänin konnte mir die Stelle ziemlich genau zeigen, an der der Mann gestanden hat. Wir haben dort Fußspuren gefunden. Von Gummistiefeln. Und sie sagt, daß er welche getragen hat. Gewöhnliche derbe Gummistiefel. Dann habe ich noch ein Apfelgehäuse gefunden.«
    Rydberg zog eine Plastiktüte aus der Tasche.
    »Mit ein wenig Glück finden wir Fingerabdrücke«, sagte er.
    »Kann man wirklich Fingerabdrücke auf einem Apfelgehäuse finden?« fragte Kurt Wallander erstaunt.
    »Fingerabdrücke kann man auf nahezu allem finden«, antwortete Rydberg. »Man kann aber zum Beispiel auch ein Haar finden, ein wenig Speichel oder Hautpartikel.«
    Er legte die Plastiktüte auf den Tisch, ganz vorsichtig, so als handele es sich um ein Stück Porzellan.
    »Dann bin ich den Fußspuren gefolgt«, fuhr er fort. »Und wenn dieser Apfelmann wirklich unser Mörder ist, dann glaube ich, daß er folgenden Weg genommen hat.«
    Rydberg zog seinen Stift aus dem Notizbuch und stellte sich an den Projektor.
    »Er hat den Somalier auf dem Weg näher kommen sehen. Dann hat er das Apfelgehäuse weggeworfen und ist direkt vor dem Mann auf den Weg gekommen. Ich glaube gesehen zu haben, daß mit den Stiefeln ein wenig Lehm von dem Acker auf den Weg geschleppt worden ist. Dort hat er dann seine zwei Schüsse aus etwa vier Metern Entfernung abgefeuert. Danach hat er sich umgedreht und ist etwa fünfzig Meter auf dem Weg vom Tatort aus weggelaufen. Dort verläuft der Weg um eine |202| Biegung herum, und außerdem gibt es da eine kleine Ausbuchtung des Weges, in der ein Auto wenden kann. Dort gab es auch die erwarteten Reifenspuren. Außerdem habe ich an dieser Stelle zwei Zigarettenkippen gefunden.«
    Er zog die nächste Plastiktüte aus der Tasche.
    »Der Mann ist in den Wagen gesprungen und in südlicher Richtung davongefahren. Ich denke, das war der Tathergang. Im übrigen werde ich der Polizei die Rechnung für die Reinigung zukommen lassen.«
    »Ich werde sie abzeichnen«, versprach Kurt Wallander. »Aber jetzt müssen wir nachdenken.«
    Rydberg zeigte auf, ganz so, als säße er in einer Schulklasse.
    »Ich habe schon ein paar Ideen«, sagte er. »Erstens bin ich mir sicher, daß es zwei waren. Einer, der am Auto gewartet hat, und ein zweiter, der geschossen hat.«
    »Wie kommst du darauf?« fragte Kurt Wallander.
    »Ein Mensch, der sich in einer so wichtigen Situation dafür entscheidet, einen Apfel zu essen, ist bestimmt kein Raucher. Ich denke, es gab eine Person, die am Auto gewartet hat. Einen Raucher. Und einen Mörder, der einen Apfel gegessen hat.«
    »Das klingt plausibel.«
    »Außerdem habe ich das Gefühl, daß alles haargenau geplant war. Es kann nicht allzu schwer sein, herauszufinden, daß die Asylanten auf Hageholm auf diesem Weg spazierengehen. Meistens sind sie wohl zu mehreren unterwegs. Aber manchmal geht auch jemand alleine. Wenn man sich dann noch wie ein Bauer kleidet, wird wohl kaum jemand etwas Verdächtiges vermuten. Außerdem war die Stelle gut ausgewählt, wenn man bedenkt, daß das Auto direkt in der Nähe stehen konnte, ohne gesehen zu werden. Ich glaube also, daß diese Wahnsinnstat

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