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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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dem wir es hier zu tun haben, findet sich am häufigsten auf kleineren, osteuropäischen oder russischen Frachtern. Auf skandinavischen Fahrzeugen gibt es sie dagegen nie. Sie werden von der Schiffahrtsbehörde nicht anerkannt.«
    »Warum nicht?«
    Martinsson zuckte mit den Schultern.
    »Schlechte Qualität. Sie können leicht kaputtgehen. Die Gummimischung ist meistens minderwertig.«
    Wallander dachte nach.
    »Wenn Kapitän Österdahls Analyse stimmt, handelt es sich also um ein Rettungsboot, das direkt aus Jugoslawien stammt, ohne zuerst eine Bezeichnung, beispielsweise in Italien, bekommen zu haben. Mit anderen Worten, wir haben es mit einem jugoslawischen Fahrzeug zu tun?«
    »Nicht unbedingt«, antwortete Martinsson. »Ein Teil der Boote geht direkt von Jugoslawien nach Rußland. Das ist |51| wahrscheinlich ein Teil des unfreiwilligen Tauschhandels zwischen Moskau und den übrigen Ostblock-Staaten. Er behauptete übrigens, einmal genau diesen Bootstyp auf einem russischen Fischerboot gesehen zu haben, das vor Häradskär aufgebracht wurde.«
    »Wir können uns also mit Sicherheit auf ein osteuropäisches Schiff konzentrieren?«
    »Kapitän Österdahl war dieser Ansicht.«
    »Gut«, sagte Wallander. »Dann wissen wir zumindest so viel.«
    »Aber im großen und ganzen ist das auch schon alles«, kommentierte Svedberg.
    »Wenn der Typ, der hier angerufen hat, sich nicht wieder meldet, wissen wir viel zuwenig«, meinte Wallander. »Aber es spricht einiges dafür, daß die Männer von der anderen Seite der Ostsee hierher getrieben wurden, und daß es sich nicht um Schweden handelt.«
    Er wurde durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. Eine Sekretärin reichte einen Umschlag mit den endgültigen Resultaten der Obduktion herein. Wallander bat Martinsson und Svedberg zu bleiben, während er die Seiten kurz überflog. Er hielt schon bald verblüfft inne.
    »Hier haben wir etwas«, sagte er. »Mörth hat Interessantes in ihrem Blut gefunden.«
    »Aids?« fragte Svedberg.
    »Nein. Aber Drogen. Eindeutig nachweisbare Mengen von Amphetamin.«
    »Russische Drogenabhängige«, meinte Martinsson. »Russische gefolterte und ermordete Drogenabhängige. In Anzug und Krawatte. Treibend in einem jugoslawischen Rettungsboot. Das ist mal was ganz anderes als ausgebuffte Schwarzbrenner oder die Schlägereien an öffentlichen Plätzen.«
    »Wir wissen noch nicht genau, ob es wirklich Russen sind«, wandte Wallander ein. »Im Grunde genommen wissen wir gar nichts.«
    |52| Er wählte Björks Nummer.
    »Björk.«
    »Hier ist Wallander. Ich sitze gerade mit Svedberg und Martinsson zusammen. Wir wollten wissen, ob du irgendwelche Anweisungen vom Außenministerium erhalten hast.«
    »Bisher noch nicht. Aber sie werden sich bald melden.«
    »Ich fahre für ein paar Stunden nach Malmö.«
    »Mach das. Ich melde mich, sobald das Außenministerium angerufen hat. Bist du übrigens auch von Journalisten belästigt worden?«
    »Nein, warum?«
    »Ich bin heute morgen um fünf von einem Journalisten des ›Expressen‹ geweckt worden. Seitdem steht das Telefon nicht mehr still. Ich muß gestehen, daß ich etwas beunruhigt bin.«
    »Mach dir keine Gedanken. Die schreiben sowieso, was sie wollen.«
    »Das ist es ja gerade, was mich beunruhigt. Die Ermittlung wird durch Spekulationen, die in den Zeitungen auftauchen, doch nur gestört.«
    »Wenn wir Glück haben, bringt das vielleicht jemanden, der etwas weiß oder gesehen hat, dazu, sich zu melden.«
    »Das bezweifle ich stark. Außerdem mag ich es nicht, morgens um fünf geweckt zu werden. Wer weiß, was man alles so redet, wenn man noch halb schläft?«
    Wallander legte auf.
    »Wir belassen es dabei«, sagte er. »Ihr könnt erst einmal nach eigenem Gutdünken weiterarbeiten. Ich habe noch etwas in Malmö zu erledigen. Wir können uns nach dem Mittagessen wieder bei mir treffen.«
     
    Svedberg und Martinsson gingen. Wallander plagte sein Gewissen, da er den Eindruck erweckt hatte, aus dienstlichen Gründen nach Malmö fahren zu müssen. Er wußte, daß jeder Polizist, genau wie alle anderen, die Gelegenheit dazu hatten, |53| einen gewissen Teil seiner Arbeitszeit damit verbrachte, private Dinge zu erledigen. Trotzdem widerstrebte es ihm.
    Ich bin altmodisch, fuhr es ihm durch den Kopf. Obwohl ich kaum älter als vierzig bin.
    Er gab der Zentrale Bescheid, daß er nach dem Mittagessen wieder zurück sein werde. Danach fuhr er auf die östliche Umgehungsstraße, setzte seine Fahrt durch Sandskogen

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