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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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er den Wagen parkte und in sein Büro zurückkehrte. Da hatte er bereits den Entschluß gefaßt, seinem Vater bei ihrem nächsten Treffen eine ordentliche Antwort abzuverlangen.
    Er verdrängte diese Gedanken und zwang sich, wieder Polizist zu werden. Als erstes mußte er mit Björk reden. Aber bevor er zum Telefon greifen konnte, klingelte es. Er nahm den Hörer ab.
    »Wallander.«
    Es knisterte und rauschte im Hörer. Er wiederholte seinen Namen.
    »Sind Sie derjenige, der den Fall mit dem Rettungsboot bearbeitet?«
    Die Stimme war Wallander unbekannt. Sie gehörte einem Mann, der schnell und unnatürlich sprach.
    »Mit wem spreche ich?«
    »Das tut nichts zur Sache. Es geht um dieses Rettungsboot.«
    Wallander setzte sich im Stuhl auf und zog Papier und Stift zu sich heran.
    »Haben Sie neulich schon einmal angerufen?«
    »Angerufen?«
    Das Erstaunen in der Stimme des Mannes klang echt.
    »Ich habe nicht angerufen.«
    |59| »Sie haben also nicht angerufen und gesagt, daß irgendwo in der Nähe von Ystad ein Rettungsboot an Land treiben würde?«
    Im Hörer war es lange Zeit still. Wallander wartete.
    »Dann hat es sich erledigt«, sagte der Mann schließlich.
    Das Gespräch wurde unterbrochen.
    Wallander notierte schnell, was gesagt worden war. Er begriff sofort, daß er einen Fehler gemacht hatte. Der Mann hatte angerufen, um etwas über die Männer in dem Rettungsboot zu berichten. Nachdem er von dem ersten Telefongespräch gehört hatte, war er verwirrt oder hatte Angst bekommen und daraufhin das Gespräch kurz entschlossen beendet.
    Die Schlußfolgerung lag auf der Hand.
    Der Mann, der soeben angerufen hatte, war nicht identisch mit Martinssons Gesprächspartner.
    Mit anderen Worten, es gab mehr als eine Person, die etwas wußte. Auch dafür glaubte er eine Erklärung zu haben. Sein Gespräch mit Martinsson hatte ihm die Antwort nahegelegt. Alle, die etwas gesehen hatten, mußten sich auf einem Schiff aufgehalten haben. Sie mußten zu einer Besatzung gehört haben, da sich im Winter so schnell keiner allein in einem Boot auf See begab. Aber welche Art von Schiff? Es konnte sich um eine Fähre oder ein Fischerboot handeln,um einen Frachter oder einen der vielen Öltanker, die ständig die Ostsee befuhren.
    Martinsson öffnete die Tür einen Spalt breit.
    »Sind wir soweit?«
    Wallander entschied sich schnell, bis auf weiteres nichts von dem Anruf zu erzählen. Er wollte seinen Mitarbeitern einen durchdachten Lagebericht abgeben können.
    »Ich habe noch nicht mit Björk gesprochen«, sagte er deshalb nur. »Wir können uns in einer halben Stunde treffen.«
    Martinsson ging, und er wählte Björks Nummer.
    »Björk.«
    »Wallander. Wie war es?«
    »Komm zu mir, dann werde ich es dir erzählen.«
    |60| Was Björk ihm mitzuteilen hatte, verblüffte Wallander.
    »Wir bekommen Besuch«, sagte Björk. »Das Außenministerium schickt uns einen Beamten, der uns bei den Ermittlungen behilflich sein soll.«
    »Ein Beamter aus dem Außenministerium? Was weiß der schon über Morduntersuchungen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber er kommt schon heute nachmittag. Du holst ihn am besten selbst ab. Sein Flugzeug landet um 17.20   Uhr in Sturup.«
    »Das ist doch nicht zu fassen«, erwiderte Wallander. »Kommt er, um uns zu helfen oder um unsere Ermittlungen zu überwachen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Björk. »Außerdem ist das erst der Anfang. Rate mal, wer mich angerufen hat?«
    »Der Landespolizeichef?«
    Björk zuckte zusammen.
    »Woher weißt du das?«
    »Irgend etwas mußte ich ja sagen. Was wollte er?«
    »Er bat darum, fortlaufend informiert zu werden. Außerdem schickt er uns ein paar Leute, einen Kollegen von der Mordkommission und einen vom Rauschgiftdezernat.«
    »Sollen die auch am Flughafen abgeholt werden?«
    »Nein. Die kommen allein zurecht.«
    Wallander dachte nach.
    »Mir kommt das alles seltsam vor«, sagte er schließlich. »Ganz besonders dieser Beamte aus dem Außenministerium. Warum kommt er? Haben sie mit der sowjetischen Polizei Kontakt aufgenommen? Mit der Polizei in den anderen osteuropäischen Ländern?«
    »Alles folgt der gängigen Praxis. So hat es mir das Außenministerium zumindest mitgeteilt. Aber was das letztlich bedeutet, weiß ich auch nicht.«
    »Warum bekommst du keine ordentlichen Informationen?«
    Björk hob abwehrend seine Hände.
    |61| »Ich bin lange genug Polizeichef, um zu wissen, wie es in diesem Land zugeht. Manchmal werde ich außen vor gehalten. Bei anderen

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