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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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er an der Reihe.
    »Zwei tote Männer sind bei Mossby Strand in einem Rettungsboot an Land getrieben worden. Es ist uns bisher nicht gelungen, die Leichen zu identifizieren. Soweit wir wissen, ist es zu keinen Schiffsunglücken gekommen, die mit diesem Boot in Verbindung gebracht werden können. Uns liegen auch keine Meldungen über Personen vor, die auf See vermißt werden. Wir brauchen deshalb die Hilfe der Bevölkerung. Und Ihre.«
    Er sagte nichts von dem Mann, der angerufen hatte. Er kam direkt zu seinem Anliegen.
    |43| »Wir möchten alle, die unter Umständen etwas gesehen haben, bitten, sich bei der Polizei zu melden. Ein vor der Küste treibendes, rotes Rettungsboot. Oder etwas anderes, das von Bedeutung sein könnte. Das war alles.«
    Björk stellte sich wieder auf das Podium.
    »Wenn es noch Fragen gibt, können sie jetzt gestellt werden«, sagte er.
    Die freundliche Dame von › Ystads Allehanda‹ wollte wissen, ob es in letzter Zeit nicht zu ungewöhnlich vielen Gewaltverbrechen in dem ansonsten doch so friedlichen Schonen gekommen sei.
    Kurt Wallander rümpfte innerlich die Nase. Friedlich, dachte er. Hier ist es noch nie besonders friedlich gewesen.
    Björk bestritt, daß es einen nennenswerten Anstieg angezeigter Straftaten gegeben habe, und die Dame von › Ystads Allehanda‹ gab sich mit dieser Antwort zufrieden. Der Lokalredakteur von ›Arbete‹ hatte keine Fragen. Björk wollte die Pressekonferenz gerade beenden, als der junge Mann mit der Brille die Hand hob.
    »Ich habe noch eine Frage«, sagte er. »Warum sagen Sie nichts davon, daß die Männer in dem Boot ermordet wurden?«
    Wallander warf schnell einen Blick auf Björk.
    »Wir wissen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht, wie die beiden Männer umgekommen sind«, sagte Björk.
    »Das ist einfach nicht wahr. Jeder weiß doch, daß sie durch Herzschuß getötet wurden.«
    »Die nächste Frage, bitte«, sagte Björk, und Wallander sah, daß Björk schwitzte.
    »Nächste Frage«, erwiderte der Journalist aufgebracht. »Warum soll ich eine neue Frage stellen, bevor ich Antwort auf meine erste bekommen habe?«
    »Sie haben die Antwort bekommen, die ich Ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt geben kann«, antwortete Björk.
    »Das ist doch nicht zu fassen«, sagte der Journalist. »Aber ich werde trotzdem noch eine Frage stellen. Warum sagen Sie |44| nicht, daß Sie den Verdacht hegen, es handele sich bei den Toten um zwei russische Staatsangehörige, die ermordet wurden? Warum berufen Sie eine Pressekonferenz ein, wenn Sie die Fragen nicht beantworten und auch nicht sagen, wie die Dinge liegen?«
    Die undichte Stelle, dachte Wallander. Wie, zum Teufel, hat er das alles herausgefunden? Gleichzeitig verstand er selbst nicht, warum Björk nicht zugab, daß der Journalist völlig recht hatte. Welche Gründe gab es, die vorliegenden Fakten nicht auf den Tisch zu legen?
    »Wie Kriminalkommissar Wallander bereits erklärt hat, ist es uns bisher noch nicht gelungen, die beiden Männer zu identifizieren«, sagte Björk. »Gerade deswegen bitten wir die Bevölkerung um Hilfe. Wir hoffen natürlich, daß die Presse uns dabei unterstützt.«
    Der junge Journalist stopfte demonstrativ seinen Notizblock in die Jackentasche.
    »Danke, daß Sie gekommen sind«, sagte Björk.
    Am Ausgang hielt Wallander die Dame von › Ystads Allehanda‹ auf.
    »Wer war denn der eine Journalist?« fragte er.
    »Keine Ahnung. Ich habe ihn noch nie gesehen. Stimmt das, was er gesagt hat?«
    Wallander antwortete nicht, und die Dame von › Ystads Allehanda‹ war höflich genug, die Frage nicht zu wiederholen.
    »Warum hast du nicht gesagt, wie es ist?« fragte Wallander, als er Björk auf dem Flur eingeholt hatte.
    »Diese verdammten Journalisten«, knurrte Björk. »Und wie hat er das eigentlich alles herausgefunden? Wer hält hier nicht dicht?«
    »Das könnte jeder sein«, sagte Wallander. »Im Prinzip sogar ich.«
    Björk blieb abrupt stehen und sah ihn an. Aber er kommentierte Wallanders Äußerung nicht weiter. Statt dessen konnte er mit neuen Informationen aufwarten.
    |45| »Das Außenministerium hat uns gebeten, uns zurückzuhalten«, sagte er.
    »Warum?« fragte Wallander.
    »Das mußt du die schon fragen«, erwiderte Björk. »Ich hoffe, schon heute nachmittag neue Instruktionen zu bekommen.«
    Wallander ging in sein Büro zurück. Plötzlich hing ihm die ganze Sache gründlich zum Halse heraus. Er setzte sich auf seinen Stuhl und schloß eine Schublade seines

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