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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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habe ich nur eine einzige Frage«, sagte Wallander. »Aus welchem Grund sind Sie hier?«
    |66| »Die instabile politische Lage in Osteuropa veranlaßt das Außenministerium, alle außergewöhnlichen Vorkommnisse zu überwachen. Außerdem können wir bei formellen Anfragen Hilfestellung leisten, die eventuell Ländern übermittelt werden müssen, die nicht an Interpol angeschlossen sind.«
    Sie redet wie ein Politiker, dachte Wallander. In ihren Worten ist für Unsicherheit kein Platz.
    »Außergewöhnliches Vorkommnis«, wiederholte er. »So könnte man es nennen. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen das Rettungsboot im Polizeipräsidium zeigen.«
    »Nein danke«, antwortete Birgitta Törn. »In die polizeiliche Arbeit mische ich mich nicht ein. Aber es wäre natürlich gut, wenn wir uns morgen vormittag zu einer Besprechung treffen könnten. Ich möchte mir gern ein Bild machen.«
    »Um acht wäre es mir recht«, sagte Wallander. »Wissen Sie, daß die Landespolizei uns ein paar zusätzliche Ermittlungsbeamte geschickt hat? Ich nehme an, daß sie morgen eintreffen werden.«
    »Ich bin davon unterrichtet worden«, antwortete Birgitta Törn.
    Das Hotel »Sekelgården« lag an einer Straße hinter dem Marktplatz. Wallander parkte den Wagen und reckte sich nach dem Ordner mit den Berichten. Dann hob er ihre Tasche aus dem Kofferraum.
    »Sind Sie schon einmal in Ystad gewesen?« fragte er.
    »Ich glaube nicht.«
    »Dann darf ich vielleicht vorschlagen, daß die Ystader Polizei Sie zum Abendessen einlädt.«
    Als sie antwortete, war ein schwaches Lächeln auf ihrem Gesicht zu erkennen.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte sie. »Aber ich habe noch viel Arbeit zu erledigen.«
    Die Antwort ärgerte Kurt Wallander. War ihr ein Polizist aus einer Kleinstadt als Begleitung etwa nicht fein genug?
    »Im Hotel ›Continental‹ ist das Essen am besten«, sagte er. |67| »Es liegt rechts vom Marktplatz. Soll ich Sie morgen früh abholen?«
    »Ich komme schon allein zurecht«, sagte sie. »Aber trotzdem vielen Dank, auch dafür, daß Sie mich abgeholt haben.«
     
    Wallander fuhr nach Hause. Es war schon halb sieben, und plötzlich hatte er das ganze Leben satt. Es lag nicht nur an der Leere, die er empfand, wenn er seine Wohnung betrat, in der ihn niemand erwartete. Es lag auch an dem Gefühl, daß es immer schwieriger wurde, eine Orientierung zu finden. Nun hatte selbst sein Körper begonnen, erste Warnsignale von sich zu geben. Früher hatte er sich in seiner Arbeit als Kriminalbeamter geborgen gefühlt. Aber jetzt war das anders. Ein Jahr zuvor, als er versuchte, den brutalen Doppelmord von Lenarp zu lösen, hatte ihn das Gefühl der Unsicherheit befallen. Er hatte oft mit Rydberg darüber gesprochen, daß ein Land wie Schweden, das sich in eine unbekannte und nicht überblickbare Richtung entwickelte, vielleicht andere Polizisten brauchte. Mit jedem neuen Tag fühlte er sich selbst immer unzureichender. Dieser Verunsicherung konnte keiner der regelmäßig von der Leitung der Landespolizei angeordneten Kurse abhelfen.
    Er nahm ein Bier aus dem Kühlschrank, schaltete den Fernseher ein und ließ sich aufs Sofa sinken. Im Kasten flimmerte eines dieser ewigen Vorabendprogramme vorbei, die den Zuschauern täglich serviert wurden.
    Er dachte erneut daran, sich doch noch für die ausgeschriebene Stelle bei der Gummifabrik in Trelleborg zu bewerben. Vielleicht war ein Neuanfang genau das, was er jetzt brauchte?
    Vielleicht sollte man nur eine gewisse Zeit seines Lebens Polizist sein und danach etwas völlig anderes machen?
    Er blieb bis zum späten Abend auf dem Sofa sitzen. Erst kurz vor Mitternacht legte er sich ins Bett.
    Er hatte gerade das Licht gelöscht, als das Telefon klingelte. Nicht schon wieder, fuhr es ihm durch den Kopf. Nicht noch |68| ein Mord. Er setzte sich im Bett auf und nahm den Hörer. An der Stimme erkannte er augenblicklich den Mann wieder, der ihn schon am Nachmittag angerufen hatte.
    »Kann sein, daß ich etwas über das Rettungsboot weiß«, sagte der Mann.
    »Wir sind an allen Informationen interessiert, die uns weiterhelfen können.«
    »Ich kann nur unter der Bedingung aussagen, daß die Polizei mir garantiert, von meinem Anruf nichts bekannt werden zu lassen.«
    »Sie können anonym bleiben, wenn Sie das wünschen.«
    »Das reicht mir nicht. Die Polizei muß garantieren, daß sie nichts darüber verlauten läßt, daß überhaupt jemand angerufen hat.«
    Wallander überlegte kurz. Dann gab er das

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