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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Schweigens. »Manchmal habe ich das Gefühl, als käme ich einfach nicht mehr mit.«
    »Das Gefühl haben wir alle«, antwortete Wallander. »Ich werde diesen Beamten in Sturup abholen. Wie heißt er?«
    »Törn.«
    »Vorname?«
    »Habe ich keinen bekommen.«
    Wallander ging in sein Büro zurück, wo Martinsson und Svedberg ihn bereits erwarteten. Svedberg beschrieb gerade, was er in Björks Büro erlebt hatte.
    Wallander beschloß, die Besprechung kurz zu halten. Er berichtete von dem Telefongespräch und seiner Schlußfolgerung, daß mehr als eine Person Hinweise zu dem Rettungsboot geben konnten.
    »War er aus Schonen?« fragte Martinsson.
    Wallander nickte.
    »Dann müßte es möglich sein, sie aufzuspüren«, fuhr Martinsson fort. »Öltanker und Frachtschiffe können wir ausschließen. Was bleibt da noch?«
    »Fischerboote«, sagte Wallander. »Wieviele Fischerboote gibt es entlang der schonischen Südküste?«
    |64| »Viele«, meinte Martinsson. »Aber ich glaube, daß jetzt im Februar ein großer Teil im Hafen liegt. Auch wenn es sehr viel Arbeit macht, halte ich es für möglich.«
    »Das entscheiden wir morgen«, sagte Wallander. »Da kann die Sache schon ganz anders aussehen.«
    Er erzählte, was er zuvor von Björk erfahren hatte. Martinsson reagierte erstaunt und ärgerlich wie er selbst. Svedberg zuckte dagegen lediglich mit den Schultern.
    »Heute kommen wir nicht mehr weiter«, beendete Wallander die Besprechung. »Ich muß über den bisherigen Ermittlungsstand einen Bericht schreiben, ihr auch. Dann besprechen wir das Ganze mit den Kollegen von der Mordkommission und vom Rauschgiftdezernat, die morgen kommen. Und mit diesem Törn vom Außenministerium.«
     
    Wallander kam frühzeitig am Flughafen an. Er trank eine Tasse Kaffee bei den Grenzbeamten und hörte sich die üblichen Beschwerden über lange Arbeitszeiten und niedrige Löhne an. Viertel nach fünf setzte er sich auf eine Bank in der Ankunftshalle und sah zerstreut auf einen Reklamefernseher, der von der Decke hing. Die Ankunft wurde angekündigt, und Wallander fragte sich, ob der Mann vom Außenministerium einen uniformierten Polizisten erwartete. Wenn ich die Arme hinter dem Rücken verschränke und auf den Zehen wippe, sieht er vielleicht, daß ich Polizist bin, dachte er selbstironisch.
    Er betrachtete die vorbeigehenden Passagiere, konnte aber niemanden entdecken, der nach einem ihm Unbekannten suchte. Als der Strom der Passagiere abebbte und schließlich ganz aufhörte, glaubte er, den Mann verpaßt zu haben. Wie sieht ein Beamter des Außenministeriums aus, überlegte er. Ganz normal oder eher wie ein Diplomat? Aber wie sieht ein Diplomat aus?
    »Kurt Wallander?« hörte er eine Stimme hinter seinem Rücken sagen.
    |65| Als er sich umdrehte, sah er eine etwa dreißigjährige Frau vor sich.
    »Ja«, sagte er. »Das bin ich.«
    Die Frau zog ihre Handschuhe aus und reichte ihm die Hand.
    »Birgitta Törn«, stellte sie sich vor. »Ich komme vom Außenministerium. Sie haben vielleicht eher einen Mann erwartet?«
    »Das habe ich wohl«, antwortete er.
    »Es gibt nach wie vor nicht viele Frauen im Diplomatischen Dienst«, erwiderte Birgitta Törn. »Dennoch liegt ein großer Teil der schwedischen Verwaltung im außenpolitischen Bereich in den Händen von Frauen.«
    »Soso«, sagte Wallander. »Willkommen in Schonen.«
    Am Gepäckband betrachtete er sie unauffällig. Ihr Aussehen ließ sich nur schwer beschreiben. Da war vor allem etwas mit ihren Augen, das ihn stutzen ließ. Als er ihre Tasche nahm und sich ihre Blicke trafen, wußte er, was es war. Sie trug Kontaktlinsen. Das kannte er noch von Mona. Sie hatte in den letzten Jahren ihrer Ehe auch Kontaktlinsen getragen.
    Sie gingen zum Wagen hinaus. Kurt Wallander erkundigte sich nach dem Wetter in Stockholm und fragte, ob sie eine angenehme Reise gehabt hätte. Obwohl sie auf seine Fragen antwortete, spürte er doch, daß sie eine gewisse Distanz zu ihm hielt.
    »Man hat für mich ein Zimmer im Hotel ›Sekelgården‹ reserviert«, sagte sie auf der Fahrt nach Ystad. »Ich möchte gerne alle vorliegenden Berichte über den momentanen Stand der Ermittlungen einsehen. Ich nehme an, daß man Sie bereits angewiesen hat, mir sämtliches Material zur Verfügung zu stellen.«
    »Nein«, erwiderte Wallander. »Davon hat mir niemand etwas gesagt. Aber da nichts davon geheim ist, bekommen Sie es trotzdem. Auf dem Rücksitz liegt ein Ordner.«
    »Das war vorausschauend«, meinte sie.
    »Eigentlich

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