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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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daß Sie zuviel von Oberst Putnis’ gutem Kognak getrunken haben.«
    »Was ist das für ein Dokument?«
    »Upitis’ Geständnis. Abgefaßt und unterschrieben letzte Nacht.«
    Wallander sagte nichts.
    »Sind Sie noch dran?« fragte Murniers. »Es wäre vielleicht das beste, wenn Sie direkt zu mir kämen?«
    Auf dem Flur traf Wallander auf Sergeant Zids, der mit einer Kaffeetasse auf ihn zukam. Mit der Tasse in der Hand begab sich Wallander zu Murniers hinein, der hinter seinem Schreibtisch saß und ihm ein müdes Lächeln schenkte. Wallander setzte sich, und Murniers hob eine Aktenmappe vom Tisch.
    »Hier haben wir also das Geständnis des Verbrechers Upitis«, sagte er. »Es wird mir eine große Freude sein, es für Sie zu übersetzen. Sie sehen erstaunt aus?«
    »Ja«, antwortete Wallander. »Haben Sie ihn verhört?«
    »Nein. Oberst Putnis hatte Hauptmann Emmanuelis befohlen, mit dem Verhör fortzufahren. Er hat in der Tat mehr Erfolg gehabt, als man erwarten durfte. Emmanuelis ist ein Mann, von dem wir uns in Zukunft noch einiges versprechen.«
    Lag Ironie in Murniers’ Stimme? Oder war es nur die normale Stimme eines müden und desillusionierten Polizeibeamten?
    »Der Alkoholiker, Schmetterlingssammler und Dichter Upitis entschließt sich also, ein volles Geständnis abzulegen«, fuhr Murniers fort. »Er gesteht, zusammen mit zwei anderen, den Herren Bergklaus und Lapin, Major Liepa in der Nacht zum 23.   Februar ermordet zu haben. Die drei Herren haben dabei die Rolle freier Unternehmer gespielt, die eine vertragliche Vereinbarung erfüllten: Major Karlis Liepa aus dem Weg zu räumen. Upitis behauptet, nicht zu wissen, wer die Auftraggeber sind, was vermutlich auch stimmt. Der Vertrag ist durch |221| die Hände vieler Mittelsmänner gegangen, ehe er in die richtigen Hände gelangte. Da es sich bei dem Opfer um einen hohen Polizeioffizier handelte, ging es bei dem vertraglich vereinbarten Honorar um eine beachtliche Summe. Upitis und die beiden anderen Herren haben sich ein Hinrichtungshonorar geteilt, das hundert Jahreslöhnen eines lettischen Arbeiters entspricht. Der Vertrag wurde vor gut zwei Monaten abgeschlossen, also lange vor Major Liepas Reise nach Schweden. Der Auftraggeber hatte zunächst keine zeitliche Frist angegeben. Das Entscheidende war vielmehr, daß Upitis und seine zwei Mittäter nicht versagten. Dann änderte sich etwas. Drei Tage vor dem Mord, also während sich Major Liepa noch in Schweden aufhielt, nahm einer der Mittelsmänner Kontakt mit Upitis auf und teilte ihm mit, daß der Major sofort aus dem Weg geräumt werden mußte, sobald er nach Riga zurückgekehrt war. Ein Grund für diese plötzliche Eile wurde nicht angegeben, aber das Honorar wurde erhöht, und Upitis stand nun zusätzlich ein Auto zur Verfügung. Von da an sollte Upitis täglich ein bestimmtes Kino besuchen, das Spartak, um genau zu sein. Er sollte zweimal täglich zum Kino gehen, einmal vormittags und einmal abends. Auf einer der schwarzen Säulen, die das Dach des Kinos tragen, würde dann eines Tages eine bestimmte Inschrift zu finden sein, das, was Sie im Westen ein Graffiti nennen. Sie würde bedeuten, daß der Major umgehend zu liquidieren sei. Am Morgen des Tages, an dem der Major zurückkehren sollte, war die Inschrift dort, und Upitis hatte sofort Kontakt mit Bergklaus und Lapin aufgenommen. Jener Mittelsmann, der sich bereits früher mit ihm in Verbindung gesetzt hatte, teilte ihm außerdem mit, daß Major Liepa am späten Abend aus seiner Wohnung gelockt werden würde. Was dann zu tun war, sollte dagegen allein ihre Sache sein. Dies hat den drei Mördern offensichtlich einiges Kopfzerbrechen bereitet. Sie setzten voraus, daß Major Liepa bewaffnet sein würde, daß er auf der Hut sein und sich mit größter Wahrscheinlichkeit auch zur Wehr setzen würde. Sie |222| mußten also unmittelbar, nachdem er das Haus verlassen hatte, zuschlagen. Das Risiko, daß dabei etwas schiefging, war natürlich groß.«
    Murniers machte plötzlich eine Pause und sah Wallander an.
    »Bin ich zu schnell?« fragte er.
    »Nein. Ich glaube, ich kann Ihnen folgen.«
    »Sie fuhren also mit dem Wagen in die Straße, in der Major Liepa wohnte«, fuhr Murniers fort. »Nachdem sie die Glühbirne, die den Hauseingang beleuchtete, herausgeschraubt hatten, versteckten sie sich im Schatten, mit verschiedenen Waffen ausgerüstet. Zuvor hatten sie noch eine einschlägige Kneipe besucht und sich mit beträchtlichen Mengen Schnaps gestärkt.

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