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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Als Major Liepa das Haus verließ, schlugen sie zu. Upitis behauptet, daß es Lapin war, der den Major am Hinterkopf traf. Wenn wir Lapin und Bergklaus gefunden haben, können wir wohl davon ausgehen, daß sie sich gegenseitig beschuldigen werden. Im Gegensatz zur schwedischen Rechtsprechung ermöglichen unsere Gesetze aber, alle drei schuldig zu sprechen, wenn nicht eindeutig festzustellen ist, wer die direkte Verantwortung trägt. Major Liepa sank auf die Straße, das Auto fuhr vor, der Körper wurde auf den Rücksitz verfrachtet. Auf dem Weg zum Hafen hat er dann noch einmal das Bewußtsein erlangt, woraufhin Lapin ihm offensichtlich noch einen Schlag auf den Kopf versetzte. Upitis gibt an, daß Major Liepa tot war, als sie ihn auf den Kai hinaustrugen. Sie wollten den Eindruck erwecken, dem Major wäre ein Unglück zugestoßen. Dies war natürlich zum Scheitern verurteilt, aber Upitis und seine Komplizen scheinen sich keine besonders große Mühe gegeben zu haben, die Polizei auf eine falsche Fährte zu locken.«
    Murniers ließ den Bericht auf den Schreibtisch fallen.
    Wallander dachte an die Nacht, die er in der Jagdhütte verbracht hatte, an Upitis und seine Fragen, den Lichtschimmer, die Tür, hinter der jemand stand und lauschte.
    |223|
Wir glauben, daß Major Liepa verraten wurde. Wir verdächtigen Oberst Murniers.
    »Woher konnten sie wissen, daß der Major gerade an diesem Tag zurückkehren würde?« fragte er.
    »Vielleicht ist ein Angestellter der Aeroflot bestochen worden. Es gibt Passagierlisten. Wir werden natürlich ermitteln, wie das Ganze abgelaufen ist.«
    »Warum wurde der Major ermordet?«
    »In einer Gesellschaft wie der unsrigen verbreiten sich Gerüchte sehr schnell. Vielleicht war Major Liepa gewissen mächtigen kriminellen Kreisen allzu lästig.«
    Wallander dachte nach, bevor er seine nächste Frage stellte. Er hatte Murniers’ Referat von Upitis’ Geständnis zugehört und begriffen, daß an der Sache offensichtlich etwas faul war. Aber auch wenn er wußte, daß alles gelogen war, konnte er doch nicht herausfinden, was in diesem Fall eine plausible Wahrheit war. Die Lügen deckten einander zu. Die wirklichen Geschehnisse und ihre Ursachen ließen sich nicht ans Licht holen.
    Er hatte keine Frage. Es gab keine Fragen mehr, nur noch wüste und hilflose Behauptungen.
    »Sie wissen natürlich, daß nichts von dem, was Upitis da in seinem Geständnis ausgesagt hat, der Wahrheit entspricht«, sagte er.
    Murniers sah ihn forschend an.
    »Warum sollte es nicht der Wahrheit entsprechen?«
    »Aus dem einfachen Grund, weil Upitis Major Liepa nicht getötet hat. Das ganze Geständnis ist aus der Luft gegriffen. Er muß dazu gezwungen worden sein. Oder aber, er hat den Verstand verloren.«
    »Warum sollte so eine zwielichtige Gestalt wie Upitis Major Liepa nicht ermordet haben können?«
    »Weil ich ihn getroffen habe«, sagte Wallander. »Ich habe mit ihm gesprochen und bin davon überzeugt, daß es zumindest einen Menschen in diesem Land gibt, der bedenkenlos |224| von der Liste der Verdächtigen gestrichen werden kann, und das ist Upitis.«
    Murniers’ Überraschung konnte einfach nicht gespielt sein. Dann hat er also nicht in der Dunkelheit der Jagdhütte gestanden und gelauscht, dachte Wallander. Aber wer dann? Baiba Liepa? Oder doch Oberst Putnis?
    »Sie sagen, Sie haben Upitis getroffen?«
    Wallander entschloß sich blitzschnell, es einmal mehr mit einer halben Wahrheit zu versuchen. Er fühlte sich verpflichtet, Baiba Liepa zu decken.
    »Er hat mich im Hotel aufgesucht. Er stellte sich als Upitis vor. Ich habe ihn dann wiedererkannt, als Oberst Putnis ihn mir durch das Spiegelfenster zum Vernehmungszimmer zeigte. Als er mich aufsuchte, behauptete er, er sei ein Freund von Major Liepa.«
    Murniers, der bisher entspannt zurückgelehnt auf seinem Stuhl gesessen hatte, richtete sich auf. Wallander konnte erkennen, daß er jetzt äußerst angespannt war. All seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf das, was Wallander soeben gesagt hatte.
    »Eigenartig«, meinte er. »Äußerst eigenartig.«
    »Er suchte mich auf, um mir von seinem Verdacht zu erzählen, daß Major Liepa von einem seiner eigenen Kollegen ermordet wurde.«
    »Von der lettischen Polizei?«
    »Ja. Upitis erbat meine Hilfe, um herauszufinden, was geschehen war. Ich habe keine Ahnung, woher er wissen konnte, daß sich ein schwedischer Polizist in Riga befindet.«
    »Was hat er noch gesagt?«
    »Daß die Freunde des Majors keine

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