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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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schöne Walpurgisnacht werden würde. Der Himmel war wolkenlos, kein Lüftchen wehte, und obwohl es erst neun Uhr war, zeigte das Thermometer sicher sechzehn, siebzehn Grad.
    Er betrachtete den Brunnen und die abgerissene Pumpe, die davor auf der Erde lag. Dann atmete er tief durch, trat näher heran und schaute hinunter. Martinsson und Svedberg warteten zusammen mit Peter Hanson im Hintergrund.
    Wallander sah sofort, daß es Louise Åkerblom war.
    Sogar im Tode trug sie ein starres Lächeln im Gesicht.
    Dann wurde ihm plötzlich schlecht. Er wandte sich schnell ab und hockte sich nieder.
    Martinsson und Svedberg gingen zum Brunnen. Beide zuckten heftig zurück.
    »Pfui Teufel«, sagte Martinsson.
    Wallander schluckte und zwang sich, tief zu atmen. Er dachte an Louise Åkerbloms Töchter. Und an Robert Åkerblom. Er fragte sich, ob sie wohl weiter an einen guten und allmächtigen Gott glauben konnten, wenn sie erfuhren, daß Louise, Mutter und Ehefrau, zusammengekrümmt in einem Brunnen lag.
    Er erhob sich und ging zum Brunnen zurück. »Sie ist es, kein Zweifel.«
    Martinsson rannte zu seinem Wagen, telefonierte mit Björk und forderte die Spurensicherung an. Um Louise Åkerbloms Körper aus dem Brunnen zu bergen, würden sie außerdem die Feuerwehr benötigen. Wallander setzte sich mit Peter Hanson auf die verfallene Veranda und hörte sich seine Geschichte an. Dann und wann stellte er eine Frage und nickte, wenn Peter Hanson geantwortet hatte. Er wußte bereits, daß das, was der |103| Mann sagte, die Wahrheit war. Eigentlich sollte die Polizei ihm dankbar sein, daß er losgezogen war, um Pumpen zu stehlen. Sonst hätte es sehr lange dauern können, bis Louise Åkerblom gefunden worden wäre.
    »Nimm seine Personalien auf«, sagte Wallander zu Svedberg, als das Gespräch mit Peter Hanson beendet war. »Laß ihn dann laufen. Aber kümmere dich darum, daß dieser Morell seine Geschichte bestätigt.«
    Svedberg nickte.
    »Welcher Staatsanwalt hat Dienst?« fragte Wallander.
    »Ich glaube, Björk erwähnte Per Åkesson«, antwortete Svedberg.
    »Nimm Kontakt zu ihm auf«, sagte Wallander. »Informiere ihn, daß wir sie gefunden haben. Und daß es um Mord geht. Ich werde ihm später am Nachmittag einen Bericht geben.«
    »Was machen wir mit Stig Gustafson?« fragte Svedberg.
    »Den mußt du erst einmal allein übernehmen«, antwortete Wallander. »Ich will Martinsson hier haben, wenn wir sie raufholen und die erste Untersuchung durchführen.«
    »Ich bin froh, daß ich das nicht mit ansehen muß.«
    Er verschwand in einem der Autos.
    Wallander atmete noch ein paarmal tief durch, bevor er wieder zum Brunnen ging.
    Er wollte nicht allein sein, wenn er Robert Åkerblom mitteilte, wo sie seine Frau gefunden hatten.
     
    Es dauerte zwei Stunden, Louise Åkerbloms toten Körper ans Tageslicht zu befördern. Verantwortlich waren dieselben jungen Feuerwehrleute, die zwei Tage zuvor den Tümpel abgesucht hatten, wo das Auto der Toten gefunden worden war. Sie hievten sie mit einem Rettungsseil hoch und legten sie in ein Zelt, das sie neben dem Brunnen aufgestellt hatten. Bereits beim Hinaufziehen des Körpers erkannte Wallander, wie sie gestorben war. Man hatte ihr in die Stirn geschossen. Wieder wurde ihm schemenhaft bewußt, daß an diesem Fall nichts so war wie üblich. Stig Gustafson hatte er immer noch nicht getroffen, wenn der es denn war, der Louise Åkerblom getötet hatte.
    |104| Aber hätte er ihr direkt von vorn in den Kopf geschossen? Etwas stimmte hier nicht.
    Er fragte Martinsson nach seiner ersten Reaktion.
    »Ein Schuß direkt in die Stirn«, sagte Martinsson. »Das läßt mich nicht gerade an Kontrollverlust durch Erregung und unglückliche Liebe denken. Das sieht eher nach kaltblütiger Hinrichtung aus.«
    »Genau das denke ich auch.«
    Die Feuerwehrleute pumpten das Wasser aus dem Brunnen. Dann stiegen sie hinunter, und als sie wieder hochkamen, hatten sie Louise Åkerbloms Handtasche, die Schreibmappe sowie einen Schuh bei sich. Der andere steckte noch auf ihrem Fuß. Das Wasser hatten die Männer in einem schnell aufgestellten Plastikbecken gesammelt. Martinsson entdeckte nichts Interessantes mehr, als sie das Wasser filterten.
    Die Feuerwehrleute stiegen noch einmal auf den Grund des Brunnens hinunter. Sie leuchteten ihn mit starken Lampen ab, fanden aber lediglich das Skelett einer Katze.
    Der Arzt war bleich, als er aus dem Zelt kam. »Das ist ja schrecklich«, sagte er zu Wallander.
    »Ja«, sagte

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