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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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kam, und er mochte es gar nicht, wenn er geweckt wurde.
    »Das kann nicht warten«, hatte Morell erwidert. »Es geht um eine Person, die in Spanien wohnt und übermorgen mit dem Wagen dort runterfährt. Die Person will die Pumpen mitnehmen und an andere Schweden verkaufen, die da unten wohnen. Die sind völlig sentimental und bezahlen gut dafür, eine schwedische Wasserpumpe vor ihrer Hazienda zu haben.«
    »Wie soll ich denn vier Wasserpumpen auftreiben?« hatte Peter Hanson gemault. »Du hast wohl vergessen, daß freie Tage bevorstehen? Morgen fahren alle hinaus in ihre Sommerhäuschen.«
    |96| »Das kriegst du schon hin«, hatte Morell geantwortet. »Wenn du dich früh genug auf den Weg machst.«
    Dann war er zu Drohungen übergegangen. »Sonst bin ich gezwungen, in meinen Papieren nachzusehen, was mir dein Bruder noch schuldet.«
    Peter Hanson hatte den Hörer auf die Gabel geschmettert. Er wußte, daß Morell dies als Zusage werten würde. Weil er geweckt worden war und lange Zeit nicht mehr einschlafen konnte, zog er sich an und fuhr von seinem Wohnort Rosengård in die Stadt hinunter. Er ging in eine Kneipe, um Bier zu trinken.
    Peter Hanson hatte einen Bruder namens Jan-Olof. Er war Peter Hansons großes Unglück. Jan-Olof spielte Toto in Jägersro und zwischendurch auch auf anderen Trabrennbahnen des Landes. Er spielte viel, und er spielte schlecht. Er verlor mehr, als er verkraften konnte, und war so in Morells Fängen gelandet. Da er keine Sicherheiten bieten konnte, mußte Peter Hanson als lebende Garantie einspringen.
    Morell war vor allem Hehler. Aber in den letzten Jahren hatte er eingesehen, daß er, wie andere Unternehmer auch, mit der Zeit gehen mußte. Entweder würde er seine Tätigkeit weiter verfeinern und sich spezialisieren. Oder er konnte seine Basis verbreitern. Er hatte die zweite Möglichkeit gewählt.
    Obwohl er ein weites Netz von Bestellern hatte, die sehr genau wußten, was sie wollten, hatte er sich doch entschlossen, in das Geschäft mit Darlehen einzusteigen. Auf diese Weise, so rechnete er sich aus, würde er seinen Umsatz kräftig steigern können.
    Morell war gut fünfzig Jahre alt. Nach einer zwanzigjährigen Tätigkeit in der Betrugssparte hatte er das Metier gewechselt und seit Ende der siebziger Jahre ein Hehlerimperium in Südschweden aufgebaut. Auf seinen unsichtbaren Lohnlisten standen über dreißig Diebe und Chauffeure, und jede Woche gingen Transporter voller gestohlener Ware in sein Lager im Freihafen von Malmö, von wo aus sie an Empfänger im Ausland weitergeleitet wurden. Aus Småland kamen Stereoanlagen, Fernsehapparate und Mobiltelefone. Aus Halland rollten Karawanen gestohlener Autos in Richtung Süden zu wartenden Käufern in Polen und inzwischen auch in der ehemaligen DDR.   Er sah, wie |97| sich mit den baltischen Staaten ein neuer bedeutender Markt öffnete, und er hatte auch schon einige Luxuslimousinen nach Tschechien geliefert. Peter Hanson war eines der kleinsten Rädchen im Getriebe seiner Organisation. Morell war, was die Fähigkeiten dieses Mitarbeiters betraf, immer noch im Zweifel und setzte ihn meist bei Einzelbestellungen ein. Vier Wasserpumpen waren ein idealer Auftrag für ihn.
    Deshalb also saß Peter Hanson am Vormittag der Walpurgisnacht fluchend in seinem Wagen. Morell hatte ihm den Feiertag verdorben. Außerdem machte er sich des Auftrages wegen Gedanken. Es waren zu viele Leute unterwegs, als daß er damit rechnen konnte, ungestört zu arbeiten.
    Peter Hanson war in Hörby geboren und kannte Schonen. Es gab keine Nebenstraße in dieser Gegend, die er nicht schon gefahren wäre, und er verfügte über ein gutes Gedächtnis. Er arbeitete nun seit vier Jahren für Morell, seit er neunzehn war. Er dachte manchmal an all die Dinge, die er schon in seinen rostigen Lastwagen geladen hatte. Einmal hatte er zwei Stierkälber gestohlen. Zu Weihnachten kam es oft vor, daß Schweine bestellt wurden. Mehrmals hatte er Grabsteine geschleppt und sich gefragt, wer der offenbar kranke Besteller war. Er hatte Haustüren davongetragen, während die Hauseigentümer schliefen, und zusammen mit einem Kranführer eine Kirchturmspitze herabgeholt. Wasserpumpen waren nichts Ungewöhnliches. Aber der Tag war schlecht gewählt.
    Er hatte beschlossen, in der Gegend östlich vom Flugplatz Sturup anzufangen. Österlen konnte er sich aus dem Kopf schlagen, dort würde heute jedes Wochenendhaus bewohnt sein.
    Wenn er Beute machen wollte, dann im Gebiet zwischen Sturup,

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